Franz Deixelberger/Gräbern
Aus dem Leben eines Wirts
Jeder kennt sie, die typischen Klischees der Gastro. Wir haben Franz Deixelberger vom gleichnamigen Gasthof in Gräbern damit konfrontiert.
GRÄBERN. Der Beruf des Gastwirts wurde Franz Deixelberger wohl in die Wiege gelegt: Bereits seine Eltern führten den Gastronomiebetrieb und die dazugehörige Landwirtschaft in Gräbern, er selbst packte schon früh mit an und kennt bis heute keinen anderen Alltag. Seit der letzten Wintersaison bewirtschaftet der 52-Jährige zusätzlich die Schwarzkogelhütte am Klippitztörl und lässt sich von den vielen Corona-bedingten Herausforderungen nicht unterkriegen.
WOCHE: Was hat es mit dem Sprichwort „Wer nix wird, wird Wirt“ auf sich?
FRANZ DEIXELBERGER: Das gehört noch ergänzt: „Wer nix wird, wird Wirt und wer das nicht schafft, bleibt ewig Gast.“ Als Gastronom vereint man gleich mehrere Berufe, wie Entertainer, Psychologe, Komiker, Schauspieler, Auskunftsbüro und Fremdenführer. In meinen Augen gibt es nur wenige Branchen, in denen man Menschen in derartig vielen verschieden Lebensphasen kennenlernt.
Welche Erfahrungen hast du schon mit unguten Gästen gemacht?
Ich befinde mich in der glücklichen Lage, dass es in keinem meiner Betriebe jemals zu einem Rausschmiss gekommen ist. Natürlich gibt es unangenehme Situationen, doch das ist eher die Ausnahme. Auf das bodenständige und respektvolle Gästeklientel bin ich durchaus stolz.
Kommt es regelmäßig zu Alkoholkonsum während der Arbeit?
Für mich hatte das fast schon traditionelle „Mittrinken“ noch nie eine Wertigkeit. Der Verkauf ist eindeutig das bessere Geschäft, als selber am Glas zu nippen.
Kommen Familie und Privatleben oft zu kurz?
Als Wirt ist man nicht anonym, es ist ein 24-Stunden-Job. Man ist immer präsent und erntet von der Bevölkerung wenig Akzeptanz: Wenn es im privaten Bereich kriselt und die Stimmung am Boden ist, muss man bei der Arbeit gut gelaunt sein – wie ein guter Schauspieler. Das kenne ich seit meiner Kindheit. Eine Abgrenzung von Beruf und Privatsphäre ist wichtig, doch manchmal unmöglich.
Welchen Beruf hättest du gewählt, wenn nicht Wirt?
Am Handwerk finde ich großen Gefallen: Alles was ich nicht beruflich gemacht habe, ist zum Hobby geworden. Aus mir wäre kein Büro-Mensch geworden, körperliche Arbeit ist mir lieber.
Welches Gasthaus würdest du empfehlen, wenn nicht das eigene?
Hin und wieder sucht man andere Betriebe auf, doch eine konkrete Empfehlung abzugeben ist schwer. Es gibt zahlreiche tolle Gastronomen in unserer Region. Aber ich habe keine Stammkneipe, da ich meist selber hinter der Theke stehe.
Wie groß ist die Versuchung, sich der Corona-Verordnung zu widersetzen?
Die Versuchung ist nicht sehr groß. Alle leben seit einem Jahr damit, die Lockdowns nutzten wir selbst meist zur Corona-gerechten Optimierung der Location. Da sich Feierlichkeiten komplett in den privaten Bereich verlagert haben, wird es für die Gastro ohnehin schwer, sich wieder dementsprechend zu etablieren.
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