Grins: Murenabgang verlegt Sanna

Überflutetes Firmengelände der Firma Getränke Wille in Grins bei Landeck. | Foto: ZOOM-Tirol
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GRINS/LANDECK (otko). In der Gemeinde Grins ereignete sich Samstagabend ein Murenabgang aufgrund eines schweren Unwetters mit Starkregen und Hagel. Durch das Murenmaterial des Mühl- und Lattenbaches wurde die Sanna aufgestaut, weshalb es im Bereich Grins und Landeck auch zu Überflutungen gekommen ist. Der Mühlbach beförderte laut WLV-Gebietsleiter Gebhard Walter rund 50.000 Kubikmeter Material in die Sanna.
"Der Mühlbach war so hoch wie noch nie. Es war beängstigend wie viel Geschiebe der Bach mit sich brachte", schildert der Grinner Bgm. Thomas Lutz. Daraufhin wurde im Raum Landeck Zivilschutzalarm ausgelöst, da ein Schwall in Folge des Rückstaus der Sanna nicht ausgeschlossen werden konnte. Im Laufe der Nacht ging die Schwallgefährdung aber zurück, da die Niederschläge abklangen und auch die Abflüsse bei den Zubringerbächen rückläufig waren. Vorsorglich wurden Gebäude im Gefährdungsbereich evakuiert und auch alle Straßen und Brücken im betroffenen Gebiet gesperrt.
Die Bevölkerung wurde gebeten, den Bereich um die Sanna und Inn zu meiden und die Einsatzkräfte nicht zu behindern.

Schwierige Lage

In Summe standen 276 Helfer, darunter die Feuerwehren Landeck, Zams, Pians, Grins, Strengen, Stanz und Imst, die Wasserrettung Landeck und Innsbruck, die Bergrettung Landeck sowie das Rote Kreuz im Einsatz. Über Nacht versuchten die Einsatzkräfte, ein Ausbreiten der Wassermassen und somit weitere Schäden zu verhindern. Ein Areal von 25.000 Quadratmetern war betroffen. "Drei Gewerbebetriebe waren nicht mehr zu retten – es war einfach zu gefährlich. Wir konzentrierten uns dann mit allen Kräften auf das benachbarte Autohaus", beschreibt Bezirksfeuerwehrkommandant Hermann Wolf die schwierige Situation. Rund 800 Sandsäcke wurden mit 18 Tonnen Sand händisch gefüllt. Auch das E-Werk in Grins wurde von der Mure beschädigt.

Lage entspannte sich

Nach einer ersten Lagebeurteilung der Bezirkseinsatzleitung wurde am Sonntag um 8:00 Uhr der Zivilschutzalarm wieder aufgehoben. Die Witterung hatte sich über Nacht spürbar entspannt, weshalb dieser Schritt gesetzt werden konnte. Auch die Evakuierungen konnten aufgehoben werden, sodass die 73 betroffenen Personen, die in der Kaserne Landeck untergebracht waren, wieder in ihre Häuser und Unterkünfte zurück konnten.
Am frühen Sonntagvormittag brach LH Günther Platter u.a. gemeinsam mit Experten der Wildbach- und Lawinenverbauung zu einem Erkundungsflug via Hubschrauber auf, um sich einen Überblick von der aktuellen Lage zu verschaffen. "Die Gefahr ist derzeit nicht akut, wir haben keine großen Rutschungen festgestellt", betonte WLV-Experte Gebhard Walter.
Auch der Großteil der Straßensperren konnte wieder aufgehoben werden. Am Vormittag musste die B171 abermals gesperrt werden, da die vielen Schaulustigen die Aufräumarbeiten behinderten. Diese Sperre bleibt aus Sicherheitsgründen aufrecht: Eine Umleitung über die S16 wurde eingerichtet.

5 Mio. Euro Schaden

LH Platter bedankte sich dann bei einem Lokalaugenschein bei allen Einsatzkräften und sagte umgehende Hilfe des Landes zu: "Wie in See und Sellrain werden Mittel aus dem Katastrophenfonds fließen." Der Landeshauptmann schätzt den Schaden nach ersten Beurteilungen bei den drei betroffenen Gewerbebetrieben auf 5 Mio. Euro. Die genaue Schadenssumme kann aber erst durch Gutachten ermittelt werden", so Platter.

Bessere Aufklärung

Für BH Markus Maaß verlief der Katastropheneinsatz erfolgreich und professionell. "Mit der in Landeck entwickelten Software 'Contwise Lisa' konnten die Einsatzkräfte zielgerichtet und koordiniert eingewiesen werden. Das System hat sich Dank der Pionierleistung der Landecker Feuerwehren bewährt", so Maaß. Der Bezirkshauptmann selber war wegen einer Mure in Strengen eingesperrt und verfolgte den Einsatz über sein Handy. LH Platter ordnete eine akkordierte und offensive Medieninformation an. Offenbar gab es in der Bezirkseinsatzzentrale aber ein Missverständnis, da zuerst von einer Informationssperre die Rede war.
Für Irritationen sorgte aber der ausgelöste Zivilschutzalarm in Landeck. Viele Leute konnten mit den Signalen nichts anfangen. Einige glaubten sogar, dass der Stausee im Kaunertal bricht. "Die Auslösung des Alarms für den Raum Landeck war richtig und wichtig. In der Nacht konnte das Gefahrenpotential eines Schwalls aufgrund der aufgestauten Sanna nicht beurteilt werden. Zudem mussten Schaulustige aus dem Gefahrenbereich weggebracht werden", so LH Platter. Aufgrund dieses Anlasses sollte die Bevölkerung besser informiert werden. BH Maaß verwies auf die jährliche Zivilschutzwarnung im Oktober. "Die Bevölkerung soll diese besser beachten", so Maaß.

Lesen Sie hier mehr zu den Aufräumarbeiten
Lesen Sie dazu auch Muren: 7 Millionen Euro Schaden

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