Weltweit gibt es nur eine Handvoll Unternehmen, die hochinnovative Flugsimulatoren entwickeln – eines davon sitzt in der Südsteiermark: Schon in wenigen Wochen wird der Lebringer Betrieb Axis das insgesamt neunte Hightech-Modell ausliefern. Gleichzeitig wird händeringend nach geeigneten Fachkräften gesucht – 15 Stellen sind aktuell ausgeschrieben.
Zehn Tonnen und acht Millionen Euro ist die neueste südsteirische Entwicklung schwer. Angesichts dieser kolossalen Ausmaße deutet nur wenig auf die Luftfahrtbranche hin – und dennoch: Mit den hochtechnologischen Full-Flight-Simulatoren des steirischen Unternehmens Axis simulieren Piloten rund um den Globus Real - sowie Krisensituationen über den Wolken – von Landungen über Schneestürme bis hin zu Strömungsabrissen oder etwa Triebwerksausfällen. Acht Simulatoren wurden bereits aus Lebring in die Welt exportiert – von Sizilien über Indien bis nach Südostasien. Die neueste südsteirische Entwicklung landet – in Axis-Dimensionen – nur einen Steinwurf von Lebring entfernt: Schon in wenigen Wochen soll der Hightech-Simulator an die Aviation Academy Austria in Neusiedl am See ausgeliefert werden – der bereits vierte, der in der Flugschule für Piloten von über 30 Airlines für Trainingszwecke zur Verfügung steht. Konkret wird eine ATR72-600 simuliert, ein Turboprop-Regionalverkehrsflugzeug für Kurzstrecken. Kundenseitig gibt es bereits jetzt Vorschusslorbeeren für Axis: „Die Simulatoren verfügen über Details und Features, die bei anderen Herstellern fehlen – diese hohe Innovationskraft in Kombination mit der geografischen Nähe ist ein für uns entscheidender Vorteil in der Zusammenarbeit“, sagt Aviation Academy Austria-CEO und Pilot Thomas Herrele.
Technische Herausforderung
Bis zur neuerlichen Erprobung durch das burgenländische Trainingszentrum gibt es in Lebring freilich noch viel zu tun: „Die Herausforderung in der Entwicklung besteht insbesondere in der komplexen Implementierung der Original-Avionik, die neben den Fluginstrumenten auch alle anderen technischen und elektronischen Komponenten eines modernen Passagierflugzeugs beinhaltet“, erklärt Axis-Geschäftsführer Christian Theuermann. Seit Frühjahr 2017 sitzt der studierte Bau- und Wirtschaftsingenieur und ehemalige Hochschul-Professor mit langjähriger Industrie-Erfahrung am Steuer des Flugzeugsimulatoren-Herstellers, nachdem sich Axis-Gründer Martin Rossmann schrittweise aus dem Unternehmen zurückzog und nun als Berater zur Verfügung steht.Neue Höhenflüge
Von Lebring aus will Theuermann nun das Unternehmen zu neuen Höhenflügen führen: „Wir wollen bis zu fünf Simulatoren mittelfristig pro Jahr in Lebring entwickeln und ausliefern. Wir planen ein gesundes, aber strategisch kontinuierliches Wachstum – vor allem vertriebsseitig“, gibt der Axis-Geschäftsführer die Route vor. Der globale Bedarf dafür sei vorhanden, ist sich Theuermann sicher: „Vor allem der asiatische Markt, wo wir zurzeit zahlreiche Angebote für Entwicklungen abgegeben, ist hochattraktiv und zeigt das massive Potenzial unserer Technologien.“ Nur als Anhaltspunkt: Flugzeugbauer Airbus rechnet in den nächsten 20 Jahren mit einem weiter steigenden Bedarf an Verkehrsjets – so sollen bis 2036 weltweit voraussichtlich fast 35.000 neue Flugzeuge benötigt werden. Für die Welt der Simulatoren heißt das fast 1.500 Neu-Produktionen im angegebenen Zeitraum: Denn etwa 25 bis 30 Flugzeuge kommen auf einen Simulator. Produziert und gebaut von wohlgemerkt einer Handvoll Flugsimulatoren-Hersteller weltweit.15 Stellen ausgeschrieben
Um die globale Vertriebs-Offensive zu stemmen, ist Axis daher personell auf Expansionskurs: Zählten die Südsteirer im Herbst 2015 knapp über 50 Mitarbeiter, ist man mittlerweile auf bereits 75 angewachsen – ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht: „15 Stellen sind aktuell ausgeschrieben, die sofort besetzt werden könnten“, erklärt die Axis-Personalverantwortliche Nina Radaelli. Insbesondere Elektrotechniker, Netzwerktechniker, CNC-Techniker und Lackierer und natürlich Luftfahrtingenieure werden von Axis – auch für den internationalen Einsatz – händeringend gesucht. Bis 2020 will Axis über 100 Mitarbeiter beschäftigen, so Radaelli.