„Hilfe anzunehmen, ist ein Zeichen von Stärke“

Barbara Jauk, Juristin und Außenstellenleiterin des Gewaltschutzzentrums Steiermark in Leoben.

LEOBEN. Der Raum im Leobener Beratungszentrum LIBIT ist hell und freundlich, in dem Barbara Jauk, Juristin und Außenstellenleiterin des Gewaltschutzzentrums Leoben, jene Menschen zum Gespräch empfängt, die mit körperlicher und psychischer Gewalt konfrontiert sind. Zum überwiegenden Teil sind es Frauen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren, aber auch Jugendliche. „Wir haben in den vergangenen zehn Jahren rund 950 Klientinnen in Leoben betreut. Frauen machen rund 90 Prozent aller Gewaltopfer aus“, berichtet Jauk, die vor 21 Jahren gemeinsam mit Marina Sorgo das Gewaltsschutzzentrum Steiermark in Graz gründete.

Wichtige Außenstellen

Nach und nach wurden Außenstellen in Feldbach, Hartberg, Leoben, Leibnitz, Liezen und Bruck an der Mur eingerichtet. Leoben war 2007 die dritte Außenstelle, die auch für die Bezirke Murau und Murtal zuständig ist. „Es hat sich sehr bewährt, in die Bezirke zu gehen. Die Zahl der Klienten ist seitdem gestiegen, weil das Angebot näher und bekannter wurde, und die Hemmschwelle etwas niedriger. Außerdem können wir so auch besseren Kontakt zu den Kooperationspartnern wie Polizei, Gericht und Sozialeinrichtungen pflegen“, gibt Jauk Einblick. Rund 60 Prozent der Betroffenen würden sich aus freien Stücken an das Gewaltschutzzentrum wenden, um Hilfe zu erhalten. Der Rest werde von Mitarbeitern des Zentrums kontaktiert, nachdem es bereits zu einem Polizeieinsatz gekommen ist und ein Betretungsverbot ausgesprochen wurde.

Stärkende Begleitung

„Das Thema Gewalt ist nach wie vor mit Scham besetzt, aber nicht mehr ganz so stark tabuisiert. Die Menschen nehmen unsere Hilfe sehr gut an und sind froh über unser Angebot. Wir begleiten zur Polizei, zu Gericht, zu Einvernahmen und Verhandlungen, wir bieten psychosoziale und juristische Prozessbegleitung“, erklärt Jauk. Die Gewalt an sich sei in den letzten zehn Jahren nicht gestiegen, jedoch hätten sich deren Formen verändert.

Mobbing und Stalking

Neben der häufigen Gewalt im familiären Umfeld komme es nun vermehrt zu Cybermobbing. „Vor allem Ex-Partner bedienen sich gerne des Cybermobbings, aber auch des Stalkens. Diese Formen werden im wahrsten Sinne des Wortes immer gewaltiger“, sagt die Außenstellenleiterin. Sie würde sich wünschen, dass künftig mehr Menschen, die von psychischer Gewalt betroffen sind, den Weg ins Gewaltsschutzzentrum finden würden. „Psychische Gewalt kann sehr diffus sein. Hier ist die Vorlaufzeit, bis Hilfe gesucht wird, oft sehr lange. Aber egal, welche Art von Gewalt es auch ist: Hilfe in Anspruch zu nehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke“, betont Barbara Jauk.

Kontakt

Das Gewaltschutzzentrum ist Montag bis Donnerstag von 8 bis 16 Uhr und am Freitag von 8 bis 13 Uhr unter der Telefonnummer 0316/ 77 41 99 erreichbar.
Die Außenstelle Leoben im Beratungszentrum LIBIT, Vordernbergerstraße 7, ist jeden Dienstag besetzt. Infos: www.gewaltschutzzentrum.at

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