Galtür: Jahrhundertelanges Wissen über Lawinen

Aufnahmen in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich: Dr. Eva Nowotny, Alpinarium-Projektleiter und Amtsleiter Helmut Pöll und Christof Pfeifer (v.l.). | Foto: Luka Beck
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  • Aufnahmen in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich: Dr. Eva Nowotny, Alpinarium-Projektleiter und Amtsleiter Helmut Pöll und Christof Pfeifer (v.l.).
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GALTÜR. Die Österreichische UNESCO Kommission hat am 09. November im Augartenpalais der Wiener Sängerknaben 13 österreichische Traditionen in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen. Die Gemeinde Galtür mit dem Alpinarium Galtür waren federführende Projektpartner bei dieser Einreichung, welche in den Bereich Wissen und Praktiken in Bezug auf die Natur und das Universum von der UNESCO Österreich eingestuft wurde.
Die Aneignung von Wissen über Lawinen ist seit Beginn der Nutzung des Alpenraums notwendig, um dort überleben zu können und erfolgte vor allem mündlich durch alpine Organisationen, innerhalb der Familien, in Schulen bzw. betroffenen beruflichen Gemeinschaften (Jäger, Bauern, etc.). Bis heute sind Lawinen nicht vollständig durch die Wissenschaft berechen- und vorhersagbar. Umso höher ist daher der Stellenwert von Erfahrungswissen im Umgang mit der Naturgefahr.

Intensive Auseinandersetzung

Der alpine Lebensraum hat von seinen BewohnerInnen schon immer eine intensive Auseinandersetzung mit dem hochkomplexen Phänomen Lawine gefordert. Der Erwerb von Wissen erfolgte in der Vergangenheit durch intensive Naturbeobachtung und den schmerzhaften Lernprozess nach Lawinenkatastrophen. Die Vermittlung dieses Erfahrungswissens geschah jahrhundertelang mündlich von einer Generation zur nächsten und manifestierte sich u.a. in Bauernregeln und der Benennung von örtlichen Flur- und Hofnamen. Schriftlich dokumentiert wurden seit dem 17. Jahrhundert vor allem Schadenslawinen, die in Vorarlberg noch heute in den Schulen verwendet werden, um Kinder für die Lawinengefahr zu sensibilisieren. 
Eine Institutionalisierung des Wissens fand Anfang des 20. Jahrhunderts statt, seit 1902 etwa können BergführerInnen Lawinenausbildungskurse belegen, wobei der jahrelange Austausch zwischen erfahrenen und angehenden BergführerInnen nach wie vor ein zentrales Element der Ausbildung darstellt. Ab den 1950er Jahren wird Erfahrungswissen von wissenschaftlichen Forschungen ergänzt. So wurde der Schutz des Siedlungsraums und der Verkehrswege im Laufe der Zeit sukzessive verbessert. Die zunehmende touristische und sportliche Nutzung des alpinen Raums brachten in den letzten Jahrzehnten eine völlig neue Zielgruppe hervor, die heute den Großteil der Lawinenopfer ausmacht und deren Schutz eine neue Herausforderung darstellt.
Gemeinsam mit Partner aus der Schweiz wurde das „Erfahrungswissen im Umgang mit der Lawinengefahr“ im März 2017 bei UNESCO als Weltkuturerbe eingereicht. Mit einer Entscheidung ist im Jahr 2018 zu rechnen.

Aufnahmen in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich: Dr. Eva Nowotny, Alpinarium-Projektleiter und Amtsleiter Helmut Pöll und Christof Pfeifer (v.l.). | Foto: Luka Beck
Das Alpinarium Galtür ist Teil einer 345 Meter langen und 19 Meter hohen Lawinen-Schutzmauer. | Foto: Günter Wett
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