FPÖ-Jung: „Die Liesinger sind kein wütender Mob, der aufmarschiert“
Gemeinderat Wolfgang Jung organisiert die FPÖ-Demo gegen das Atzgersdorfer Flüchtlingsheim am 14. März. Im Interview spricht über den Zweck der Veranstaltung, das Schüren von Ängsten und darüber, was die Politik in der Flüchtlingsfrage anders machen müsste.
Sie rechnen mit 2.000 Menschen bei der Demo in Liesing. Warum stößt gerade das Flüchtlingsheim Ziedlergasse auf eine derartige Resonanz?
WOLFGANG JUNG: Die Aufregung hat zuerst bei den Menschen in der direkten Umgebung angefangen. Die haben eine Petition gestartet. Diese ist dann explodiert und hat rund 6.000 Unterschriften. Die ist explodiert, weil sich die Menschen überfahren fühlen. Weil sie mit der Flüchtlingsfrage in Österreich unzufrieden sind. Weil sie sich von der Politik im Stich gelassen fühlen.
Das Heim ist fix. Daran wird auch die Demo nichts ändern. Macht man den Menschen nicht falsche Hoffnungen?
Ja, das Heim ist fix. Aber wir demonstrieren auch nicht dafür, dass es geschlossen wird. Wir geben den Menschen eine Möglichkeit, dass sie ihren Ärger artikulieren können. Damit sie zeigen können „Wir sind viele und wir sind stark“. Ich sehe das fast wie eine Zwischenwahl in Wien.
Es werden also Ängste artikuliert. Und dann?
Wir werden die Sache im Auge behalten. Und wir werden dafür sorgen, dass das Flüchtlingsheim wirklich nächstes Jahr geräumt wird, wie es versprochen wurde. Ich bin mir sicher, dass in absehbarer Zeit Probleme dort auftauchen werden. Da sind wir dann da.
Sie sagen, dass sie nicht gegen die Flüchtlinge, sondern gegen die Politik demonstrieren? Kann man das wirklich trennen?
Das eine ist ohne das andere nicht zu sehen, das ist richtig. Aber wir demonstrieren tatsächlich nur gegen die Politik. Gegen das unüberlegte Öffnen der Grenzen. Gegen die ansteigende Kriminalität, da nicht nur wirkliche Kriegsflüchtlinge kommen. Auch die Rauschgiftproblematik ist dadurch gestiegen.
Noch einmal konkreter: Es stehen am Montag 2.000 verärgerte Menschen am Liesinger Platz. Wie verhindern Sie, dass die Stimmung nicht umschlägt und sich die Menge Richtung Flüchtlingsheim in Bewegung setzt?
Die Liesinger sind kein wütender Mob, der aufmarschiert. Es wird wahrscheinlich Buh-Rufe und Transparente geben. Aber mit unserer Veranstaltung wollen wir verhindern, dass es zu gewalttätigen Übergriffen kommt. Wir wollen keine Zustände wie in Deutschland. Deswegen fungieren wir als Ventil für die Wut.
Was müsste die Politik aus Ihrer Sicht anders machen?
Das Boot ist voll. Also muss man die Grenzen schließen. Die Asylberechtigungen muss man überprüfen. Und für diejenigen, die eine zeitlich begrenzte Aufnahmeberechtigung haben, muss man gute Möglichkeiten schaffen, diese unterzubringen. Ich kenne die Länder wie Syrien, Afghanistan und Co. Ich war beruflich dort. Es wird nicht so einfach gehen, die Situation dort in den Griff zu bekommen. Trotzdem muss man sagen, es hat niemand ein Anrecht darauf, einfach in ein anderes Land zu kommen und dort zu leben. Es geht nicht, dass man sich abputzt und sagt „Ich flüchte aus Syrien, weil ich nicht gegen den IS kämpfen will, aber die Österreicher und Deutschen müssen das tun.“ Aber das ist eine außenpolitische Frage.
Die FPÖ gibt sich gerne als einzige Partei, die die Ängste der Bürger versteht. Aber schüren Sie diese Ängste nicht absichtlich?
Schürt die Gewerkschaft auch absichtlich Ängste, wenn sie Lohnforderungen stellt? Wenn man Zahlen nennen kann, ist das kein Ängste schüren, sondern auf ein Problem aufmerksam machen. Und das auf einer Demonstration zu artikulieren, ist ein demokratisches Recht. Ängste schüren, das tun eher die Linken, die am Montag eine ordnungsgemäße, politische Veranstaltung stören wollen.
Im Bezirk regt sich auch Widerstand gegen die Demo. Die Kirchenglocken werden etwa aus Protest fünf Minuten lang läuten. Was sagen Sie dazu?
Das sind, und ich meine das jetzt gar nicht bösartig, einfach Gutmenschen, die die Situation vollkommen weltfremd beurteilen. Und ich habe mit einigen Katholiken gesprochen, die sich darüber beschweren, Die Kirche scheint diesbezüglich also gespalten zu sein. Aber trotzdem: Kirchenglocken waren schon früher wichtige Instrumente und haben etwa in Kriegszeiten Menschen dazu gebracht, sich zu versammeln. Wir sehen das also nicht als Ruhestörung. Wir werden einfach andächtig den Glocken zuhören und danach mit den Reden beginnen.
Hintergrund:
Interview: Liesinger Pfarrerin Lang-Czedik: "Kirche muss politisch agieren, wenn Menschenrechte in Frage gestellt werden"
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