Wege aus der Krise finden

Maßnahmenpaket vorgestellt: Suizidexperte Christian Haring (li.) und Bgm. Wolfgang Jörg.
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LANDECK (otko). Vor wenigen Wochen erschütterten die Suizide von zwei jungen Menschen die Stadt Landeck. Die Trauer war groß. Bgm. Dr. Wolfgang Jörg und der Stadtrat suchten sofort den Kontakt zu kompetenten Experten und Institutionen und führten zahlreiche Gespräche. Im Rahmen eines ersten Treffens wurde ein Suizidpräventionsprogramm für die Stadtgemeinde angedacht. "Ich habe auch mit dem aus Landeck stammenden Experten Prof. Christian Haring Kontakt aufgenommen und mit ihm gemeinsam erste Schritte einer Strategie überlegt. Wichtig ist, dass man die Leute auffängt und handelt und nicht nur redet", betonte Jörg. Es sei Aufgabe einer Stadt, dass man sich solch eines Themas annehme. Der Stadtrat genehmigte 5.000 Euro für ein einjähriges Projekt zur Suizidprävention.
Vergangen Mittwoch trafen sich Bgm. Jörg und Prof. Haring, Leiter der Österreichischen Gesellschaft für Suizidprävention (ÖGS), in einer größeren Runde zu einer ersten Projektbesprechung im Landecker Rathaus. Anwesend waren auch VertreterInnen der Stadtverwaltung, der Polizei, der BH Landeck, des Kriseninterventionsteams, der Hospizgruppe, des Vereins "pro mente", der Dekanatjugend sowie die Jugendbetreuer.

Tabuthema Selbsttötung

"Suizid ist nach wie vor ein Tabuthema, obwohl es die zweit-häufigste Todesursache bei Männern bis zum 40. Lebensjahr ist. Je mehr darüber reden, desto leichter fällt der Umgang damit", erläuterte der aus Landeck stammende Experte Haring. Dahinter würden oft psychische Erkrankung stecken und die Leute würden Hilfe suchen. "In der Gesellschaft hat es uns gut zu gehen und für viele ist die einzige Möglichkeit nur mehr die Selbsttötung. Wir müssen aber darüber reden wie es uns geht und unser Hilfesuchverhalten steigern, das ist die beste Suizidprävention. Die Leute müssen wissen, wo und wie sie Hilfe bekommen", betonte Haring.

Hilfe finden

In einem ersten Schritt werden von der Stadtgemeinde Listen mit allen Beratungsstellen im Bezirk Landeck aktualisiert. Diese Infos sollen dann altergruppenspezifisch sollen dann im Scheckkartenformat und auch online verfügbar sein. Daneben soll auch ein Erste-Hilfe-Kurs für psychische Krisen angeboten werden. Für so genannte "Gatekeeper" in der Suizidprävention soll ein spezielle Schulung angeboten werden. Gatekeeper sind Institutionen und Personen wie Lehrer, Rotes Kreuz, Polizei und AMS. Auch verschiedene Expertenvorträge, ein Film- und Theaterprojekt sollen die Maßnahmen abrunden. Als erste Referentin wurde die Suizidexpertin Regina Seibl nach Landeck eingeladen.
Zudem verwiesen die Polizeivertreter Werner Hauser und Markus Öttl auf die bessere Absicherung so genannter "Hotspots", Das sind Plätze, wo vermehrt Suizide stattfinden. "Wenn solche Hotspots beobachtet und abgesichert werden, dann geht die Energie für suizidale Handlungen nach unten", erklärt Experte Haring.

Jugend einbinden

Auch die Jugend soll in das Projekt eingebunden werden. Norbert Zangerl vom Landecker Jugendtreff stellt ein Alkohol-Präventionsprojekt in der Jugendarbeit vor. Laut dem Landecker Stadtchef soll die mobile Jugendarbeit von derzeit 20 auf 50 Wochenstunden ausgebaut werden. Im Herbst startet auch die tirolweite Initiative "Youth aware for mental help", in die die Landecker Initiative eingebunden werden könnte.
"Die Initiative geht von der Stadtgemeinde Landeck aus, aber natürlich steht die Initiative auch für alle Leute aus den anderen Gemeinden offen. Was sich schlussendlich daraus entwickelt ist offen", so Jörg abschließend.

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