"Design for Emergency"
Ischglerin leitet Österreich-Teilnahme an internationalem Corona-Forschungsprojekt

Die Wissenschaftlerin Eveline Wandl-Vogt aus Ischgl ist in internationale Forschungen involviert. | Foto: Tom Mesic
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BEZIRK LANDECK/ISCHGL (sica). Eine weltumspannende Initiative von Forschungseinrichtungen beschäftigt sich seit dem ersten Lockdown mit der Entwicklung von Produkten oder Service-Angeboten, die Menschen helfen Ausnahmesituationen wie die Pandemie zu meistern - Auch regionale Ideen wären gefragt. Die Ischgler Wissenschaftlerin Eveline Wandl-Vogt leitet die Teilnahme Österreichs am Forschungsprojekt "Design for Emergency". 

Ischgler Wissenschaftlerin mit weltweiter Vernetzung

Die gebürtige Ischglerin Eveline Wandl-Vogt studierte nach ihrem Abschluss am Gymnasium in Landeck Germanistik, Theaterwissenschaft, Geografie und Informatik in Wien - ursprünglich auf Lehramt. Zufällig begann sie durch einen ihrer Uni-Professoren während des Studiums an der Akademie der Wissenschaften zu arbeiten. Seit den frühen Neunzigern war sie dort im Rahmen eines Wörterbuchprojekts tätig. "Da habe ich gerade gut reingepasst", erinnert sich Eveline. "Einerseits durch meinen interessanten, dialektalen Hintergrund, andererseits aufgrund meiner Informatik-Kenntnisse."

Eveline Wandl-Vogt begann zufällig durch einen ihrer Uni-Professoren während des Studiums an der Akademie der Wissenschaften zu arbeiten. Heute ist sie nach wie vor als Wissenschaftlerin tätig. | Foto: Eveline Wandl-Vogt
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Damals habe eine Art Trendwende stattgefunden, erzählt die heutige Wissenschaftlerin. Es wurde begonnen, Informationen zu digitalisieren und Datenbanken anzulegen. "Das war richtige Pionierarbeit damals", so Eveline. Nach umfassenden Arbeiten am Institut für Dialekt und Namenlexika hat sich die Richtung für Eveline Wandl-Vogt verändert: Momentan ist sie am Institut "Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage" tätig. "Jetzt spricht man viel von digitalen Geisteswissenschaften", erklärt Eveline. Die Ischglerin beschäftigt sich viel mit Innovationsforschung, partizipativer Entwicklung von Wissen und auch damit, wie man das Wissen der Akademie gezielt anwenden kann. Und genau da spielt das aktuelle Projekt rein, an dem sich weltweit aktuell 12 Länder beteiligen.

Die Wissenschaftlerin Eveline Wandl-Vogt aus Ischgl ist in internationale Forschungen involviert. | Foto: Tom Mesic
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Entstehende Probleme erkennen und Lösungen finden

Zum aktuellen Forschungsprojekt "Design for Emergency" (zu deutsch: Design für den Notfall) ist Eveline Wandl-Vogt durch ihre Affiliation an der amerikanischen Elite-Universität Harvard gekommen - Dort ist die Ischglerin Gastforscherin. Während des ersten Lockdowns hat sich auch die Österreichische Akademie der Wissenschaften Gedanken gemacht, wie man konkret zu Corona Projekte machen kann. Durch den Harvard-Kontakt zu Forschenden aus der amerikanischen Stadt Boston, die dieses Projekt in die Wege leiteten, ist Eveline auf die weltweite Initiative gestoßen.

"Design for Emergency": Konkret wird das Ziel verfolgt, dass Wissen nicht nur theoretisch bleibt.  | Foto: Design for Emergency
  • "Design for Emergency": Konkret wird das Ziel verfolgt, dass Wissen nicht nur theoretisch bleibt.
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Gemeinsam mit zwei weiteren MitarbeiterInnen arbeitet sie aktuell daran. "Konkret wird das Ziel verfolgt, dass Wissen nicht nur theoretisch bleibt. Wir möchten mit BewohnerInnen gemeinsam eruieren, welche Probleme in ihrem persönlichen Umfeld oder ihrer Region entstehen und möchten gemeinsam Service-Angebote oder Produkte zur Lösung entwickeln", erklärt die Wissenschaftlerin. An der Initiative "Design for Emergency" nehmen aktuell Italien, Spanien, die USA, Großbritannien, Österreich, Frankreich, Russland, Brasilien, Südkorea, Ecuador, Mexiko und Peru teil.

In zwei Schritten zu "Design Challenges"

Damit für eventuelle Probleme und besondere Herausforderungen neue Produkte entwickelt werden können, beginnt der Prozess mit einem knapp zehnminütigen Fragebogen. Dieser findet das emotionale Befinden der Befragten heraus. Im zweiten Schritt analysieren WissenschaftlerInnen die erhobenen Daten und filtern beispielsweise heraus, welche negativen Auswirkungen und Gefühle Corona in einer bestimmten Region mit sich bringt. 

