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Warum ein Dirigent das Hemd wechseln muss

Am 10.10. im Wiener Musikverein. Michael Sandling | Foto: marco_borggreve
  • Am 10.10. im Wiener Musikverein. Michael Sandling
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Schon beim Abschlag fühlt man die herrliche Disposition des Orchesters. Die sollte sich während des Konzertes verfestigen. Wer so unterschiedliche Stücke wie Ravels „Daphnis et Chloé“, ein „Tripelkonzert“ des zeitgenössischen Künstlers Bernd Richard Deutsch und eine Symphonie von Dvořák an einem Abend spielt, beweist hohe Professionalität. Diese haben die Tonkünstler-Orchester Niederösterreich unter ihrem Chefdirigenten Andrés Orozco-Estrada ohne Zweifel. Er fordert seine Musiker heraus, und sie folgen ihm bereitwillig. Eine wunderbare Symbiose zwischen zwei künstlerischen Körpern, die für das Publikum in einem lukullischen Ohrenschmaus ihre Erfüllung findet.

Alles der Reihe nach: „Daphnis et Chloé“ ist eine Ballettmusik von Maurice Ravel. Ravel bezeichnete sie als eine "Symphonie choréographique“: Die spätantike Geschichte um einen Hirtenjungen mit wechselnder Stimmung, zart wie der Morgentau erzählt, stimmungsvoll mehrere Hirten-Motive, die in einem orchestralen Sturm enden. Meine geistigen Fähigkeiten reichen nicht aus, mir diese Symphonie tänzerisch vorzustellen. Abgesehen davon, dass ich ein gestörtes Verhältnis zu Ballett habe.

Gestört ist mein Verhältnis auch zu manchen Zeitgenossen der Musik. Dennoch: Ich bin ein offener Mensch und versuche ständig, einen Zugang zu finden. So ist mir zum Beispiel Benjamin Britten mit seinem „War Requiem“ ans Herz gewachsen. Erwartungsvoll stehe ich der Uraufführung eines Auftragswerkes der Tonkünstler gegenüber. Der knapp über 37-jährige Mödlinger Deutsch bringt ein Werk in den Musikverein, das in seiner Virtuosität, der Harmonie in der Disharmonie, mit drei Solisten – Posaune, Trompete, Tuba – im Vordergrund und Solisten im Orchester einen beachtlichen Höhepunkt setzt. Es braucht nur wenige Minuten, um sich einzuhören. Die jungen SchlagwerkerInnen genießen ihren beherrschenden Auftritt. Schweißtreibend ist es allemal. Der Saal füllt sich mit bisher unbekannten Schwingungstönen, bringt eine Stimmung von ungewohnter Rhythmik in das Publikum. Andrés Orozco-Estrada sieht man an, wie glücklich er über „seine“ Tonkünstler ist. Ein Hemdwechsel ist unerlässlich.

„Aus der Neuen Welt“ bezeichnete Antonin Dvořák seine 9. Symphonie, die während seines dreijährigen Amerika-Aufenthaltes entstand. Er schuf damit sein wohl populärstes symphonisches Werk. Obwohl Dvořák dort als Dirigent und Lehrer die Aufgabe übernommen hatte, eine junge Musikergeneration heranzubilden, die einen national-amerikanischen Musikstil entwickeln sollte, ist seine 9. Symphonie keinesfalls als amerikanisch zu bezeichnen. Er selbst äußerte sich dazu folgendermaßen: „Aber den Unsinn, dass ich indianische oder amerikanische Motive verwendet hätte, lassen Sie aus, weil das eine Lüge ist. Ich habe nur im Geiste dieser amerikanischen Volkslieder geschrieben.“ Im Gegensatz zu Smetana, der so etwas wie ein musikalischer Nationalheiliger in Tschechien wurde und eher mit nachdenklicher, getragener Musik sein Schaffenswerk (Mein Vaterland) umsetzte, ist Dvořák ein weltoffener, vom Stil des „Way of Life“ angehauchter Komponist. Schwungvoll, mit Kraft und Überzeugung, aber auch mit dem Unverständnis für die amerikanische Rassenpolitik, ist daraus eine Musik der Souveränität mit einem multikulturellen Seelenschürfen geworden. Er vergaß nie seine tschechischen Wurzeln. So kam ein wunderbares musikalisches Konglomerat aus alter und neuer Welt in die Konzerthäuser der ganzen Welt.

Wie zu erwarten war, bewältigen die Tonkünstler diese sehr unterschiedlichen Werke bravourös. Erwähnt werden sollen noch die Solisten Thomas Bachmair, Michael Pircher und Andreas Eitzinger, die dem Tripelkonzert von Deutsch den richtigen Schliff gaben. Ein umjubelter Abend.

Next: 10.10.2014 im Musikverein, Mozart, Bruckner unter der Stabführung von Michael Sanderling.

Infos und Karten: tickets@tonkuenstler.at

Reinhard Hübl

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