Wie man Busfahrer bei den Wiener Linien wird
Gordana Soldat ist eine von nur 40 Buslenkerinnen der Wiener Linien. Mit ihrem Beruf erfüllt sie sich einen Kindheitstraum.
WIEN. Jahrelang war es so: Gordana Soldat ging die Straße entlang, ein Bus fuhr vorbei und ihr Herz begann schneller zu schlagen. "Ich habe Busse schon immer geliebt, seit meiner Kindheit", sagt sie. Die hat sie allerdings in einem kleinen Ort verbracht, und bis sie dann in Wien war und sich traute, bei den Wiener Linien anzuheuern, verging noch einige Zeit. Seit bald drei Jahren ist Gordana Soldat aber Herrin über die tonnenschweren, meterlangen Gefährte der Wiener Linien, und seitdem gilt: je größer, desto besser. "Am liebsten mag ich die Gelenkbusse", sagt sie, "da fühle ich mich wie im siebten Himmel."
Als sie angefangen hat, hatte sie einen B-Führerschein. Das und ein Mindestalter von 24 Jahren gehört zu den Voraussetzungen für eine Aufnahme durch die Wiener Linien (die derzeit 150 Buslenker suchen, nähere Informationen hier), die Lenkberechtigung für die Busse erwirbt man danach im Rahmen einer dreimonatigen Ausbildung. Nach der Ausbildung, erzählt Gordana Soldat, fährt man noch zwei Wochen im Straßenverkehr, allerdings ohne Fahrgäste und mit Lehrlenker, danach fährt der Lehrlenker zwei Wochen im regulären Betrieb mit. "Dieses zusätzliche Monat Fahrpraxis ist sehr sinnvoll, danach habe ich mich gut vorbereitet gefühlt", sagt Soldat.
Das Schwierigste am Busfahren, findet Soldat, ist das Bewegen im Straßenverkehr: "Es ist unsere Aufgabe, die Menschen sicher von A nach B zu bringen. Und bei Fußgängern, Radfahrern, Autofahrern die Übersicht zu bewahren und sicher durch den Verkehr zu manövrieren, ist nicht immer einfach." Niemanden zu verletzen ist oberste Priorität - nicht auf der Straße und auch nicht im Bus, etwa beim Notbremsen. An einer gefährlichen Stelle auf der Inzersdorfer Straße musste Soldat schon einmal einem unachtsamen Autofahrer ausweichen und so scharf bremsen, dass es Verletzte gab. Den Bus zu beherrschen ist dagegen kein Problem für die 38-Jährige: "Es macht mir Spaß, mit dem Gelenkbus schön und geschmeidig ums Eck zu kommen."
Wenn man sich mit dem Bus verfährt
Gordana Soldat arbeitet in der Garage Spetterbrücke, neben Raxstraße und Leopoldau eine von drei Busgaragen der Wiener Linien. 14 verschiedene Linien führen von hier weg, dazu kommen noch sieben Nachtlinien. Die Busfahrer werden auf allen eingesetzt, an jedem Tag eine andere. Am Anfang kann das natürlich zu Verwirrung führen: "Mit dem 10A sollte ich einmal in die Chimanistraße einbiegen, bin aber auf der Strecke vom 35A weitergefahren." Die Fahrgäste haben das natürlich sofort bemerkt, waren aber verständnisvoll, als sie an der nächsten Haltestelle gebeten wurden, auszusteigen. "Unauffällig umdrehen geht mit einem 18 Meter langen Gelenkbus natürlich nicht. Das wäre auch viel zu gefährlich."
Mittlerweile ist der 10A sogar zu ihrer Lieblingslinie geworden: "Eine Runde dauert da zwei Stunden. Ich mag die längeren Linien lieber, weil sie abwechslungsreicher sind." Ebenfalls unter den Favoriten sind die Linien 35A und 48A, "überhaupt" - wie könnte es anders sein - "alle, bei denen Gelenkbusse unterwegs sind." Sieben bis neun Stunden dauert eine Schicht, natürlich mit Pausen. Und auch wenn Busfahrer immer wie Ruhepole im Straßenverkehr wirken, so lange könne niemand ruhig sein: "Zumindest bis zur Halbzeit sollte es sich aber ausgehen", lacht Soldat. Sie hält sich außerdem an den Gedanken, dass die Sicherheit der Fahrgäste das Wichtigste ist, und man deshalb lieber einmal mehr vom Gas geht, als nachher etwas bereut.
Die 38-Jährige ist alleinerziehende Mutter einer Tochter - weil sie Unterstützung hat, sind für sie auch Nacht- und Wochenenddienste möglich. "Ich hätte auch die Möglichkeit, nur jene Schichten zu fahren, während derer meine Tochter in der Schule ist", sagt Soldat, "aber davon mache ich im Moment keinen Gebrauch." Obwohl der Beruf mit Familie also durchaus zu vereinbaren wäre, ist der Frauenanteil bei den Buslenkern sehr niedrig: Er liegt bei unter 5 Prozent.
Bei Einsteigen wird jeder gegrüßt
In ihrer Uniform ist Gordana Soldat durchaus eine Respektsperson, wovon sie auch Gebrauch macht, wenn Fahrgäste ausfällig werden: "Es stört mich persönlich, wenn die Menschen nicht aufeinander achten. Leute streiten sich oft wegen der Sitzplätze, wegen dem Ein- und Aussteigen, gehen aufeinander los. Wenn ich so etwas sehe, handle ich sofort." Insgesamt erlebe sie aber mehr Positives als Negatives - vielleicht auch eine Frage der eigenen Einstellung, meint sie: "Ich begrüße jeden Fahrgast, der bei mir einsteigt, und auch Augenkontakt ist mir sehr wichtig. Natürlich kommt das nicht immer zurück - aber einige Fahrgäste sind begeistert."
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