154 Euro Millionen investiert
Der Arlbergtunnel ist wieder offen

Grünes Licht im Arlbergtunnel nach drei Jahren Bauzeit: Die Landeshauptleute Markus Wallner (li., Vorarlberg) und Günther Platter (Tirol).
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  • Grünes Licht im Arlbergtunnel nach drei Jahren Bauzeit: Die Landeshauptleute Markus Wallner (li., Vorarlberg) und Günther Platter (Tirol).
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ST. ANTON (otko). Der Sicherheitsausbau des längsten Straßentunnel Österreichs ist zeitgerecht abgeschlossen – seit Freitagabend fahren wieder die Autos ohne Behinderungen durch den Arlbergtunnel auf der S 16 Arlberg Schnellstraße.
Im Beisein zahlreicher Ehrengäste feierten zuvor am Freitagvormittag alle Beteiligten in einer Fluchtkaverne inmitten des Tunnels an der Landesgrenze Tirol/Vorarlberg den fristgerechten Abschluss eines der größten Sicherheitsprojekte der ASFINAG im Westen Österreichs. Die ASFINAG investierte 154 Millionen Euro in den Sicherheitsausbau und in die Sanierung des mittlerweile knapp 40 Jahre alten Arlbergtunnels.

Investition in die Sicherheit

Traditionell eingeleitet wurde die Feierstunde mit über 200 Gästen von einem landesüblichen Empfang. Allerdings verzichtete die Schützenkompanie St. Anton am Arlberg aus Sicherheitsgründen auf eine Salve. Für die musikalische Umrahmung sorgte die MK St. Anton am Arlberg. Pfarrer Ernst Ritter aus Klösterle nahm die Segnung vor.
"Der Tunnel ist in die Jahre gekommen und daher war eine Sanierung unumgänglich. Der gesamte Sicherheitsausbau ist aber lupenrein über die Bühne gegangen", zeigte sich LH Günther Platter erfreut. Gerade die Mobilität stelle die Politik vor große Herausforderungen. "Der Bau des Tischirganttunnels ist für das Außerfern und Oberland daher mehr als notwendig. Wenn da nichts weitergeht, dann werden wir mit unseren Schützen in Wien eine ordentliche Salve abschießen", so Platter.
Auch sein Vorarlberger Amtskollege Markus Wallner dankte für die Investition in die Sicherheit auf der wichtigsten Straßenverbindung Westösterreichs. "Zugleich soll aber der weitere Ausbau der S16 vorangetrieben werden", deponierte Wallner.

Freudentag am Arlberg

Ein großes Aufatmen und ein Lob für die tolle Leistung gab es auch seitens der beiden Standortbürgermeister Helmut Mall (St. Anton a.A.) und Florian Morscher (Klösterle). Während der zweimaligen Tunnelsperren wurde der Verkehr über den Arlbergpass umgeleitet. "Mit Sorge hatten wir uns auf die erste Sperre des Tunnels 2015 vorbereitet. Der erste Sommer war ertragbar, aber heuer hat sich der Verkehr nahezu verdoppelt. Heute ist für uns ein Freudentag", betonte Mall. Für Morscher sei man mit einem blauen Auge davongekommen. In diesem Zusammenhang lobten die Dorfchefs auch die Sicherheitskräfte.

Kosten wurden unterschritten

Als am Freitagabend die ersten Autos nach drei Jahren Bauzeit wieder durch den Arlbergtunnel fuhren, hat die ASFINAG eines der ehrgeizigsten und herausforderndsten Projekte früher als geplant abgeschlossen. Drei Tage vor der eigentlichen Verkehrsfreigabe schloss die ASFINAG sämtliche Arbeiten und Testläufe aller neuen Sicherheitseinrichtungen ab. Gleichzeitig blieben die Investitionen von 154 Millionen Euro unter den geplanten Kosten von 160 Millionen Euro.
Die Dimensionen der Baustelle im Arlbergtunnel waren enorm: 14 Kilometer Länge, zwei Totalsperren mit Umleitungen über den Arlbergpass, 37 zusätzliche Fluchtwege, acht weitere Pannenbuchten und eine Vielzahl an elektrotechnischen Aufrüstungen von der Beleuchtung über die Lüftung bis hin zu den Sicherheitseinrichtungen. Für diese enorme Herausforderung betrat die ASFINAG in vielen Bereichen Neuland und setzte auf Innovationen.

Kein Verkehrschaos

"Der Arlbergtunnel war eine große Herausforderung und wir haben ein ehrgeiziges Projekt umgesetzt. Der Zeit- und auch der Kostenplan wurden einhalten. Wir haben nun einen der sichersten Tunnel Europas", resümierte Gernot Brandtner, Geschäftsführer ASFINAG Bau Management GmbH.
Trotz bester Planungen waren zwei Vollsperren 2015 und 2017 nicht zu verhindern. "Dank der guten Vorbereitung blieb das befürchtete Verkehrschaos aus. Alle Beteiligten wie Länder, Behörden, Wirtschaftskammer und Blaulichtorganisationen haben an einem Strang gezogen. Der Arlbergtunnel ist ein Best Practice Beispiel", lobte Stefan Siegele, Geschäftsführer der ASFINAG Alpenstraßen GmbH.
Viel Lob für das umgesetzte Projekt gab es auch von den beiden ASFINAG Vorständen Alois Schedl und Karin Zipperer.

