Das 1x1 der Musik
Es ist das 1x1 der Musik: Bedeutende Komponisten mit einem famosen Orchester ergeben einen Klang von Harmonie, Einheit und professioneller Wiedergabe. Passiert ist das am Abend des Ostersonntag. Im Wiener Konzerthaus spielen die Wiener Symphoniker unter ihrem Chefdirigenten Philippe Jordan ein cooles, anspruchsvolles Programm. Der kalte „Frühling in Wien“ wird musikalisch nach Amerika verlagert. In Denver hat es 22 Grad, in New York 25 und in Seattle 16. Also gilt es, dem Wiener Publikum einzuheizen. Das gelingt mit Bernstein und Gershwin.
Jordan lässt schon in Bernsteins Ouvertüre zu „Candide“ anklingen, dass er es stürmisch anlegt. Nach fünf Minuten ist die Publikum bereits auf Betriebstemperatur. Danach kommt mit George Gershwins „Konzert für Klavier und Orchester“ ein Werk mit nuancenreichen Gegensätzen zur Aufführung. Mit Jean-Yves Thibaudet am Klavier ist der richtige Mann am richtigen Platz. Der Franzose bildet mit dem Schweizer Dirigenten ein Couple Triumphal. Wunderbare Dynamik prägt den Ansatz zu eigenständiger amerikanisch-urbaner Musik. „Cross Over“ findet im diesem Werk reichlich Nahrung. Klassischen Elemente folgen jazzige Einschübe - eine bunte Mischung von fein ausbalancierter Identität der Neuen Welt in der Musik. Das Publikum fordert mehr davon. Also setzen sich Thibaudet und Jordan ans Klavier und spielen vierhändig Billy Strayhorns (Komponist im Duke Ellington Orchester) flotte Passage.
In der Pause reflektiere ich das bisher Gehörte. Es sind glücklich machende Elemente. Der zweite Teil bestärkt mich in meinen Emotionen. Die Symphoniker spielen den amerikanischen Sound mit Herzblut und Freude. Es swingt, jazzt – ein neues Wohlgefühl des Spitzenorchesters.
Dazu passt Gershwins „Amerikaner in Paris“. Augen schließen, sich verführen lassen, einem Bistro-Besuch nicht abgeneigt sein, bummeln an der Seine, sich treiben lassen im Trubel der Metropole, begleitet vom Akkordeongetöse und amerikanischer Sichtweise. Eine gute Mischung unterschiedlicher Lebensstile.
Das im Programm angekündigte „Symphonie dances“ entpuppt sich rasch als „West Side Story“. Das von Leonard Bernstein 1957 komponierte Werk ist eine sozialkritische Auseinandersetzung vor dem Hintergrund des rivalisierenden Jugendbandenwesens. Hässliche Fehden, die nicht beherrschbar sind. „Maria“ klingt es flehentlich von Tony, dem Lover der Gegenpartei, der dem Streit ein Ende setzen will. Doch Gewalt, Hetze und unüberbrückbarer Hass führt zu einem letalen Ausgang. Bernstein hat diese Konfrontation genau eingefangen und daraus eine beherzte Musik geschaffen, die zwischen vielen tonleiterfremden dissonanten Tönen und beschwingten tänzerischen Rhythmus schwebt. Die Symphoniker leistet bravouröse Arbeit und werden dafür vom Publikum zu Recht bejubelt.
Next Symphoniker: Nachtmusik, Mahlers 7.Symphonie am 23.5.2017
Infos und Tickets: www.konzerthaus.at
Reinhard Hübl
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