„Größte Kränkung ist fehlende Wertschätzung“
Vortrag von Professor Haller am 15. November im Arlbergsaal

SoViSta-Obfrau Maria Kössler, der Vortragende Professor Reinhard Haller, Kathrin Hörschläger (Obfrau-Stv.) und Margarethe Gonzo (2. Obfrau-Stv.).  | Foto: Elisabeth Zangerl
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Der gemeinnützige Verein SoViSta unter Obfrau Maria Kössler organisierte am 15. November einen hochkarätigen Vortrag mit dem Psychiater, Psychotherapeut, Autor und forensischen Gutachter, Reinhard Haller. Referiert und diskutiert wurde über folgendes Thema, das ident mit dem Titel seines publizierten Buches ist: „Das Wunder der Wertschätzung: Wie wir andere stark machen und dabei selbst stärker werden.“

ST. ANTON AM ARLBERG. (lisi). Der Arlbergsaal war bis auf den letzten Platz gefüllt – sogar Stühle mussten kurzfristig noch organisiert werden. Über diesen großen Besucherandrang freute sich das SoViSta-Team mit Obfrau Maria Kössler, welche die Begrüßung vorgenommen hat. Professor Reinhard Haller ist am Arlberg kein Unbekannter – er ist Mitglied im Bruderschaftsrat der Bruderschaft St. Christoph. „Wir haben uns sehr über die Zusage zu diesem Vortrag gefreut“, erklärte Maria Kössler eingangs. In seinem 2015 veröffentlichten Bestseller „Die Macht der Kränkung“, erklärt Reinhard Haller, wie zerstörerisch dieses darin beschriebene Gefühl wirken kann. Als positive Ergänzung hierfür publizierte er vier Jahre später „Das Wunder der Wertschätzung: Wie wir andere stark machen und dabei selbst stärker werden.“ Zu diesem Thema referierte er auch am 15. November im Arlbergsaal - die Kernmessage des Abends: Echte Wertschätzung kann wahre Wunder bewirken. Sie hat das Potential, nicht nur andere, sondern auch uns selbst zu stärken. Genauso, wie Wertschätzung Positives bewirken kann, kann jedoch Kränkung zu Gegenteiligem, bis hin zu schweren Verbrechen, führen.

„Alltägliche Themen“

„Ich werde heute nicht viel anderes tun, als Geschichten zu erzählen – wir Psychiater waren früher Geschichten-Erzähler“, leitete Professor Haller seinen hochkarätigen Vortrag ein und: „Das Thema, worüber wir heute reden, ist ein wenig Spektakuläres.“ Und ergänzte, dass nicht auf schwere, psychische Krankheiten eingegangen wird, sondern auf die „alltäglichen Themen Kränkung und Wertschätzung.“ Sein Credo eingangs lautete: „Die größte Kränkung ist fehlende Wertschätzung“ und: „Wenn man Wertschätzung richtig einsetzt, hat diese einen enormen therapeutischen Wert.“ Gleich anfangs erzählte der renommierte Psychiater und Psychotherapeut eine Geschichte aus seinem Berufsalltag. Handelnd von einem glücklich verheirateten, beruflich erfolgreichen und mitten im Leben stehenden Mann, der keine Suchterkrankung oder psychische Erkrankung aufweisen konnte und dennoch einen Selbstmordversuch beging – als Grund hierfür wurde „Kränkung“ angegeben, eine (an ausschließlich ihn) nicht ausbezahlte, betriebliche Prämie: „Der Mann hat erzählt, dass das Schlimmste für ihn war, dass sie es nicht gemerkt hätten, dass sie ihn gekränkt hätten“, erzählt Professor Haller dieses erschütternde Praxisbeispiel.

„Spielt enorme Rolle im Leben eines Menschen“

Als einfache Möglichkeit im Alltag empfiehlt Professor Haller die direkte Frage, ob man jemanden gekränkt hat? „Fragen Sie bei Ihrem Gegenüber einfach nach“, rät er und ergänzt: „Zu Kränkung und Wertschätzung gibt es keine medizinische Definition, Diagnose oder Therapie – und dabei spielt es eine enorme Rolle im Leben eines Menschen“ und: „Ich habe elf Jahre lang Medizin studiert und das Wort ´Kränkung´ im Rahmen meines Studiums nie gehört.“ Dabei zeigt Professor Haller auf: „Ein Drittel aller Patienten, die zum Hausarzt gehen, haben psychische Leiden, die sich dann durch Rückenschmerzen und vieles mehr äußern. Auf das Thema „Kränkung“ sei der renommierte Experte, durch den Kriminalbereich gekommen, auch hier zeigte er Fallbeispiele auf, so hat er beispielsweise Gutachten des Briefbombenattentäters Franz Fuchs erstellt, der seiner Einschätzung nach „einer der intelligentesten Menschen“ war, die Haller kannte: „Wir waren der Meinung, dass die Taten politische Hintergründe hatten, acht mal zwei Tage, beziehungsweise Nächte, weil er nachtaktiv war, habe ich mit ihm gesprochen und bin drauf gekommen, dass es auf Kleinigkeiten von Kränkungen zurück zu führen war“ und: „Er war ein gescheiter Mann, der durch Kränkung auf die kriminelle Bahn geriet. So ereignete sich aus einer Kleinigkeit heraus das größte Verbrechen der Republik.“

„Verbrechen sind Psychologie pur“

„Auch bei psychischen Problemen spielen fehlende Wertschätzung beziehungsweise Kränkungen eine wesentliche Rolle“, zeigt Professor Haller auf und verweist, dass das auch vielfach als Scheidungsgrund zu nennen ist. Er ist im Bezug auf die Kriminalgeschichte überzeugt: „Kleinigkeiten können zu enormen Katastrohen führen“ und: „Verbrechen sind für mich Psychologie pur.“ Auch auf die derzeit in Österreich viel diskutierten Frauenmorde ging er ein: „An sich herrschen hier kriminalitätsarme, sozusagen skandinavische, Verhältnisse.“ Aber auch in Österreich ereignen sich viele Morde in den eigenen vier Wänden, 70 % davon seien Beziehungsdelikte: „Die gefährlichste Situationen für Frauen ist nicht der dunkle Wald – Sie dürfen nicht Heim gehen“, erklärte Haller die Statistik, dass die meisten Morde in den eigenen vier Wänden begangen werden und: „Auch Frauenmorde haben viel zu tun mit Kränkung und mangelnder Wertschätzung.“ In seinem Leben hat der Gutachter mit 500 Mördern Gespräche geführt, darunter 37 Frauenmörder: „Dabei hatte ich oft das Gefühl, mit dem Opfer zu sprechen, nicht mit dem Täter – oft werden Gründe wie keine Zuwendung, Liebe, mangelnde Wertschätzung, uvm. genannt“, weiter erklärt er: „Ich will das nicht gut heißen, ich möchte es Ihnen nur erklären.“

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