Aktuell forscht Eveline Wandl-Vogt vom Home-Office aus in Ischgl. | Foto: Eveline Wandl-Vogt
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Nach der Analyse werden sogenannte "Design Challenges" gestartet - Ab diesem Zeitpunkt können Ideen für Produkte oder Dienstleistungsangebote, zugeschnitten auf die erhobenen Probleme und Herausforderungen der Bevölkerung, eingereicht werden. "Die Daten werden anonymisiert auf der Plattform von 'Design for Emergency' zur Verfügung gestellt und im internationalen Kontext wird ein Vergleich gezogen zwischen einzelnen Regionen und Nationen. Das Ziel dieser Ausschreibungen ist ganz klar: "Die skizzierten Produkte oder Service-Angebote sollen bestenfalls auch in die Entwicklung gehen und angeboten werden können", erklärt Eveline Wandl-Vogt. 

Bezug zu Region besonders interessant

"Besonders interessant ist natürlich zu sehen, welche Probleme vermehrt in welcher Region auftreten", so Eveline. "Darauf aufbauend könnten solche 'Design Challenges' auch sehr gut in den ländlichen Raum gebracht werden und lokale Thematiken so optimal aufgegriffen werden." Vorstellen kann sich die Wissenschaftlerin beispielsweise eine regionale Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer und heimischen Unternehmen. Eine vergleichbare Kooperation bestehe bereits mit dem Innovationswerk für Kärnten und sei auch für Tirol und den Raum Landeck bei Interesse durchführbar.

Bereits entwickelt: "Higienizador Modular/Modular Sanitizer". Ein Armband, mit dem das Desinfektionsmittel immer einsatzbereit am Handgelenk ist und dadurch zur öfteren Desinfektion motiviert. | Foto: Design for Emergency
  • Bereits entwickelt: "Higienizador Modular/Modular Sanitizer". Ein Armband, mit dem das Desinfektionsmittel immer einsatzbereit am Handgelenk ist und dadurch zur öfteren Desinfektion motiviert.
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"Je größer die lokale Verankerung ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein Produkt entsteht, das auch umgesetzt wird", ist sich die Wissenschaftlerin sicher. Die sogenannte Mitmach-Phase in Österreich kann im Prinzip ab sofort starten. "Aktuell ist eine Zusammenarbeit mit dem BMBWF geplant, um im Rahmen des Projekts mit Schulen zu arbeiten und SchülerInnen Resilienz im Umgang mit der Krise zu erarbeiten", informiert Eveline Wandl-Vogt. Gerade diese Altersgruppe liefere umgekehrt für die Wissenschaftlerin wichtige Impulse: "Kinder und Jugendliche sind von dieser Pandemie stark getroffen worden und ihr Alltag hat sich massiv verändert - Da entstehen bestimmt kreative und unkonventionelle Ideen, was für sie in dieser Ausnahmesituation hilfreich sein könnte und was Unternehmen vielleicht ermutigt, neue Wege zu gehen." 

In Entwicklung: "Angelo" von Luciano Fumagalli, Storie Design Studio. Ein Gerät, dass die Distanz zwischen Altenheimbewohnern und ihren Angehörigen überwinden und es den älteren Personen möglich macht, die Stimmen ihrer Angehörigen trotz Abstand zu hören und zu verstehen. | Foto: Design for Emergency
  • In Entwicklung: "Angelo" von Luciano Fumagalli, Storie Design Studio. Ein Gerät, dass die Distanz zwischen Altenheimbewohnern und ihren Angehörigen überwinden und es den älteren Personen möglich macht, die Stimmen ihrer Angehörigen trotz Abstand zu hören und zu verstehen.
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Produkte in Entwicklung

Basierend auf den bereits ausgewerteten Daten von Italien und Brasilien wurde bereits die erste offene "Design Challenge" ausgeschrieben. Die Lösungen sollen auf die Probleme, Bedürfnisse, Wünsche und das emotionale Wohlbefinden der Bevölkerung abzielen. Die Ideen und Ziele dahinter sollen das Verbinden, Unterstützen, Unterhalten, Informieren, Organisieren und Vorbeugen sein. Einige der eingereichten Projekte wurden bereits entwickelt oder befinden sich derzeit in der Entwicklungsphase: Face-Shields, ein Armband als mobiler Desinfektionsmittelspender, das Service-Angebot einen Einkauf zu buchen oder die Kontrolle von emotionaler Gesundheit von Pflege- und Gesundheitspersonal durch eine App sind darunter. 

"Coronavirus Emergency Free Iconset (100x icons" von Guilia Peretti, Silvia Recalcati - Als Hilfe für eine schnelle Notfallkommunikation für Organisationen, Firmen und Institiutionen wäre eine Idee einheitliche Symbole als universelle Sprache im Zusammenhang mit Corona zu entwickeln. | Foto: Design for Emergency
  • "Coronavirus Emergency Free Iconset (100x icons" von Guilia Peretti, Silvia Recalcati - Als Hilfe für eine schnelle Notfallkommunikation für Organisationen, Firmen und Institiutionen wäre eine Idee einheitliche Symbole als universelle Sprache im Zusammenhang mit Corona zu entwickeln.
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Links zum Forschungsprojekt

"Design for Emergency" - Deutschsprachige Umfrage
Forschungsprojekt "Design for Emergency"
Prototypen, die teilweise weiterentwickelt wurden

Kontakt: Eveline Wandl-Vogt - eveline.wandl-vogt@oeaw.ac.at

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