6. April 2016: Wenn Politik zur Reality-Show wird
Ein gemütlicher Fernsehabend. Füße hochlegen, Popcorn. Auf dem Programm steht ein besonderes Highlight: Die Bezirksvertretungssitzung. Wenn es nach den Neos geht, soll diese nämlich live im Internet übertragen werden. Wegen der Transparenz.
Ob das sinnvoll ist? Man denke nur an die Parlamentssitzungen, die schließlich auch übertragen werden. Diese verkommen teilweise zur reinen Show. Die Sondersitzung zum Bienensterben im Jahr 2013 zum Beispiel. Die Stronach-Mandatare hatten Plüschbienen dabei, die Grünen trugen T-Shirts mit der Aufschrift „Ohne Bienen sind wir Maja“ und Heinz-Christian Strache schenkte dem damaligen VP-Umweltminister Niki Berlakovich fünf Kilogramm Honig. Seine musikalische Rücktrittsforderung lautete „Summ, summ, summ, der Lebensminister bringt euch Bienen um.“
Vielleicht kommen die Bezirksräte in Floridsdorf zur nächsten Sitzung mit Plüsch-Zieseln, um vor der Verbauung am Marchfeldkanal zu warnen. Vielleicht fällt einem im 8. Bezirk zur aktuellen Tempo 30-Debatte ein eingängiger Liedtext mit „Brumm, brumm, brumm“ ein. Vielleicht gibt es in Liesing demnächst T-Shirts mit aufgedruckten Sprüchen über das Asylheim.
Oder vielleicht lässt man das mit dem Übertragen einfach.
Transparenz muss trotzdem her. Aber vielleicht eher in Form einer öffentlichen Plattform, in der man alle Anträge und Protokolle einsehen kann. Dann kann bei den Bezirkssitzungen weiter Politik gemacht werden. Wo Ergebnisse und nicht die Inszenierung zählen.
Niemand braucht eine skurrile Reality-Show anstelle von wirklicher Politik. Außer das Publikum kann am Ende via Telefonvoting jemanden rauswählen. Dann wäre das vielleicht doch wieder reizvoll.
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