Fortpflanzung der Libellen
Die Fortpflanzung der Libellen ist eine komplexe Angelegenheit und sehr spannend zu beobachten. Allen Libellen gemeinsam ist dabei die Bildung des bekannten Paarungsrades. Um zu verstehen, wie es zustande kommt, muss man etwas über die Fortpflanzungsorgane der Libellen wissen. Diese verfügen nämlich als einmaliger Fall bei den Insekten über sekundäre männliche Geschlechtsorgane in Form eines Begattungsapparates. Dieser befindet sich ganz vorne auf der Unterseite des Hinterleibes, während die primären Geschlechtsorgane mit dem Samenausführgang fast am Ende liegen. Das Männchen muss also vor einer Kopulation zuerst sein Sperma in eine Samenblase des Begattungsapparates übertragen. Dies geschieht, indem es seinen Hinterleib nach unten krümmt und die Geschlechtsöffnung nach vorne zum Kopulationsorgan führt. Dieser nur wenige Sekunden dauernde Vorgang kann vor oder nach Ergreifen des Weibchens stattfinden. Nachdem das Männchen das Weibchen mit seinen Hinterleibsanhängen ergriffen hat (bei den Grosslibellen am Kopf, bei den Kleinlibellen an der Vorderbrust) hebt es den Hinterleib an, während das Weibchen seinen nach vorne krümmt und so die Kopulationsorgane verbindet. Anschliessend geschieht etwas, das von zentraler Bedeutung für das Fortplanzungsverhalten der Libellen ist. Das Männchen entfernt oder überlagert nämlich bereits vorhandenes Sperma eines Vorgängers. Dazu muss man wissen, dass die Befruchtung der Eier nicht unmittelbar bei der Kopulation geschieht. Vielmehr ist es so, dass Libellenweibchen das Sperma zuerst in Samenbehältern lagern und die Eier erst bei der Eiablage befruchten. Da sich Libellen zudem häufig und mit unterschiedlichen Partnern paaren, kommt es zu einem grossen Wettstreit zwischen den Spermien der beteiligten Männchen, was mit dem Begriff "Spermakonkurrenz" (engl. "sperm competition") umschrieben wird. Die Fähigkeit, das Sperma eines Konkurrenten unschädlich machen zu können, bedeutet also, dass eine Paarung noch keine Garantie dafür ist, die eigenen Gene erfolgreich weitergegeben zu haben. Die Männchen sind daher gezwungen, unterschiedliche Taktiken anzuwenden, um dies sicherzustellen.
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