Liebe, Rosenkrieg und ein Happy End
Was macht ein gutes Musical aus? Eine Idee (ausgezeichnet), ein Libretto (na ja, auch in der Klassik sind Texte manchmal gewöhnungsbedürftig), Musik (vorzüglich), Regie (spannend). So entstand „Schikaneder“ im Raimundtheater. Uraufführungen sind immer eine heikle Sache, vor allem, wenn sie im eigenen Haus geschrieben und produziert werden. Wenn es nach dem begeisterten Kreischen der Kids geht, sich auch die älteren Semester davon anstecken lassen und die Aufführung in einer Standing Ovations-Orgie endet, braucht man sich keine Sorgen um die Zukunft machen.
Dennoch: Durch das Libretto von Mozarts „Zauberflöte“ wurde Emanuel Schikaneder berühmt – und reich. Vorher war er ein Schmierenkomödiant, ein Filou, der es mit jeder Frau trieb, die bereitwillig das Röckchen hob. Mit dem Theatermilieu verwurzelt leidet er immer unter Geldmangel. Geschickt wie er ist redet er sich den Mund fusselig, um Inverstoren an Bord zu holen, Geldgebern sein finanzielles Debakel zu verschleiern und Beamten Vorschriften auszureden. Eine seiner vagabundierenden Frauen ist Eleonore, ebenfalls dem Theater sehr verbunden. Bald wird sie seine Geliebte, später seine Frau. Nur: eine offene Beziehung nimmt sie nicht hin. Das Traumpaar lebt sich bald auseinander. Sie sucht und braucht Liebe und findet sie schließlich bei Johann Friedel. Der junge Schriftsteller bietet sich als Autor der Truppe an und wird aus Personalmangel als unbeholfener Schauspieler eingestellt. Er ist sensibel, so gar nicht roh und grob wie die anderen. Johann und Eleonore fliehen nach Wien. Mit ihr versucht er, ein neues Theater aufzubauen. Doch dazu braucht man eine robuste Konstitution, die er nicht hat. Der reiche Galan stirbt.
Liebe weg, finanzielle Ressourcen weg, Hoffnung weg. Der Traum ist zu Ende, eher er noch begonnen hat. Die Gläubiger stehen Schlange, Eleonore steht vor dem Aus. Wäre da nicht noch eine Hoffnung. Emanuel weilt – zufällig – in Wien. Die Truppe sieht einen Streifen am Horizont. Doch Eleonore will mit dem Lump nichts mehr zu tun haben. Aber Emanuel macht das, was er am besten kann: reden. Er ist ein Visionär, zeichnet eine Utopie, wie in Wien Theater funktionieren könnte. Etwas noch nie Dagewesenes, etwas Verrücktes. Zuerst muss er beim Ensemble Überzeugungsarbeit leisten, aber vor allem bei Eleonore. Er zeichnet ein Bild von Musik und Schauspiel - alle werden reich, vor allem er selbst. Damit hat er schon immer alle weichgeklopft. Die Prinzipalin willigt ein, wenn er sich bereit erklärt sein Lotterleben aufzugeben. Die „Zauberflöte“ ist geboren.
Die turbulente Liebesgeschichte ist voller Emotionen, selbst der „böse“ Emanuel übt eine undurchsichtige Faszination aus. „Schikaneder“ scheint einer erfreulichen Zukunft entgegenzugehen. Musik von der Broadway–Größe Stephen Schwartz, Buch von Intendant Christian Struppeck, Regie von Trevor Nunn, ein Musicalspezialist aus England. Die SängerInnen, vor allem Katie Hall als Maria Miller und Katja Reichert als Josepha Hofer zeigen eine beachtliche Show. Jubel! Wien als Musical-Stadt hat wieder eine beachtliche Weltpremiere geliefert!
Infos und Tickets: www.musicalvienna.at
Reinhard Hübl
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