Doppeljubiläum rund um die Sulmtalbahn
Mit einer Jubiläumsausstellung in Gleinstätten und Sonderfahrten mit dem legendären „Roten Blitz“ erinnern an diesem Wochenende die Freunde der Sulmtalbahn rund um Dietmar Zweidick und Präsident Karl-Heinz Grubelnik an ein besonderes Jubiläum und nostalgisches Stück Eisenbahngeschichte.
Vor 110 Jahren, am 13. Oktober 1907, war die normalspurige Lokalbahn in Leibnitz als Verbindung von der Südbahnstrecke im Murtal zur Wieserbahn feierlich eröffnet worden. Exakt 110 Jahre später wurde die Jubiläumsausstellung eröffnet und das zehnjährige Bestehen der Freunde der Sulmtalbahn gefeiert.
Nostalgischer Rückblick
Die Lokalbahn von Leibnitz nach Pölfing-Brunn wurde von der Sulmtalbahn Aktiengesellschaft unter Karl Freiherr von Wucherer-Huldenfeld und Dr. Leopold Stramitzer errichtet, die 1906 die Konzession erhielten. Am 11. März 1906 fand in Leibnitz der Spatenstich statt. Ab 26. April 1907 übernahm die Südbahn-Gesellschaft den Betrieb. Die feierliche Eröffnung erfolgte am 13. Oktober 1907.
Ab 1930 betrieb die Graz-Köflacher Eisenbahn die Sulmtalbahn. Schienenbusse der Reihe VT 10 lösten 1953 die Dampflokzüge ab. Mit der zunehmenden Motorisierung kam am 27. Mai 1967 das Aus für die Sulmtalbahn. Nur ein Abschnitt zwischen Gleinstätten und Pölfing-Brunn blieb als Anschluss an die Wieserbahn erhalten. Überall sonst hat man die Schienen bereits im Jahr1976 abgetragen. Ein Teil der Sulmtalbahnstrecke wurde zum Radweg.
Als Gratulant zum Doppeljubiläum fand sich auch Obmann Armin Klein von der IG „Neue Radkersburger Bahn“ in Gleinstätten ein, der sich mit den Freunden der Sulmtalbahn über die gelungene Jubiläumsausstellung freute.
Zwei Jubiläen gefeiert
„Die Modellanlage begann 2006 mit dem etwa eineinhalb Meter langen Bahnhof Heimschuh. Mit Karton und Tafelsperrholz hat der Liebocher Modellbauer Rupert Koch dann begonnen, an weiteren Bahnhöfen und die Streckenführung originalgetreu nachzubauen“, erinnerte Präsident Karl-Heinz Grubelnik, der für die technische Umsetzung des Projekts federführend zeichnet. Andreas Konecnik führte die Computer gesteuerte Modellbahn in das Zeitalter der Digitalisierung und versah die 40 Züge mit Mikro-Chips, die auch für den charakteristischen Sound der Lokomotiven sorgen.
Beim Zeggern in Gleinstätten traf Grubelnik im Jahr 2014 den begeisterten Modellbauer Norbert Spari, der sich anbot, die damals noch an verschiedenen Orten mühsam auf- und wieder abgebaute Modellanlage, eine neue, ständige Heimat in seinem alten Spar-Markt im Zentrum von Gleinstätten zu bieten. „Ohne Norbert Spari wäre das alles hier nicht möglich“, dankte Grubelnik dem Hausherrn der Jubiläumsausstellung.
Die Freunde der Sulmtalbahn halten bis heute mit der 125 m langen Modellbahn im früheren Spar-Markt in Gleinstätten die Erinnerung an den Sulmtaler lebendig und pflegen mit viel Liebe zum Detail das Andenken an ein Stück Eisenbahngeschichte. Naturgetreu im Maßstab 1:87 wurde die Bahn in mühevoller, geduldiger und akribischer Kleinarbeit samt den Bahnhöfen nachgebaut. „Mit dabei haben wir bei der Pflege der Modellanlage sehr viel Jugend und auch unsere Frauen unterstützen uns bei unserem Hobby tatkräftig“, freute sich Grubelnik. Zuletzt entstanden auch noch Modelle des früheren Lagerhauses in der Schubertstraße und des Reininghaus-Bierdepots am Leibnitzer Bahnhof. Und so fährt sie auch heute wieder die Sulmtalbahn zwischen Leibnitz und Wies, wenn auch nur im kleineren Maßstab, aber doch nicht minder eindrucksvoll wie vor 110 Jahren zur Eröffnung der Bahnlinie.
