Antikörper-Studie der medizinischen Universität Innsbruck
42,4 Prozent der Ischgler Bevölkerung bildete Antikörper

Die medizinische Universität Innsbruck führte in Ischgl eine Antikörper-Studie durch, erste Ergebnisse zeigen, dass 42,4 Prozent der Ischgler Bevölkerung Antikörper gegen das Coronavirus haben. | Foto: Othmar Kolp
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ISCHGL. Erste Einblicke in die Ergebnisse der Antikörper-Studie der medizinischen Universität Innsbruck in Ischgl zeigten, dass 42,4 Prozent der Ischgler Bevölkerung Antikörper gegen das Coronavirus haben. 79 Prozent der Ischgler Einwohner nahmen an der Studie teil.

Antikörper-Studie

In der Gemeinde Ischgl hat die medizinische Universtität Innsbruck eine Antikörper-Studie im April 2020 eine Antikörper-Studie begonnen, um gesicherte Erkenntnisse zum Durchseuchungsgrad und die Verbreitung von durch SARS-CoV-2 ausgelöste Infektionen zu erhalten.
Die dafür notwendige Probennahme, die spezifische Antikörpertestung sowie die Aufbereitung und Analyse der Daten wurde durch das Institut für Virologie unter der Leitung von Dorothee von Laer in Zusammenarbeit mit weiteren Einrichtungen an der Medizinischen Universität Innsbruck durchgeführt. Bei einer Pressekonferenz heute, Donnerstag wurden erste Einblicke in die Ergebnisse der populationsbasierten Studie geboten.

Antikörpertests sollen mögliche Herdenimmunität in Ischgl klären

42,4 Prozent bildeten Antikörper

Die ersten präsentierten Ergebnisse zeigten, dass 42,4 Prozent der Bevölkerung von Ischgl Antikörper gegen das Coronavirus haben. 79 Prozent der Ischglerinnen und Ischgler hatten sich nach Einladung durch die Medizinische Universität Innsbruck bereit erklärt, vom 21. bis 27. April 2020 an der Studie teilzunehmen, sodass schließlich 1.473 ProbandInnen (1.259 Erw., 214 Kinder) aus 479 Haushalten teilnahmen. Die Testungen wurden also an knapp 80 Prozent der Einwohner durchgeführt. Das Blut wurde auf Antikörper untersucht und ein Rachenabstrich wurde als Test auf das Virus durchgeführt. Zusätzlich wurde mit einem Fragebogen die mögliche Krankheitsgeschichte erhoben. 

Rektor W. Wolfgang Fleischhacker | Foto: Florian Lechner/MUI
  • Rektor W. Wolfgang Fleischhacker
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Im Hinblick auf den erhobenen Nachweis von Antikörpern ist die Studie jedoch nicht repräsentativ für die österreichische Gesamtbevölkerung. „Es handelt sich hier um eine Leuchtturmstudie mit dankenswert sehr hoher Beteiligung der Ischgler Bevölkerung. Die Erkenntnisse werden dabei helfen, zukünftige Untersuchungen besser planen zu können und die Anwendung von Antikörpertests noch sicherer zu machen“, so der Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, W. Wolfgang Fleischhacker.

Nicht von Herdenimmunität auszugehen, trotzdem gut geschützt

Etwa sechs Mal höher sei die Zahl der positiv auf Antikörper getesteten Personen als die zuvor Corona-positiv getesteten Personen. "42,4 Prozent der Bevölkerung in unserer Studie waren Antikörper-positiv", so Leiterin der Studie, Dorothee von Laer. Das sei der bisher höchste publizierte Anteil an Antikörper-positiven Personen in einer Region. Es sei natürlich möglich, dass in anderen Regionen der Erde eine höhere Prävalenz herrsche, diese Daten seien aber bis jetzt nicht publiziert worden, erklärt von Laer. "Auch wenn damit nicht von einer Herdenimmunität auszugehen ist, dürfte die Ischgler Bevölkerung doch zu einem Gutteil geschützt sein“, kommentiert Studienleiterin von Laer das Ergebnis.

Virologin und Studienleiterin Dorothee von Laer. | Foto: Florian Lechner/MUI
  • Virologin und Studienleiterin Dorothee von Laer.
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Am stärksten betroffen war die Altersgruppe zwischen 18 und 60, wobei Männer etwas häufiger als Frauen betroffen waren. 214 der untersuchten Personen waren Kinder (unter 18 Jahren), hier wurde festgestellt dass nur 27 Prozent von ihnen Antikörper gebildet haben. 

Epidemiologe Peter Willeit | Foto: Florian Lechner/MUI
  • Epidemiologe Peter Willeit
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"Besonders interessant an den Ergebnissen der Studie in Ischgl ist, dass ein Großteil der Personen mit Antikörpern erst durch die Studie als Coronafälle identifiziert wurde. Das unterstreicht, wie wichtig die Durchführung von Antikörper-Studien ist“, kommentiert Petr Willeit, Epidemiologe an der Innsbrucker Univ.-Klinik der Neurologie die Untersuchung.

Vorsichtige Rückschlüsse auf Infektionsverlauf

Mittels Fragebogen konnten in der Studie auch vorsichtige Rückschlüsse auf den Infektionsverlauf erhoben werden. So berichtete ein Großteil der seropositiv getesteten StudienteilnehmerInnen über Geschmacks- und Geruchsstörungen, gefolgt von Fieber und Husten. Unter den seropositiv getesteten Kindern verlief die Infektion meist asymptomatisch. Lediglich neun Erwachsene unter den StudienteilnehmerInnen mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Die Frage der Immunität bzw. wie lange TrägerInnen von SARS-CoV-2 Antikörpern vor einer Infektion geschützt sind, ist auch mit dieser Studie nicht aufgeklärt. „Es wäre sicher sinnvoll, die Ischgler Kohorte weiterhin zu begleiten und die Seroprävalenz zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu untersuchen“, so Rektor Fleischhacker.

Tests am Prüfstand

Im Fokus der Studie stand außerdem die Anwendungssicherheit der Testverfahren zur Feststellung von Antikörpern. Diese Eiweißmoleküle, sogenannte Immunglobuline, werden vom Immunsystem zur Bekämpfung von Krankheitserregern und anderen Fremdstoffen gebildet. „Um die SARS-CoV-2 spezifischen Immunglobuline IgA und IgG im Blut nachweisen zu können, haben wir ein dreistufiges Verfahren mit maximaler Sensitivität und praktisch 100 Prozent Spezifität etabliert“, beschreibt von Laer die neue Teststrategie. Dabei wurden zwei hochsensitive ELISA-Tests (Immunassay-Verfahren, das auf einer enzymatischen Farbreaktion basiert) eingesetzt, deren negative Ergebnisse als endgültig negativ beurteilt wurden. Übereinstimmend positive Ergebnisse wurden als „Hinweis auf eine zurückliegende Infektion mit SARS-CoV-2“ beurteilt. War nur ein ELISA positiv, der andere negativ, wurde zur weiteren Abklärung ein Neutralisationstest durchgeführt.

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