Haare - Sitz von Lebenskraft und magischer Stärke

Bethen aus Klerant, zwei Frauen tragen offenes Haar
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Schon im alten Testament findet sich die Geschichte von Samson und Delilah: Samson war so lange unbezwingbar, wie er die Haare lang und offen trug. Auch von Johannes dem Täufer ist bekannt, dass er aus rituellen Gründen sich weder die Haare noch den Bart schnitt. Er bezeugt dadurch seine Freiheit und Wildheit. In der griechischen und römischen Antike ebenso wie im mittelalterlichen Volksglauben spielte es sowohl bei Heilritualen, Zauberhandlungen und bei der Geburtshilfe eine wesentliche Rolle, wie die Haare getragen wurden. Sie galten als Sitz der vitalen Lebenskraft und der magischen Stärke eines Menschen. Wilde, lange Haare deuten auf religöse Extase und ungebändigte erotische Kraft oder auch auf einen Totenkult hin. Etwa die Liebe Maria Magdalenas wird durch langes Haar dargestellt. Offenes, gelöstes oder hochgebundenes, geknotetes Haar symbolisiert im sakralen Zusammenhang die Macht zu binden und zu lösen, d.h. schlechte, Schaden bringende Kräfte zu verbannen und unschädlich zu machen, gute, heilende Energien freizusetzen und zu verstärken. So haben Hebammen und ihre Helferinnen alle Knoten an Gewand und Haaren gelöst, um nicht die Wehen und die Geburt zu erschweren. Vor diesem Hintergerund kann man auch einen alten Brauch aus dem Lechtal in neuem Licht sehen:
Im Lechtal war es üblich, dass den verstorbenen Frauen die Haare geschnitten wurden. Daraus wurden dann Haarnetze geflochten, die weibliche Angehörige als Haarschmuck trugen.
In dem Brauch spiegelt sich die besondere Bedeutung und die Kraft von Haaren. So wurde eine enge persönliche Beziehung mit den Verstorbenen im Alltag gepflegt. Im Heimatmuseum (Grünes Haus) Reutte/Tirol sind hier einige kunstvolle Stücke dieser Haargeflechte vorhanden.

Bethen aus Klerant, zwei Frauen tragen offenes Haar
Maria Magdalena, bedeckt von ihren Haaren aus der Kirche von Klerant
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