Neueste Technologien und Innovation bei Ausschreibung

Erstmals Fluchtweg im „ersten Stock“: Noch nie hat die ASFINAG den eigentlichen Fluchtweg über den Zuluftkanal über der Fahrbahn geplant. Weil eben der Arlbergtunnel der längste Straßentunnel Österreichs ist, war genau dieser Plan die richtige Maßnahme, um die Abstände der Fluchtwege auf unter 500 Meter zu verkürzen. Im Ernstfall stehen ab sofort 37 zusätzliche Auf- und Abstiege in den Zuluftkanal zur Verfügung, über die der Fluchtweg absolut sicher zu den großen Sammelräumen führt. Zusätzlich geschützt werden diese Bereiche durch eine neue Hochdruck-Sprühnebelanlage, die sich automatisch in jenen Bereichen aktiviert, in denen ein Brand erkannt wird.
Einziger Tunnel mit AKUT und Thermoscanner in Westösterreich: Bereits seit 2015 leistet der Thermoscanner an den Tunnelportalen gute Arbeit. Lkw werden vor Einfahrt in den Tunnel automatisch auf überhitzte Motorenteile überprüft. Sollten Lkw-Teile überhitzt sein, darf der Lkw nicht mehr durch den Tunnel und wird über eine Umkehrschleife zum Auskühlen geschickt. Erst dann ist eine Durchfahrt möglich. Ebenso neu ist das Mikrofonsystem AKUT, das verschiedenartige Geräusche wie Aufprall oder menschliche Stimmen im Tunnel erkennt und automatisch Alarm schlägt. Die im Tunnel eingebauten Spezialmikrofone sind im Abstand von zirka 125 Metern immer direkt neben einer Videokamera eingebaut. Mit den Mikrofonen werden alle Geräusche im Tunnel aufgenommen und in Echtzeit analysiert.

Erstmals saisonale Baustelle und Kreatives Bauen

Die schwierigen Rahmenbedingungen erforderten auch bei der ASFINAG ein Umdenken bei der Abwicklung der Bauarbeiten. Da der Tunnel jeweils in den Wintermonaten offen sein musste, erfolgte die Planung aller Arbeiten in Saisonabschnitten – mit Nachtsperren, Anhaltungen während der Nacht sowie zwei Totalsperren in den Jahren 2015 und 2017. Um die Bauzeit noch weiter zu verkürzen, stellte die ASFINAG finanzielle Anreize für die ausführenden Baufirmen in Aussicht – und zwar für den Fall, das durch Optimierung gewisser Bauabläufe noch weitere Verkürzungen der Bauzeit erreicht werden konnten. Alles in allem waren diese Innovationen ein Volltreffer – alle Vollsperren endeten pünktlich und der ursprüngliche Zeitplan konnte um drei Tage unterschritten werden.

Baustelle der Superlative – Keine schweren Unfälle

Der Sicherheitsausbau Arlbergtunnel war ein Vorhaben von enormen Dimensionen. An Spitzenzeiten waren bis zu 500 Arbeiter gleichzeitig im Tunnel beschäftigt. Über 100 Baustellenfahrzeuge lieferten Material und Schutt in und aus dem Tunnel. Erfreulich dabei: es gab während der Arbeiten keine schweren Unfälle oder Verletzungen. Allein bei der Beleuchtung zeigt sich die enorme Dimension: Bei 14 Kilometer Länge demontierte die ASFINAG über 10.000 alte Leuchten und baute 3.000 neue LED-Leuchten und 2.000 Notrufleuchten ein.
Für die Verkabelung der neuen Sicherheitseinrichtungen, LED-Leuchten und Stromversorgungen wurden 1.250 Kilometer Kabel im gesamten Tunnel verlegt. Der neue Arlbergtunnel wird zukünftig auch mehr Daten an die Verkehrsmanagementzentrale in St. Jakob schicken, um Gefährdungen wie Unfälle, Staus oder verlorenes Ladegut noch schneller zu erkennen. Allein dafür wurden über 120.000 zusätzliche Datenpunkte mit der Zentrale vernetzt. Etwa Sichtmessungen, Brandmeldungen oder sogar eine geöffnete Fluchtwegetür sind solche Datenpunkte.
Eigens dafür baute die ASFINAG parallel zum Arlbergtunnel auch die Verkehrsmanagementzentrale in St. Jakob aus und investierte allein hier vier Millionen Euro in eine der derzeit modernsten Verkehrszentralen in ganz Österreich.

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