Skandal um Maria Theresia Paradis: Die blinde Pianistin und ihr Wunderheiler

Eine Büste der blinden Pianistin Maria Theresia Paradis. | Foto: Georg Hamann Privatarchiv
2Bilder
  • Eine Büste der blinden Pianistin Maria Theresia Paradis.
  • Foto: Georg Hamann Privatarchiv
  • hochgeladen von Maria-Theresia Klenner

LANDSTRASSE. Zur neu errichteten Unternehmerzentrale der Post am Rochusmarkt gehört auch die angrenzende Telefonzentrale in der Rasumofskygasse 29, die sich aufgrund ihrer Art Deco-Fassade unter Denkmalschutz befindet. Für die Errichtung der Telefonzentrale musste das ehemalige Palais des Arztes Franz Anton Mesmer im Jahr 1920 abgerissen werden. Dabei wäre der Schutz des Denkmalsamts für das Mesmerpalais wichtiger gewesen: Der deutsche Arzt aus dem Schwabenland galt als großer Musikliebhaber und Mozarts Singspiel "Bastien und Bastienne" soll im Haus der Mesmers im Jahr 1768 uraufgeführt worden sein. Doch nicht nur die Wiener Musikwelt ging im Palais ein und aus sondern auch Mesmers Patienten: Zu dem Palais in der Rasumofskygasse 29 gehörte auch eine kleine Privatklinik samt wissenschaftlichem Laboratorium. Und diese Klinik war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Schauplatz eines handfesten Skandals, den der Wiener Historiker Georg Hamann in seinem Buch "50 x Wien wo es Geschichte schrieb" aufgreift.

Im Zentrum der Begebenheit steht die blinde Pianistin Maria Theresia Paradis, nach der eine Gasse im 19. Bezirk benannt wurde. "Ich bin um die Ecke der Paradisgasse aufgewachsen und habe die Geschichte der Pianistin von klein auf gekannt. Zu ihren Lebzeiten kannte jeder in Wien die Paradis - sie war eine hochbegabte und erfolgreiche Musikerin, die Konzerte in ganz Europa gab", erklärt Hamann, selbst ein großer Freund der klassischen Musik.

Im Alter von drei Jahren erblindet

So begabt und erfolgreich Paradis auch war, so tragisch ist ihre Kindheit: "Am Morgen des 9. Dezember 1762 erwachte die Dreijährige blind. Der Grund für die Erblindung ist nicht bekannt, die Mutmaßungen reichen von einer fehlgeschlagenen ärztlichen Behandlung bis zum Schock über einen nächtlichen Einbruch", erzählt Hamann. "Natürlich ließen die Eltern - der Vater war ein Hofbeamter der Kaiserin Maria Theresia - nichts unversucht, der Tochter das Augenlicht wieder zurück zu geben, doch keine Behandlung schlug an. Dafür machte die kleine Paradis als Pianistin Karriere und beeindruckte mit ihrem Talent sogar die namensgleiche Kaiserin, die ihr eine lebenslange Gnadenpension in der Höhe von 200 Gulden gewährte."

Das Leben der Künstlerin erfuhr 1777 eine Wendung, als sie sich in Behandlung bei Franz Anton Mesmer begab, der mit ungewöhnlichen magnetischen Kuren zwar Erfolge erzielte, aber auch als Wunderheiler verspottet und belächelt wurde. "Paradis wurde in Mesmers Klinik aufgenommen und konnte schon kurze Zeit später erste Lichteindrücke wahrnehmen. Danach konnte sie Konturen erkennen, wobei ihr die spitzen Nasen der Menschen angeblich Angst gemacht haben und sie lieber Hunde ansah", erzählt Hamann die Überlieferungen.

Nach Skandal wieder erblindet

Was wie ein Wunder klingt, überforderte die 18-Jährige. "Die Finger auf den Tasten zu sehen, irritierte sie ebenso wie Licht. Ihr Vater schrieb, dass Maria Theresia bei Annäherung an eine Kerze wie vom Blitz getroffen betäubt  zu Boden fiel." Doch nicht nur die junge Patientin hatte mit Mesmers medizinischem Erfolg zu kämpfen, sondern auch der Arzt selber wurde immer heftiger von der Ärzteschaft angegriffen: Ihm wurde vorgeworfen, dass seine Magnetkuren Scharlatanerie seien und Paradis ihre Sehkraft nur vortäuscht, da sie in einem intimes Verhältnis zu ihm steht. Dieser Vorwurf änderte das gute Verhältnis zu Paradis´Eltern. Daraufhin spielten sich dramatische Szenen in der Rasumofskygasse ab. "Zuerst wollte Maria Theresias Mutter ihre Tochter aus Mesmers Haus holen. Es kam zu Handgreiflichkeiten und wurde geschrien. Kurze Zeit später tauchte Paradis´Vater mit dem Degen auf - er konnte entwaffnet werden und hat fluchend das Haus verlassen", schildert Hamann. "Diese Aufregung war der Patienetin zu viel, sie hat erbrochen, bekam Anfälle und letztendlich ist ihr Augenlicht wieder verschwunden. Sie kehrte zu ihren Eltern zurück - blind wie zuvor."

