"Nicht alle haben etwas Böses im Sinn"

Der Wolfsberger Parsa Djawadiraad (20) mit iranischen Wurzeln lebt seit über zehn Jahren im Lavanttal | Foto: Mörth
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  • Der Wolfsberger Parsa Djawadiraad (20) mit iranischen Wurzeln lebt seit über zehn Jahren im Lavanttal
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WOCHE: Nach Ihrem Sieg bei der "Mister Kärnten"-Wahl stieß sich die FPÖ-Jugend an Ihrem Aussehen. Wie gehen Sie mit diesen Vorwürfen - aufgrund Ihrer iranischen Wurzeln nicht kärntnerisch genug zu sein - um?
PARSA DJAWADIRAAD:
Die ersten Tage waren sehr hart. Als ich "Mister Kärnten" geworden bin, war ich überglücklich, und ich bin es noch immer. Ich bin sehr stolz, dass ich der erste Wolfsberger bin, der diesen Titel geholt hat. Ich will einfach nur zeigen, warum ich Kärnten so liebe. Ich verdanke Österreich und Kärnten alles das, was ich heute bin. Ich habe mich integriert, ich arbeite und ich zahle meine Steuern. Was ist so Schlimmes daran, dass ich bei einer Misterwahl mitgemacht habe? An dieser Stelle möchte ich mich wirklich bei allen bedanken, die in der Vorwoche so sehr hinter mir gestanden sind: der Mister Company, meinen Freunden und meiner Familie. Sogar Fremde haben sich gemeldet. Ich bin jetzt ein Jahr lang "Mister Kärnten" und ich lasse mir von niemandem die Stimmung verderben.

Was möchten Sie Ihren Kritikern noch ins Stammbuch schreiben?
Ich möchte gerne all jene fragen, die jetzt mein Aussehen kritisieren, warum sie sich nicht selbst aufgestellt haben. Es gibt im nächsten Jahr wieder eine "Mister Kärnten"-Wahl, für die man sich über die Mister Company bewerben kann.

Mittlerweile kursiert auch ein altes Foto, das Sie mit einem Freund, der eine Spielzeugpistole hält, im sozialen Netzwerk "Facebook". Wann wurde das aufgenommen?
Ich glaube, dass war heuer in Wolfsberg, im Fasching. Mein Freund und ich waren als Gangster verkleidet, er hält auf dem Foto eine Spielzeugpistole. Viele meinen im Hintergrund sieht man einen grünen Baum. Ab und zu schneit es bei uns im März, im April hat es auch schon gehagelt - und die wollen mir sagen, dass es unmöglich ist, dass es im Februar einen grünen Busch gibt? Aber andere wissen scheinbar immer alles besser. Viele sagen auch, dass ich ein Moslem bin, obwohl ich evangelisch bin.

Sie arbeiten als Vertriebsmitarbeiter in der Getränkefirma der Familie Ihres besten Freundes. Warum haben Sie bei der Wahl mitgemacht?
Meine Freundin Marlin Ruiz ist die Vize-"Miss Kärnten". Nach ihrem Sieg hat sie mich zum Spaß gefragt, ob ich bei einer Misterwahl mitmachen würde. Daraufhin haben auch meine Freunde zu mir gesagt: He, mach da einfach einmal mit! Und da ich nun einmal ein Mensch bin, der gerne bei Sachen mitmacht, wo sich andere nicht trauen, habe ich schließlich eingewilligt. Ich hatte ja nichts zu verlieren. Jede weitere Erfahrung, die man im Leben macht, ist ein Schatz, den dir niemand nehmen kann.

Ihr nunmehr begonnener Kampf gegen Vorurteile erinnert ein wenig an Conchita Wursts Plädoyer für Toleranz nach dem von ihr gewonnenen Song Contest.
Diese Misterwahl war vielleicht nur ein Sprungbrett für mich. Ich habe wirklich nicht mit dem Sieg gerechnet, aber wenn man mich jetzt schon kennt, kann ich ein Exempel sein. Es kommen viele Menschen nach Österreich, aber nicht alle haben etwas Böses im Sinn. Nur weil ich nicht hier geboren wurde, heißt das nicht, dass ich Kärnten nicht genauso lieben kann wie ein Kärntner. Ich kann Österreich vielleicht sogar noch mehr lieben als ein Österreicher, weil für mich Österreich nicht selbstverständlich ist.

Sie leben seit über zehn Jahren in der Lavanttaler Bezirkshauptstadt Wolfsberg. Spricht man Sie jetzt auch schon auf der Straße an?
Ja. Viele Menschen kommen einfach auf mich zu, grüßen mich mit den Worten "Hallo ,Mister Kärnten'" und fangen mit mir zu sprechen an. Es ist sehr schön zu wissen, dass es einfach auch Menschen gibt, die sich von dieser Facebookpropaganda nicht beeinflussen lassen.

Nach der "Mister Kärnten"-Wahl steht die "Mister Austria"-Wahl ins Haus.
Es gab noch nie einen "Mister Austria" aus Kärnten, deshalb werde ich auf jeden Fall hart trainieren, um dies mit etwas Glück zu ändern. Und ich möchte meinen Kritikern zeigen, das sie sich auf den ersten Blick in mir getäuscht haben.

Wo Sie jetzt schon mit einem Fuß im Modelbusiness stehen: Streben Sie eine Modelkarriere an?
Ich sage es einmal so: Natürlich ist ein Interesse da. Diesen Weg einzuschlagen, bietet sich wirklich nicht jedem an. Wenn ich die Chance bekommen würde, werde ich ganz sicher nicht nein sagen. Aber solange das nicht der Fall ist, werde ich meinen Job nicht aufgeben, denn ich liebe meinen Job und ich arbeite mit meinem besten Freund zusammen. Ich stehe in der Früh auf und gehe mit einem Lächeln in die Arbeit. Wer kann das schon behaupten?

Interview: Petra Mörth

Zur Person:
Name: Parsa Djawadiraad
Geburtstag: 8. März 1997
Wohnort: Geboren im Iran, seit über zehn Jahren in Wolfsberg, längst österreichischer Staatsbürger
Familienstand: ledig, Freundin Marlin Ruiz
Beruf: Hat den Beruf des Stahlbautechnikers erlernt, Vertriebsmitarbeiter in einer Getränkefirma
Hobbys: Fußball, joggen, wandern und spazieren
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