Karmelitermarkt: Marktgesetz zerstöre Märkte
Über einen Monat musste der Bio-Stand schließen - Nun bangt die Besitzerin um ihre Existenz.
LEOPOLDSTADT. Am Karmelitermarkt tut sich wieder einiges. Im September haben wir bereits über das Problem, das für kleine Marktstände aufgrund des Marktgesetzes besteht, berichtet. Besonders kleine Bio-Märkte, wie das Zimmer 37 oder das Kaas, haben mit den strengen Auflagen zu kämpfen. Weil ein kleiner Marktstand allein aber nicht genug Gewinn zum überleben abwirft, werden auch in kleinen Mengen Speisen und Getränke verkauft. Da das Zimmer 37 als Kleinmarkt eingetragen ist, darf es hier maximal acht Sitzplätze geben. Hält man sich nicht daran, gibt es Konsequenzen - diese bekam Eigentümerin Johanna Haidacher in den letzten Wochen zu spüren. Das Verfahren, das wegen der Überschreitung der Platzanzahl eingeleitet wurde, verlor die Marktstandbetreiberin.
Zimmer 37 musste schließen
Wegen dem verlorenen Prozess, musste die Besitzerin ihre Zulassung abgeben und ihren Marktstand verkaufen. So war das Zimmer 37 über einen Monat geschlossen. Nun öffnete es letzte Woche wieder - jedoch unter der Führung von Haidachers Tochter, Iris Feeback. Hält man sich an die Regeln, wird der Stand in Zukunft weiter existieren. Doch ohne genügend Gäste, die konsumieren, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der kleine Marktstand am Karmelitermarkt schließen wird.
"1000 andere schaffen das auch"
Dass man sich an die Regeln halten muss, ist dem Mutter-Tochter-Duo bewusst - Diese einzuhalten wäre jedoch aus finanziellen Gründen nicht umsetzbar. Für die Magistratsabteilung 59 für Marktservice und Lebensmittelsicherheit ist dies jedoch kein Argument: Für tausend andere Marktstände in ganz Wien gäbe es auch keine finanziellen Probleme. Weiters teilt uns die MA 59 mit, dass es sich im Fall des Zimmer 37 um eine absichtliche Gesetzesverletzung handeln müsse, da die Regeln klar sind. Mit dem Gesetz, welches nur vom Nationalrat geändert werden kann, soll außerdem verhindert werden, dass aus einem der ältesten Märkte Wiens eine "Fressmeile" wird.
Gesetz zerstöre Märkte
Haidacher und die MA 59 sogar darüber einig, dass der Karmelitermarkt keine Fressmeile werden darf. Nur die Art und Weise, wie das umgesetzt werden soll, versteht die Standbesitzerin nicht: "Es ist schon sehr paradox, ein Gesetz zum Schutz von Märkten zu verabschieden, dass die kleinen Stände in Wirklichkeit auslöscht", erklärt die Selbstständige. Laut ihr würden große Gastronomieketten den Markt viel mehr zerstören, als ein paar Pensionisten, die sich nach dem Einkaufsbummel auf ein Getränk hinsetzen wollen. Deswegen fordert Haidacher eine Gesetzesänderung: Die Zahl der Sitzplätze soll zumindest am Wochenende variabel sein, um so dem Wunsch der Kunden nachzugehen. Johanna Haidacher hat bereits mehrere Male versucht, eine Genehmigung für einen Gastro-Stand zu erhalten - Bekommen hat sie aber keine.
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