Café Zeitreise
Eine Reise gegen das Vergessen
Im "Café Zeitreise" kommen demenzkranke Menschen und ihre Angehörigen zusammen.
LANDSTRASSE. Wenn sich Alt und Jung zum gemütlichen Beisammensein treffen, wenn gelacht, gesungen und in Erinnerungen geschwelgt wird, dann steht in der Pauluskirche wieder das Café Zeitreise am Programm.
Alle 14 Tage haben an Demenz erkrankte Personen und ihre Angehörigen die Möglichkeit, sich auszutauschen und ein wenig Abwechslung vom oft so schweren Alltag zu erleben.
"Das Konzept stammt von der Caritas Pflege, die Pauluskirche ist die erste evangelische Pfarrgemeinde Wiens, die es aufgenommen hat", erklärt Pfarrer Stefan Fleischner-Janits.
Ein unbezahlbares Gefühl
Jeden zweiten Dienstag von 15 bis 17.30 Uhr treffen sich die Betroffenen im Pfarrsaal der Kirche. "Wir haben hier die perfekten Räumlichkeiten", erzählt Initiatorin Karin Landauer. "Denn wir haben zwei getrennte Räume, wo sich einerseits die Demenzkranken und andererseits die Angehörigen treffen können." Zunächst sitzen die Teilnehmer gemeinsam mit freiwilligen Helfern und Initiatoren zusammen: Es wird Kaffee getrunken, Kuchen gegessen und geplaudert. Danach startet die sogenannte Aktivgruppe unter der Leitung von Eleonora Vecs.
Die Juristin stellt sich in ihrer Freizeit in den Dienst der Caritas. Sie absolvierte eine Workshop-Reihe im Umgang mit Demenz und kümmert sich seither um an Demenz erkrankte Personen. "Ich bin 2017 auf das Projekt gestoßen, weil ich bereits viel Erfahrung mit Menschen habe und mich ehrenamtlich einbringen wollte", erinnert sie sich. "Es macht mir Spaß, denn das Thema Demenz ist tragisch, aber spannend." Als Vecs gefragt wurde, ob sie die Leitung der Aktivgruppe übernehmen möchte, fiel ihr die Entscheidung also nicht schwer. "In der ersten Stunde sah ich leuchtende Augen – und dieses Gefühl ist unbezahlbar", so die Landstraßerin.
Jeder ist willkommen
Doch was passiert eigentlich in der Aktivgruppe? Bei jedem Café Zeitreise gibt es ein Thema. Zu diesem wird dann Musik gehört, darüber gesprochen, um das Gedächtnis anzuregen und Spiele gespielt. Mit Hilfe von kleinen Übungen, beispielsweise mit Bällen, wird auch die Motorik trainiert. Und den Teilnehmern macht es sichtlich Spaß –anfangs noch etwas zurückhaltend, blühen sie von Übung zu Übung auf. "Im Nebenraum hören die Angehörigen das Lachen und freuen sich", so Landauer. "Ich habe lange nach einem passenden Angebot für meinen Bruder gesucht und hier habe ich es gefunden. Es macht wirklich Spaß", sagt Ludwig S. (Name von der Redaktion geändert), ein Angehöriger.
Wer Interesse hat, selbst teilzunehmen, kann sich unter www.pauluskirche.at oder 01/713 24 95 melden. Anmeldung ist erwünscht. Eines stellt Pfarrer Fleischner-Janits klar: "Jeder ist bei uns willkommen. Es ist kein religiöses Angebot, aber die Pfarre steht voll und ganz dahinter."
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