11. Europäischer Mediengipfel in Lech: Angriff auf die Demokratie

Als Abschlussrednerin des Abends fungierte Seyran Ates (Mitbegründerin der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin, re.) im Gespräch mit Susanne Glass (ARD-Korrespondentin in Israel). | Foto: ProMedia/APA-Fotoservice/Lechner
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  • Als Abschlussrednerin des Abends fungierte Seyran Ates (Mitbegründerin der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin, re.) im Gespräch mit Susanne Glass (ARD-Korrespondentin in Israel).
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LECH. Gerhard Zeiler, Präsident von Turner International, eröffnete am Donnerstagabend den 11. Europäischen Mediengipfel in Lech. Im Gespräch mit Hans-Peter Siebenhaar (Präsident der Auslandspresse in Wien und Korrespondent des Handelsblatts) stellte er fest, dass für eine funktionierende Demokratie Politik und Medien unabhängig sein müssen. „Ich wünsche mir Medien, die politisch unabhängig sind und Politiker, die unabhängig von Medien sind.“ Die Sicherstellung von seriösem, unabhängigem Journalismus läge dabei in erster Linie in der Verantwortung des Staates. Politisch gefährlich für die Demokratie seien im Medienbereich vor allem neue Medien: „Soziale Plattformen haben eine gefährliche Tendenz. Es entstehen Communities, die sehr einseitige Meinungen verstärken und das politische System gefährden.“ Gleichzeitig brachte das Gespräch ein sehr positives Europabild zum Ausdruck. „Europa war für mich nie nur eine Wirtschaftsgemeinschaft. Es steht für Menschenrechte, soziale Werte und Gerechtigkeit. Allerdings haben viele Menschen diese Perspektive aus den Augen verloren, da die positiven Seiten und die Vorteile der Europäischen Union von der Politik oft nicht genug betont werden.“

Mehr Freiheit für eine funktionierende Demokratie

Den Europa-Gedanken griff auch Carlo Strenger (Universität Tel Aviv) auf – allerdings in einer sehr konträren Zugangsweise. Mit seiner Rede stellte er die grundsätzliche Existenz einer europäischen Identität in Frage und setzte sich für mehr Toleranz ein, die es Menschen ermöglicht, ihr Leben selbstbestimmt zu leben. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für diese Freiheit sei seiner Meinung nach vor allem Humor und die Fähigkeit, mit Kritik umzugehen. Diese Anregungen gaben unter anderem viel Stoff für das darauffolgende Gespräch zwischen der in Israel stationierten ARD-Korrespondentin Susanne Glass und Seyran Ates. Als Mitbegründerin der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin setzt sie sich vor allem für mehr Liberalismus und Frauenrechte im Islam ein. Noch wichtiger als eine liberale Einstellung ist allerdings ihrer Meinung nach Toleranz gegenüber anderen Kulturen, Religionen und Ansichten: „Ich wünsche mir für die Zukunft mehr Akzeptanz dafür, dass Menschenrechte für alle gelten.“ Der europäischen Identität schreibt sie dabei einen sehr hohen Stellenwert zu – für Menschen mit Migrationshintergrund sei es schließlich um einiges einfacher, sich zu Europa zugehörig zu fühlen, als zu einem einzelnen Staat. Zum Abschluss nahm sie noch Stellung zur derzeitigen europakritischen Haltung vieler Bürger und teilte dabei die Meinung von Gerhard Zeiler: „Viele wissen nicht zu schätzen, was die Europäische Union an Sicherheit bringt. Die Vorteile werden zu oft für selbstverständlich genommen“.

Über den Europäischen Mediengipfel Lech am Arlberg

Seit dem Gründungsjahr 2007 bildet der Europäische Mediengipfel in Lech am Arlberg einen außergewöhnlichen Rahmen für Diskussionen, in denen ungefilterte Einblicke und fundierte Ausblicke in die anhaltend turbulente Welt der Medien, die europäische Politik und die wirtschaftlichen wie gesellschaftspolitischen Zusammenhänge der europäischen Lebensrealität geboten werden. Der unter der Schirmherrschaft des österreichischen Außenministeriums stehende Europäische Mediengipfel – von der Kommunikationsagentur ProMedia Kommunikation initiiert und seither federführend mit Lech Zürs Tourismus GmbH und dem Verband der Auslandspresse in Wien organisiert – wird von der Gemeinde Lech und dem Land Vorarlberg, dem Europäischen Parlament, dem Presseclub Concordia, dem Verband der Auslandspresse Berlin sowie von der D. Swarovski Tourism Services GmbH und BMW unterstützt. Weitere Partner sind die Tirol Werbung und das MCI – Management Center Innsbruck sowie „Die Zeit“. Die Medienakademie wird unterstützt von APA – Austria Presse Agentur, Moser Holding GmbH und Russ Media. Als Medienpartner der Veranstaltung fungieren APA – Austria Presse Agentur, Der Standard, Handelsblatt, Die Presse, Tiroler Tagezeitung sowie Vorarlberger Nachrichten.

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