Als Modell und in natura
Zum 110-jährigen Jubiläum der Sulmtalbahn war natürlich die Modellanlage der Freunde der Sulmtalbahn im einstigen Spar-Markt Spari in Gleinstätten der Schauplatz von Feierlichkeiten. Neben der Ausstellung der Modellbahn bot eine große Fotoschau, Frachtbriefe und weitere mit Unterstützung von Alois Reiter vom Briefmarkensammlerverein Leibnitz-Straß zu einer Ausstellung zusammengestellten Schriftstücke ein eindrucksvolles Panoptikum nostalgischer Ansichten aus der Geschichte der Sulmtalbahn. Zur Eröffnung der Jubiläumsausstellung präsentierten die Eisenbahnfreunde sogar eine eigene Sonderbriefmarke „110 Jahre Sulmtalbahn“. „Auch die Sulmtalbahn hat Briefe und Pakete befördert und dafür hat es einen eigenen Bahnposttempel gegeben“, ergänzte Reiter.
Wehmütige Sonderfahrten
Das Herz der Eisenbahnnostalgikern höher schlagen ließen allerdings die Sonderfahrten mit dem „Roten Blitz“, jenem Schienenbus der Reihe VT 10, der ab 1953 die bisherigen Dampflokzüge im Personenverkehr ersetzt hatte. Von Graz nach Gleinstätten, bzw. von Leibnitz über Wies-Eibiswald nach Gleinstätten sowie bei Pendelfahrten zwischen Gleinstätten und Gasselsdorf war Eisenbahnnostalgie vom Feinsten angesagt. Bei der Abfahrt in Leibnitz und bei der Ankunft des Sonderzuges in Gleinstätten spendeten die Fahrgäste begeisterten Applaus.
Allerdings schwang dabei auch jede Menge Wehmut und Sorge mit. Die Sonderfahrten auf dem Reststück der Sulmtalbahn, ein 6,1 km langer Abschnitt zwischen Gleinstätten und Pölfing-Brunn blieb nach 1976 als Anschlussbahn der Wieserbahn erhalten, könnte auch schon das letzte Mal stattgefunden haben. Denn der Zustand der Geleisanlagen ist bereits derart schlecht, dass die baldige Schließung der Strecke nach Gleinstätten leider zu befürchten ist.
Auflassung ist nicht geplant
"Wir sind um eine Instandhaltung der Anschlussbahn Gleinstätten bemüht. Allerdings bevorzugen die örtlichen Güterkunden – insbesondere das Ziegelwerk – mittlerweile den LKW als Transportmittel, wodurch wir auf der AB Gleinstätten keinen Güterverkehr mehr haben. Daher sehen wir vorerst aus wirtschaftlichen Gründen von der umfangreichen, äußerst teuren Sanierung der Anschlussbahn ab. Sollten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ändern, werden wir darauf reagieren. Eine Auflassung der Anschlussbahn ist nicht geplant", versichert auf Anfrage der WOCHE Leibnitz, Mag. Ernst Suppan, Leitung Public Relations/Marketing von der Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH.
Dokumentarfilm über die Sulmtalbahn
Der Filmklub Leibnitz nimmt das Jubiläum zum Anlass, das von Dietmar Zweidick gehütete und rund 600 Fotos, Filme und Schriftstücke bestehende Archiv filmisch in einem Dokumentarfilm aufzuarbeiten. Die Mitglieder rund um Obmann Peter Zink begleiten auch die Jubiläumsaktivitäten und wollen bis zum Frühjahr mit dem Film fertig sein.
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