"Schwabenkinder am Weg"

Projekt-Verantwortlichen: Gerald Jochum, Willi Viertel, Kurt Tschiderer, Kristian Klotz, Franz Geiger, Ernst Spreng, Helmut Pöll und Peter Mall (v. l.).
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  • Projekt-Verantwortlichen: Gerald Jochum, Willi Viertel, Kurt Tschiderer, Kristian Klotz, Franz Geiger, Ernst Spreng, Helmut Pöll und Peter Mall (v. l.).
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LANDECK (otko). Noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Kinder von ihren Eltern ins Schwabenland geschickt, um der Not der Heimat zu entgehen und durch ihre Arbeit etwas zum Familieneinkommen beizutragen. Das Schicksal der Kinder aus dem Bezirk Landeck und dem Vinschgau wurde nun in einem grenzüberschreitenden Interreg-Projekt historisch aufgearbeitet.
Projektpartner sind der Bezirksmuseumsverein Landeck, das Alpinarium Galtür, das Museum St. Anton, der Kunstraum Pettneu und das Vintschgermuseum Schluderns (Südtirol).
Rund 187.000 Euro (70 Prozent EU-Förderung) wurden in die Aufarbeitung des Schicksals der Hütekinder investiert.
Das Interreg-Projekt "Schwabenkinder am Weg" wurde 2010 vom Bezirksmuseumsverein (BMV) Landeck eingereicht und mit 30. September 2013 abgeschlossen. Die erste Initiative für ein solches Projekt stammte aber aus dem Bodenseeraum. Nach einem Wechsel im BMV hat Franz Geiger das Projekt übernommen und neu aufgestellt.
"Die Thematik wurde professionell aufgearbeitet und Kulturprojekte sind in den EU-Förderprogrammen auch weiterhin ein Schwerpunkt", bemerkte regioL-Geschäftsführer Gerald Jochum.

Bewegende Schicksale

Das Ergebnis des Projektes ist vielfältig. "Die Dienstbotenverzeichnisse aus dem Schwabenland wurden nach Namen von Kindern aus der Region durchforstet und diese in den lokalen Archiven gegenrecheriert", erläutert Koordinator Geiger. Dadurch haben die Kinder auf einmal Namen und Gesichter bekommen.
"Von 57 angegebenen Namen aus Galtür haben wir 54 Kinder tatsächlich in den Taufbüchern gefunden", schilderte Helmut Pöll vom Alpinarium Galtür. Sämtliche Ergebnisse wurden in einer Datenbank erfasst.
Die Ergebnisse fließen in die jeweiligen Ausstellungen in den Museen ein. Zusätzlich veranschaulichen sechs Infotafeln den Weg der Schwabenkinder.

Kinderarbeit einst und heute

Heimatforscher Kurt Tschiderer (Kunstraum Pettneu) hat im Rahmen des Projekts die Broschüre "Schwabenkinder am Weg" verfasst. "Der Blick auf die Schwabenkinder soll uns den Blick auf die Millionen von Kindern öffnen, die noch heute arbeiten müssen", betonte Tschiderer.
Auch Peter Mall vom Museum St. Anton sieht in der Erinnerung an die bewegenden Schwabenkinder-Schicksale – gerade in einer Tourismusregion – eine besondere Priorität.
"Das Thema ist gerade für die Jugend interessant, damit sie sehen wie es früher war und sie sich auf die wirklichen Dinge besinnen", so Mall.
Medienkoffer für Unterricht
Für die Volks- und Neuen Mittelschulen wurde ein eigener Buckelkorb – wie ihn die Schwabenkinder trugen – mit modernen Unterrichtsmaterialien zusammengestellt.
"Die Museen geben das Thema Schwabenkinder aus dem Haus und alle Materialien können fächerübergreifend eingesetzt werden", erklärt Pädagoge Ernst Spreng. Die Körbe können in Landeck, St. Anton und Galtür ausgeliehen werden.

Lesen Sie dazu den Kommentar: Ein dunkles Kapitel wurde aufgearbeitet

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