Titelstory im Science Magazin
Wolfsbergerin forschte an bedeutendem Fund
Die Wolfsbergerin Viktoria Krenn hat an der aktuellen Titelgeschichte des prestigeträchtigen Science-Magazins mitgewirkt.
WOLFSBERG. Was die Vogue für die Modewelt ist, das ist das Science Magazin für die Wissenschaft. Dort einmal etwas zu veröffentlichen – der große Traum eines jeden Forschers. Der Lavanttaler Anthropologin Viktoria Krenn ist dies nun gelungen. Gemeinsam mit einem internationalen Team aus Wissenschaftlern hat sie sogar an der Titelgeschichte der Juni-Ausgabe mitgewirkt. „Das ist mehr als ich mir jemals erträumt habe“, freut sich die Wolfsbergerin, die sich bereits als Kind für Mumien und das alte Ägypten interessierte, schlussendlich jedoch bei weit älteren Menschenformen gelandet ist.
Neue Art Mensch
Hintergrund der Geschichte: In der Nähe der israelischen Stadt Ramla fanden Wissenschaftler 2018 Schädelfragmente, die unser Verständnis der Menschheitsgeschichte verändern könnten. Krenn: „Bisher galt Europa als Hauptverbreitungsgebiet des Neandertalers. Doch die neuen Funde lassen sich nicht in eine der bereits bekannten Gruppen einordnen. Tatsächlich zeigen sie sowohl Neandertaler-Charakteristika als auch Merkmale von deutlich älteren Vorfahren.“ Das bedeutet, dass die Neandertaler nicht nur von Europa Richtung Osten gewandert sind, wie bisher angenommen, sondern dass auch bereits Vorfahren des Neandertalers weit östlicher beheimatet gewesen sind.“ Salopp ausgedrückt könnte man sagen: Die Wissenschaftler haben eine bisher unbekannte Art Mensch gefunden, den Ramla Homo.
130.000 Jahre alt
Viktoria Krenns Hauptaufgabe lag in der Analyse des Schädelfragments, dessen Alter auf etwa 130.000 Jahre geschätzt wird. Anhand von Dickenmessungen erkannte man schnell, dass der Knochen deutlich robuster gebaut ist als jener von modernen Menschen oder Neandertalern, beispielsweise in Bezug auf Kinn und Zähne. Krenn: „Alles ist deutlich massiver gebaut als bei uns heute. So etwas kennen wir nur von deutlich älteren menschlichen Vorfahren.“ Gerade Israel gibt den Wissenschaftlern mit seiner Fülle an Funden immer wieder Rätsel auf, die unser Verständnis der menschlichen Evolution auf den Kopf stellen. Funde wie eben jener ermöglichen Wissenschaftlern neue Einblicke in die Welt unserer Vorfahren.
Jahrelange Arbeit
Drei Jahre sind seit den Funden vergangen, drei Jahre in denen zwei Teams mit Wissenschaftlern der Tel Aviv University und der Hebrew University zusammen mit internationalen Kollaborateuren unablässig an den Auswertungen der Funde arbeiteten. Die Veröffentlichung im Science Magazin ist für sie die Belohnung für die harte Arbeit. „Eine solche Publikation ist ein riesiges Gemeinschaftsunterfangen, es haben viele Wissenschaftler aus verschiedensten Nationen mitgewirkt“, erklärt Krenn, die trotz ihrer Profession von zuhause aus arbeiten kann: „Der Vorteil der computerbasierten Anthropologie. Vieles geht digital.“
Dissertation unterwegs
Viktoria Krenn hat Biologie mit Schwerpunkt Anthropologie in Wien studiert und nach dem Abschluss des Masterstudiums einige Jahre in der Forschungsgruppe von Gerhard Weber in der Virtuellen Anthropologie gearbeitet. „Ich habe zum einen an einem tollen Projekt mit historischen Stradivari-Geigen gearbeitet, aber vordergründig vor allem an menschlichen Zähnen und Schädelfragmenten“, erklärt die Forscherin. Nach Projektende bekam sie eine Doktoratsstelle in Zürich und ist nun dabei, ihre Dissertation zum Thema der Evolution des menschlichen Geburtsvorgangs abzuschließen. Was als nächstes kommt? „Das ist noch offen“, lacht die Expertin.
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