Bürokratie verdirbt Appetit

Luise und Josef Heinrich führen den Gasthof in vierter Generation. | Foto: EH
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  • Luise und Josef Heinrich führen den Gasthof in vierter Generation.
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Die steirische Wirtshauskultur geht den Bach hinunter: Immer mehr Traditionsbetriebe sperren zu und statt Backhendl und Jägerschnitzel werden Pizza und Kebap aufgetischt oder die Teller bleiben überhaupt ganz leer. Warum die alteingesessenen Gasthäuser und Gasthöfe vom Aussterben bedroht sind, hat die Wirtschaftskammer Steiermark in einer Umfrage unter 250 Traditionsbetrieben erheben lassen.

Rückgang um mehr als ein Viertel

Die Ergebnisse dieser Umfrage sind ernüchternd: Seit 2000 gibt es um 26,2 Prozent weniger Gasthäuser und um 25,6 Prozent weniger Gasthöfe (das sind Gasthäuser mit Übernachtungsmöglichkeit, Anm. d. Red.) . Dagegen sind die Betriebsarten Restaurant (+41,5 Prozent) und Kaffeehaus (+21,7 Prozent) erheblich gestiegen. "Das belegt, dass gerade traditionelle Betriebe in der Gastronomie einige schwerwiegende Herausforderungen zu bewältigen haben", betonen die beiden Fachgruppenobleute von Gastronomie und Hotellerie, Barbara Krenn und Hans Spreitzhofer. Für sie ist die Mehrzahl an Cafés vor allem auch mit der Zunahme an Franchisenehmern und Migrantenbetrieben zu erklären.
Alarmierend ist die Tatsache, dass knapp zwei Drittel der befragten Wirte keinen Gastro-Betrieb mehr gründen würden. Geschuldet ist dieser Frust hauptsächlich der zunehmenden Bürokratie.
Einer der wenigen erfreulichen Punkte der Befragung ist das Thema Regionalität, die ebenfalls von mehr als zwei Drittel der Gastronomen als "immer wichtiger eingeschätzt wird".

75 Pflichten auf dem Weg zur Gaststätte

Angesichts der Tatsache, dass mehr als 33.000 Menschen in der steirischen Gastronomie und Hotellerie beschäftigt sind und diese Branche auch einen nicht unerklecklichen Teil der Bruttowertschöpfung ausmacht, fordert die Wirtschaftskammer zum raschen "Handeln und Umdenken" auf: Nach Allergenverordnung, Nichtraucherschutz und vielen anderen Hürden und Vorschriften – insgesamt sind es gar 75 Prüf- und Dokumentationspflichten, die Wirten auferlegt werden – sollten "die bürokratischen Lasten spürbar reduziert und vereinfacht werden", fordern Krenn und Spreizhofer.
Daneben pochen die Fachgruppenobleute auch auf die Bedeutung der Wirtshäuser für die steirische Kulturlandschaft: "Wenn Landwirte von der öffentlichen Hand Förderungen erhalten, weil sie als Landschaftspfleger fungieren, dann sollte man dies auch analog für Gastgewerbebetriebe andenken, die als Kommunikationspfleger eine ebenso wichtige Funktion für die Dorfgemeinschaft erfüllen.“

Traditionsbetriebe im Bezirk

Der Bezirk Leibnitz kann noch auf einige Traditionsbetriebe setzen, die damit auch vor Augen führen, wie wichtig ihr Einsatz ist. Erst kürzlich stellten sich die WKO Regionalstelle Südsteiermark und die Marktgemeinde Straß mit RStL Josef Majcan und Bgm. Reinhold Höflechner beim Weingasthof Koller zum 35-Jahr-Jubiläum als Gratulanten mit einer Ehrenurkunde ein. Firmenchefin Judith Koller erlernte ihren Beruf im GH Mahorko und mit ihrem Gatten Hubert wurde das Gasthaus in der heutigen Form ausgebaut. Mehr als 50 Lehrlinge wurden ausgebildet!
Ein weiterer Traditionsbetrieb ist der Gasthof Heinrich in Pistorf, Gemeinde Gleinstätten. Bereits seit 1852 wird der Gasthof als reiner Familienbetrieb geführt. 1982 hat Josef Heinrich den Gasthof von seinen Eltern übernommen, seit 1986 arbeitet auch Frau Luise im Betrieb mit. "Die Zeiten für uns Wirte sind durch die Auflagen und die Bürokratie natürlich nicht leichter geworden. Vieles hat sich zum Negativen verändert. Aber dennoch sind wir noch mit Freude bei der Sache", so die Wirtsleute.

Luise und Josef Heinrich führen den Gasthof in vierter Generation. | Foto: EH
Bgm. R. Höflechner, Wirtin J. Koller und WK-RStL J. Majcan. | Foto: WK
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