Am Limit und voller Hoffnung
Ein Blick in die Ordensspitäler im 3. Bezirk
Die dritte Corona-Welle beginnend im März 2021 hat Spitäler vor neue Herausforderungen gestellt. Neue Strategien und kreative Lösungen sind seitdem notwendig, um die Versorgung der Patienten gewährleisten zu können. Wie das im 3. Bezirk gelingt, hat sich die bz angesehen.
WIEN/LANDSTRASSE. Im Kampf gegen das Corona-Virus leisten die Spitäler einen wesentlichen Beitrag. In der Landstraße kämpfen die beiden Ordensspitälern, Herz-Jesu Krankenhaus und das Franziskus Spital gemeinsam mit den übrigen Krankenhäusern in Wien gegen die Pandemie. Was die Post-Covid-Versorgung betrifft, verfügt man im 3. Bezirk über die größten Kapazitäten in Wien.
Mittlerweile haben die beiden Ordensspitäler die Stufe neun des Wiener Corona-Krisenplans umgesetzt. „Wir wollen nicht nur zur Bewältigung des Krisenmodus beitragen, sondern unternehmen auch große Anstrengungen, um die Versorgung von Nicht-Covid-Patientinnen und -Patienten im Rahmen der aktuellen Möglichkeiten bestmöglich aufrecht zu erhalten“, erklärt Manfred Greher, Sprecher der sieben Wiener Non-Profit-Spitäler und Ärztlicher Direktor des Herz-Jesu Krankenhauses.
Im Herz-Jesu-Krankenhaus wurde im Zuge der Stufe neun von vier auf sechs Intensivbetten aufgestockt. Diese Betten stehen auch für Patienten aus anderen Spitälern nach einer Covid-Infektion oder anderen Erkrankungen abseits Corona bereit. Im Franziskus Spital wurde von sechs auf neun Intensivbetten erhöht, die am Standort Margareten geführt werden. In der Landstraße gibt es drei Isolierzimmer für Verdachtsfälle, die dann im 5. Bezirk übernommen werden.
"Wir müssen kreative Lösungen finden"
Um die intensivmedizinische Versorgung auf einem hohen Niveau sicher zu stellen, gibt es Kooperationen zwischen den einzelnen Ordensspitälern: Zum Beispiel unterstützen rund 30 Mitarbeitende aus dem ärztlichen Bereich und der Pflege des Herz-Jesu Krankenhauses das Anästhesie- und Intensivpersonal im Göttlicher Heiland Krankenhaus. Dort können dadurch bis zu sechs Covid-Akutfälle zusätzlich intensiv betreut werden.
Mit der Aufstockung von Intensivbetten braucht es gleichzeitig aber auch mehr Personal auf den Intensivstationen. "Es gab schon vor der Pandemie eine Knappheit, vor allem bei der Intensivpflege, welche sich jetzt verschärft hat", so Greher. Im Franziskus Spital wurden für die Versorgung im Intensivbereich drei neue Diensträder etabliert. Weniger ausgelastete Mitarbeiter in einzelnen Bereiche werden mit Zusatzaufgaben der Covid-Maßnahmen, wie etwa Eingangskontrollen oder Laborarbeiten betraut.
"Es ist durch die bereits lang andauernde Belastung auch nötig, unseren Mitarbeitern die Regeneration zu ermöglichen. Personal, welches über Kapazitäten verfügt, bringt seine Expertise in anderen Bereichen ein und wir sind sehr froh, dass unser Team an einem Strang zieht, um die Patienten zu jedem Zeitpunkt bestmöglich versorgen zu können", erklärt Claudia Roithner-Klaus, Pressesprecherin des Franziskus Spitals.
Mit den vorhandenen Kapazitäten bestmöglich auskommen und kreativ werden – so lautet das Motto der Wiener Ordensspitäler. Beispielsweise werden Aufwachräume und Operationssäle zu Intensivstationen umstrukturiert. Deshalb müssen unter anderem auch einige planbare nicht dringende Operationen verschoben werden. Was aufrechterhalten wird sind zum Beispiel akute chirurgische Eingriffe, Herzinfarkt- oder Schlaganfallversorgung, Krebsbehandlungen, Akutgeriatrie und Palliativversorgung.
Schwerpunkt: die Post-Covid-Versorgung
Seit Oktober 2020 nehmen das Herz-Jesu Krankenhaus und das Franziskus Spital Patienten auf, die nach einem schweren Covid-19 Erkrankungsverlauf intensiviert rehabilitiert werden müssen. Nach aktuellem Stand gab es am Herz-Jesu bis März 2021 insgesamt 186 Patienten, am Franziskus Spital sind es 148. Im Schnitt sind diese zwei bis drei Wochen in Behandlung.
Was man insgesamt beobachtet: Im Zuge der dritten Welle gibt es mehr jüngere Patienten und eine längere Therapiedauer was zu längeren Aufenthalten im Spital führt. "Es sind junge Leute, die mitten aus dem Leben gerissen wurden, Wochen auf der Intensivstation künstlich beatmet im Tiefschlaf lagen oder sogar an ein Zentrum mit Herz-Lungen Maschine transferiert werden mussten", schildert Greher seine Eindrücke.
Bei vielen Patienten muss im Zuge der Rehabilitation die Lungenfunktion mit Atemübungen und Physiotherapie verbessert werden. Nach dem Intensivaufenthalt durch die Covid-Erkrankung kämpfen viele mit Muskelschwund. Patienten müssen mithilfe von Therapie wieder Stehen und Gehen, teilweise auch Sprechen und Schlucken lernen. Auch psychische Begleiterscheinungen wie Alpträume, Angstzustände, manchmal Halluzinationen treten auf. "Das Krankheitsbild ist leider ein sehr vielfältiges und bedauerlicherweise kommt es auch immer wieder zu Verschlechterungen des Zustandes und zu neuerlichen Intensivaufenthalten", so Greher.
Hoffnung für den Mai
"Egal ob Covid, Post-Covid oder Nicht-Covid-Patient, jeden Tag sind wir mit den Intensivbetten an der Grenze", so Greher. Die fortschreitenden Impfungen und Lockdown-Maßnahmen stimmen die beiden Spitäler aber vorsichtig positiv. Mittlerweile gibt es leichte Rückgänge bei den Corona-Neuinfektionen, auch die Intensivstationen verzeichnen nicht mehr so hohe Belegzahlen wie vor Ostern.
Bis es zu einer spürbaren Entlastung der Intensivstationen kommt, dauert es aber vermutlich noch zwei oder drei Wochen, vor Mai rechnet man an den beiden Standorten mit keiner Erleichterung. "Wir geben auf jeden Fall unser Bestes und tun alles, um gemeinsam mit den anderen Spitälern möglichst viele Menschenleben zu retten", so Greher abschließend.
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