Auch für Mesmer hatte der Skandal unerfreuliche Folgen: Er ging nach der Trennung von seiner Frau nach Paris, wo er weiterhin mit seinen Magnetkuren behandelte. Nach Wien kehrte der Arzt 1793 zurück, wurde allerdings mit dem Verdacht, in Verbindung mit jakobinischen Verschwörern zu stehen, des Landes verwiesen. 1815 starb Mesmer in Deutschland, seine berühmteste Patientin 1824 als angesehene Pianistin und Musikpädagogin.

Eine Büste der blinden Pianistin Maria Theresia Paradis. | Foto: Georg Hamann Privatarchiv
Das Buch "50 x Wien wo es Geschichte schrieb" von Georg Hamann ist im Amalthea - Verlag erschienen. | Foto: Amalthea-Verlag
Neues Monat, neues Gewinnspiel. Wer sich für den Wiener Newsletter anmeldet, nimmt an der Verlosung zu einem Malkurs teil.  | Foto: Maya Galerie Wien

Newsletter-Gewinnspiel
Wir verlosen einen Malkurs für 4 Personen

Wer schon immer einmal die Gelegenheit erhalten wollte, einen Malkurs zu besuchen, der sollte sich die Chance nicht entgehen lassen und sich für den Wiener Newsletter anmelden. Malen wie ein Profi? Mit unserem neuen Newsletter-Gewinnspiel haben alle Abonnenten und diejenigen, die es noch werden wollen, die Möglichkeit, einen Malkurs in der Maya Galerie Wien zu gewinnen. Maryam Mansouri ist eine bekannte iranische Malerin und Künstlerin, deren Werke bereits in verschiedenen Ländern der Welt...

Anzeige
Mediphysio im 19. Wiener Gemeindebezirk bietet qualitativ hochwertige physiotherapeutische Dienstleistungen an und kooperiert dabei mit allen Krankenkassen und Heimphysio. | Foto: Mediphysio
6

Mediphysio
Ihre neue Physiotherapiepraxis im 19. Bezirk

Der 19. Bezirk Wien-Döbling heißt Mediphysio (www.mediphysio.at), unseren neuesten Zuwachs in der lokalen Gesundheitslandschaft, herzlich willkommen. Hier erhalten Patientinnen und Patienten individuelle Behandlungen für ihr Wohlbefinden. Mediphysio zielt mit den physiotherapeutischen Leistungen darauf ab, Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu verbessern und geschwächte Muskeln zu stärken. Ein zentrales Anliegen ist es auch, den Patientinnen und Patienten zu vermitteln, welche Maßnahmen...

Anzeige
Mehr Mobilität, Komfort und Lebensqualität für Seniorinnen und Senioren bietet die mobile Physiotherapie von Heimphysio. | Foto: Heimphysio
6

Physiotherapie-Hausbesuche in Döbling
Kompetente und komfortable Physiotherapie zu Hause im 19. Bezirk

Im 19. Wiener Gemeindebezirk setzt das Unternehmen Heimphysio (www.heimphysio.at) neue Maßstäbe in der mobilen Physiotherapie für ältere Menschen. Mit dem klaren Fokus auf die Bedürfnisse Döblinger Seniorinnen und Senioren bietet Heimphysio einen maßgeschneiderten Service, der es ermöglicht, physiotherapeutische Behandlungen bequem im eigenen Zuhause in Anspruch zu nehmen." Mobilität ist besonders im Alter von entscheidender Bedeutung, da sie für den Erhalt der körperlichen als auch der...

Anzeige
Mit neuer Kraft in den Frühling: Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken. | Foto: Kieser
Video 8

Stark in den Frühling
Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken

Der Frühling steckt in den Startlöchern. Zeit, unseren Körper aus dem Winterschlaf zu wecken und neue Kraft zu tanken. Mit dem Frühlingsanfang heißt es für viele von uns: endlich wieder raus in die Natur - sei es zum Laufen, Wandern, Golfen oder einfach, um den Garten wieder auf Vordermann zu bringen. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei eine aktive Muskulatur ein. Denn wer nach der langen Winterpause seinem untrainierten Körper plötzlich Höchstleistung abverlangt, riskiert Überlastungen und...

Neues Monat, neues Gewinnspiel. Wer sich für den Wiener Newsletter anmeldet, nimmt an der Verlosung zu einem Malkurs teil.  | Foto: Maya Galerie Wien
Mediphysio im 19. Wiener Gemeindebezirk bietet qualitativ hochwertige physiotherapeutische Dienstleistungen an und kooperiert dabei mit allen Krankenkassen und Heimphysio. | Foto: Mediphysio
Mehr Mobilität, Komfort und Lebensqualität für Seniorinnen und Senioren bietet die mobile Physiotherapie von Heimphysio. | Foto: Heimphysio
Mit neuer Kraft in den Frühling: Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken. | Foto: Kieser

1 Kommentar

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Wien auf MeinBezirk.at/Wien

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Wien

MeinBezirk auf Instagram

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus deinem Bezirk und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.