Ehemalige Zeugen Jehovas treffen sich virtuell zum Erfahrungsaustausch

- hochgeladen von Daniel Wiltsche-Prokesch
Aufgrund der gegenwärtigen Situation bedingt durch die COVID-19 Pandemie sind persönliche Treffen nicht möglich. Um auf Erfahrungsaustausch nicht verzichten zu müssen, trafen sich ehemalige Zeugen Jehovas aus ganz Österreich online mittels Videokonferenz.
Betroffene erzählten, dass sie in den vergangenen Wochen Nachrichten von ihren Angehörigen bekommen hätten, mit der Aufforderung, doch „zurück zu Jehova zu kommen“, weil „die Zeichen deutlich seien, dass das Ende unmittelbar bevorsteht“.
Die Botschaft ist nicht verwunderlich, denn die Erwartung eines unmittelbar bevorstehenden Armageddons, in dem Gott alle auf der Erde lebenden Menschen außer den Zeugen Jehovas vernichtet, wird vonseiten der Weltzentrale der Religionsgemeinschaft jetzt wieder intensiver geschürt. So verkündete Steven Lett, Mitglied des Führungsgremiums der Jehovas Zeugen, angesichts der aktuellen Pandemie: „Wir leben zweifellos in der Schlussphase der Schlussphase, kurz vor dem letzten Tag der letzten Tage“. Jehovas Zeugen sehen sich - wie andere religiöse Gemeinschaften, die sich auf eine apokalyptische Weltsicht stützen - durch die gegenwärtige Krise bestätigt. Die Situation wird genutzt, um bestehende Mitglieder enger an sich zu binden.
Verwunderlich jedoch ist die Kontaktaufnahme durch Angehörige, und zwar insofern, als dass viele Aussteiger unter dem für gewöhnlich praktizierten Kontaktverbot leiden. Angehörige und Freunde in der Gemeinschaft werden nämlich angewiesen, jeglichen Kontakt zu jemanden, der beispielsweise aus der Religionsgemeinschaft austritt, abzubrechen. Selbst die eigenen Familienmitglieder sollen den Kontakt auf ein Minimum beschränken. Den Aussteigern ist unbegreiflich, wie eine Religionsgemeinschaft mit solch einer Praxis die gesetzliche Anerkennung vom österreichischen Staat erhalten konnte.
Aber nicht nur Angst vor einem unmittelbar bevorstehenden Armageddon war Thema. Eine Teilnehmerin erzählte davon, dass sie als Kind große Angst gehabt hatte - Angst vor Teufel und Dämonen. Sie war damit nicht alleine, denn Kindern, die in Jehovas-Zeugen-Familien aufwachsen, wird schon von klein auf ein Weltbild vermittelt, in dem Teufel und böse Geister eine wesentliche Rolle spielen. Wenn man beispielsweise Harry Potter liest, laufe man schon Gefahr, sich Dämonen ins Haus zu holen.
Der Austausch untereinander macht Mut. Allein schon der Umstand, sich mit Personen unterhalten zu können, die einen verstehen und die Ähnliches erlebt haben und immer noch erleben, ist hilfreich. Denn Aussteiger aus dieser kleinen religiösen Gemeinschaft bilden eine Minderheit innerhalb einer Minderheit, deren Probleme meist unverstanden und Anliegen ungehört bleiben.
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