Landeck ist der extremste Bergbauernbezirk

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PFUNDS/KOBL (joli). Der bäuerliche Bio-Betrieb der Familie Gotsch liegt auf 1.430 Meter Seehöhe mit 332 Erschwernispunkten nach dem Berghöfekataster (früher Berbauernzone 4) in sehr extremer Lage im Pfundser Ortsteil Kobl. "Wir bewirtschaften 15,26 ha Ein- und Zweimähdige Wiesen. Es wird auch ein Betrieb in Noggles mitbewirtschaftet, die Anfahrt dorthin beträgt mit den landwirtschaftlichen Fahrzeugen ca. 45 Minuten in eine Richtung", erklärt Betriebsführer Werner Gotsch. Aktuell besteht der Viehstand aus acht Milchkühen, einem Zuchtstier, neun Stück Jungvieh sowie acht Schweinen und fünf Ziegen.
Die Bewirtschaftung der Grünflächen erfogt mit Bergbauernspezialmaschinen und viel Handarbeit, was den Einsatz der ganzen Familie erfordert. "Die meisten Maschinen sind Sonderanfertigungen, was größere Investitionskosten für uns bedeutet", erklärt Werner Gotsch bei der kürzlichen Betriebsbesichtigung.
Seit Jahren hat sich der Betrieb auf die Milchverarbeitung und die Direktvermarktung spezialisiert. Der Großteil der Milch wird zu hochwertigen Produkten veredelt. Käse, Butter und auch Speck und Brot werden über den Abhof-Verkauf und den Bauernmarkt in der näheren Umgebung abgesetzt. Von Mitte November bis Ende April ist Werner Gotsch als Seilbahnbediensteter tätig. Damit in dieser Zeit der Betrieb einwandfrei funktioniert, hilft die ganze Familie zusammen. So wird die Direktvermarktung von Ehefrau Rita Gotsch geführt. Auch Sohn Andreas Gotsch und Großvater Richard Gotsch sind voll und ganz in den Betriebsalltag involviert.
"Die Abgeltungen für extreme Berglandwirtschaft müssen verbessert werden, sodass man den Jungen eine Perspektive geben kann. Jeder profitiert von einem gesunden und bewirtschafteten Erholungsraum", betont der Bezirksobmann Elmar Monz.

Extremster Bergbauernbezirk

Der Bezirk Landeck ist der extremste Bergbauernbezirk in ganz Österreich. Für das Jahr 2017 hat die Landwirtschaftskammer Tirol die Berglandwirtschaft als Schwerpunktthema, unter dem Motto "Tiroler Berglandwirtschaft – Einfach unverzichtbar", ausgewählt. Berglandwirtschaft ist einzigartig und ihre Produktionsbedingungen für die kleinstrukturierten Betriebe in der alpinen Gebirgsregion sind nicht mit jenen im Flachland zu vergleichen. Diese Besonderheiten werden 2017 in den Mittelpunkt gestellt. "Im Bezirk Landeck gibt es rund 1.500 landwirtschaftliche Betriebe. Diese Anzahl ist über die letzten Jahre relativ stabil geblieben. Wir haben 291 Biobetriebe mit steigender Tendenz (+10 Betriebe ab 2017). Einige Betriebe sind sehr erfolgreich im Obstbau, auch der Ackerbau ist wieder etwas im Aufwind", freut sich Elmar Monz.
Zu den unvergleichbaren Merkmalen der Berglandwirtschaft im Bezirk Landeck gehören: zwei Drittel aller Betriebe bewirtschaften eine Fläche von weniger als 5 ha, zwei Drittel befinden sich in extremer Lage und über 90 Prozent der Betriebe werden im Nebenerwerb geführt. "Möglich ist das alles nur, wenn mehrere Generationen zusammenhelfen. Wir haben tolle Betriebe im Bezirk die eine Vorreiterrolle spielen", betont Bezirksbäuerin Gertrud Denoth.

Rückgänge stoppen

"Eine sehr große Herausforderung sieht man in der Aufrechterhaltung der Viehhaltung, denn zur Grünlandwirtschaft braucht es den Wiederkäuer", erklärt Monz weiter. Nur so ist eine sinnvolle Bewirtschaftung der Wiesen möglich: "Wenn es die Viehhaltung nicht mehr gibt, ist der ökologische Kreislauf gestört. Gibt es keine Viehbewirtschaftung mehr, kommt der Wald und die Produktionsgrundlage verschwindet", betont Peter Frank, LK-Bezirksstellenleiter. In den letzten fünf Jahren musste man einen Rückgang der Rinder um fast 1.000 Stück beobachten und die jährliche Zunahme an Waldfläche in Tirol beträgt 800 ha. Am stärksten betroffen sind Bergwiesen und Almen. "Artenvielfalt und Lawinenschutz haben wir dort, wo Bewirtschaftung erfolgt. Die Kulturlandschaft muss aufrechterhalten werden, um auch einer möglichen Abwanderung der Menschen entgegenzuwirken", betont Frank weiters.
Aktionen 2017: Bergbauerntag (22.04., Fließ), Almbegegnung (05.08., Kappl), Sommergespräch mit LK-Präs. Josef Hechenberger und weitere Hofbesuche.

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