Vom Mautner zum Servicepersonal

Die "Mautner" Manfred Wiestner und Erwin Wille geben einen Einblick hinter die Kulissen.
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ST. ANTON (otko). Großer Andrang herrscht an der Mautstelle in St. Jakob am Arlberg beim Urlauberschichtwechsel an Samstagen. Am 13. Februar 2016 wurden dort 22.000 Autos als bisherige Höchstbelastung in dieser Saison gemessen. Im Jahresschnitt passieren rund 8.000 Fahrzeuge in 24 Stunden den Arlbergstraßentunnel. 2014 wurden an den Mautstelle in St. Jakob in beiden Richtungen insgesamt 3 Millionen Fahrzeuge registriert.
Seit der Eröffnung des Arlbergtunnels im November 1978 hat sich die Arbeit der "Mautner" sehr verändert. "Am Anfang haben wir sämtliche Währungen genommen und den Kunden die Differenz in Schilling herausgegeben. Wir hatten dort mit elf, zwölf Währungen zu tun und es ist zeitweise zugegangen wie auf einer Wechselstube. Natürlich gab es dadurch auch längere Wartezeiten", erinnert sich Manfred Wiestner aus Strengen. Er ist seit November 1978 dabei und zählt zu den dienstältesten Mautnern in St. Jakob. Neben dem Euro werden heutzutage auch noch Schweizer Franken genommen.
"Da die Scheiben in der Mautstelle anfangs noch fehlten wurde in einer Bauhütte vor dem Tunnelportal abkassiert", schmunzelt der 57-Jährige. Eine Fahrt durch den Arlbergtunnel kostete 1978 120 Schilling (8,72 Euro), was damals ein Haufen Geld war. Heute sind für eine Durchfahrt 9,50 Euro an Maut zu berappen. Die Jahreskarte gibt es für 101,50 Euro. Wer eine Vignette hat bekommt eine Vergünstigung von 40 Euro und bezahlt somit 61,50 Euro für die Jahreskarte.

Automatisierung

Durch die Automatisierung (Videomaut, Mautautomaten) hat sich der Beruf des Mautners in den letzten 30 Jahren aber deutlich verändert. "Die Anforderungen haben sich geändert. Früher gab es nur Mautner und eine Dienstaufsicht. Durch die ganzen Automaten kommt auch das Enforcement (Betreuung und Abrechnung) dazu und die Ausbildung zum Straßenaufsichtsorgan für die Vignettenkontrolle. Jeder Mautner hat mehrere Job und es gibt keinen Leerlauf mehr", weiß Wiestner. Dadurch konnten die Mitarbeiter auch während der Arlbergstraßentunnelsperre anderweitig eingesetzt werden.
Früher musste auch noch jeder LKW abkassiert werden und es gab 10er-Blöcke. "Jetzt gibt es nur mehr Einzelfahrten und Jahreskarten. Alles kann an den Automaten oder im Internet bzw. mittels App vor Reisebeginn gekauft werden", ergänzt Erwin Wille aus Strengen. Daneben hat sich der Beruf vom reinen Maut abkassieren auch hin zum Kundenservice verändert, da auch Vignetten und GO-Boxen (für LKW) verkauft werden. "Wir sind zu einer Servicestelle geworden. Früher saßen noch jeden Tag vier Mautner da, heute sind es nur mehr zwei. In der Nacht sitzt wegen des geringen Verkehrsaufkommens keiner mehr im Mauthäuschen.", betont Wiestner. Trotzdem sind permanent Leute vor Ort in der Mautstelle, falls Kunden Probleme haben. Gearbeitet wird in Dreier-Schichten (6-14 Uhr, 14-22 Uhr und 22-6 Uhr).

Schwedische Grenze

Natürlich haben Wiestner und Wille aus ihrer langen Dienstzeit auch einige Anekdoten zu erzählen. "Einmal ist eine Ehepaar auf dem Mautplatz stehen geblieben und hat mich etwas gefragt. Auf meine Antwort hin meinte das Ehepaar, dass sich aber sehr gut Deutsch spreche, wo sie hier doch an der schwedischen Grenze sind", schmunzelt Wille.
"Früher hatten auch die LKW-Fahrer noch mehr Zeit und man hat sich gekannt. Es gab einfach eine engere Bindung zum Kunden. Auch einen Jungfuchs haben wir einmal aufgezogen und er ist öfters bei uns in der Kabine gesessen und die LKW-Fahrer haben ihn gefüttert. Der Jungfuchs war dann so frech, dass er beim Kassieren öfters heraufgekommen ist und die Leute erschreckt sind", erzählt Wiestner. Generell habe man schöne Zeiten gehabt, aber man sei auch oft beschimpft worden und musste den Frust der Leute ertragen. "Als Mautner braucht man ein dickes Fell", betonen Wiestner und Wille abschließend.

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