Barbara Schwar/Jörglbauer
Hof-Alltag in Hinterwölch als Therapie
Beim "Jörglbauer" integriert Barbara Schwar die Nutztiere in ihre Tätigkeit als Ergotherapeutin.
HINTERWÖLCH. Das Umfeld am Berg und die tiergestützte Ergotherapie verleihen dem Hof von Familie Schwar und Presser ein Alleinstellungsmerkmal: Neben dem landwirtschaftlichen Biobetrieb hat sich Barbara Schwar, Ergotherapeutin und Fachkraft für tiergestützte Intervention, am elterlichen Hof vor einigen Jahren selbstständig gemacht.
Für jede Altersgruppe
"Die tiergestützte Ergotherapie ist ein Spezialgebiet, wo landwirtschaftliche Nutztiere hinzugezogen werden. Die Lebewesen stärken vor allem die Motivation der Patienten", erklärt Barbara Schwar, die mit Hilfe ihrer tierischen Co-Therapeuten verbesserte Erfolge erzielen kann. Dabei liegt die größtmögliche Selbstständigkeit im Alltag der Patienten im Fokus: "Durch Krankheit, Unfall oder sonstige Beeinträchtigungen verursachte Einschränkungen werden behandelt, alles findet im Umfeld des Bauernhofes statt." Zu ihr kommen Menschen jeder Altersgruppe: angefangen bei Kindern bis zu geriatrischen Patienten.
Kombination macht es aus
"Das Umfeld am Berg ist manchmal sogar fast noch wichtiger als die tiergestützte Therapie", bemerkt Schwar. Momentan arbeitet sie auch oft mit Patienten, die unter psychischer Belastung leiden. Der Stress- und Burn-Out-Prophylaxe wird hoher Stellenwert beigemessen: "Im Alltag fehlt die Routine, darunter leiden derzeit viele Menschen." Neben der Therapie mit Hilfe von Tieren bietet sie aber auch klassische Heilbehandlungen.
Eine neue Ebene
"Tiere arbeiten mit den Patienten auf anderen Ebenen, sie fangen vieles ab", erklärt die Lavanttalerin. Jedes Tier verfügt über individuelle Charakterzüge und wirkt auf jeden Patient unterschiedlich: "Natürlich muss die Therapieart auch für den Patienten passen und richtig abgestimmt werden."
"Hühner lernen extrem schnell. Bei Schafen dauert der Sozialisierungsprozess etwas länger. Für Therapiezwecke können fast alle Tiere eingesetzt werden." Barbara Schwar
Wirkung der Schafe
Horst, der Esel, sowie die Therapiehühner Frieda, Cordula und Samira sorgen für regen Betrieb am Hof. Außerdem dürfen auch die Schafe namens Puppi, Rapunzel und Henna bei den Therapien nicht fehlen. "Für sozial schwache Kinder haben beispielsweise Schafe eine abschreckende Wirkung, da sie Herdentiere sind und voller Neugierde stecken. Wenn sich die Patienten auf sie einlassen, wird ein positiver Effekt erzielt", so die Therapeutin.
Abrichtung der Gehilfen
Esel werden meistens gefüttert, somit kommen diese Co-Therapeuten eher passiv zum Einsatz: "Während der Einheiten befinden wir uns mitten im Alltag, das macht die Sache spannend." Schwar bildet all ihre Tiere selber aus, diese werden als Erstes sozialisiert und danach erlernen sie bestimmte Fertigkeiten. "Ein Schaf muss leinenführig werden und ein Huhn muss eine Glocke läuten oder würfeln können", führt die Therapeutin einige Beispiele an, primär setzt sie auch auf diese Arten. Patienten können die Tiere auch selber trainieren und haben so mit verschiedensten Charakteren und Reaktionen zu tun.
Zweites Standbein
Privatpersonen oder Firmen können auch Tierpatenschaften übernehmen, da derartige Behandlungen ihren Preis haben. Die finanzielle Unterstützung wird auf Therapie- und Futterkosten zurückgerechnet. Beim "Jörglbauer" tummeln sich neben den Therapietieren aber auch Dexter-Rinder: "Unser zweites wirtschaftliches Standbein ist diese besondere Zwergrinderrasse mit der Direktvermarktung."
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