Organisation „Zebra“
Psychologische Betreuung für geflüchtete Ukrainer:innen
Die geflüchteten Ukrainer:innen haben in ihrer Heimat oder auf der Flucht vor dem Krieg oftmals traumatische Situationen erlebt. Der Nachfrage nach einer psychologischen Beratung und Betreuung kommt in der Steiermark jetzt die gemeinnützige Organisation „Zebra“ nach.
STEIERMARK. Mittlerweile sind seit Ende Februar knapp 7.000 Personen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, in der Steiermark polizeilich registriert. Diese Menschen – vorrangig Frauen und Kinder – haben in ihrer Heimat und auch auf der Flucht traumatische Ereignisse, die nur schwer zu verarbeiten sind, erleben müssen. Aus diesem Grund wäre eine psychologische Beratung und Betreuung in der Muttersprache der Geflüchteten vonnöten. Dieser Nachfrage kommt in der Steiermark nun die gemeinnützige, überkonfessionelle und unabhängige Non-Profit-Organisation „Zebra“ mit Schwerpunkt in Graz, aber auch mit einem Angebot in Judenburg, Kapfenberg, Hartberg und Leibnitz nach.
Stabilisation der psychischen Situation
„Menschen, die aus Kriegsgebieten flüchten mussten, haben oftmals schwere traumatische Situationen erlebt und erlitten. Zebra bietet seit vielen Jahren diesen Menschen eine spezialisierte, interkulturelle Psychotherapie oder psychologische Beratung an, um das erlittene Leid verarbeiten zu können und die psychische Situation zu stabilisieren”, schildert „Zebra“-Geschäftsführerin Alexandra Köck.
So wird jetzt auch den Menschen, die aus der Ukraine flüchten mussten, psychologische Betreuung auf Ukrainisch und Russisch angeboten. Diese Therapien werden von speziell geschulten Dolmetscherinnen und Dolmetschern oder von muttersprachigen Psychotherapeutinnen durchgeführt. Weiters steht eine Sozialarbeiterin sowie Psychiaterinnen und Psychiater zur Verfügung. Bisher gab es steiermarkweit mehr als 70 Anfragen für psychologische Beratungen von Ukrainerinnen und Ukrainern aller Altersgruppen.
Ruhe, Klarheit und Ordnung
Den geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern werden zehn Stunden an psychologischer Beratung angeboten, die bei Bedarf auch verlängert werden kann. Bei einem Anamnesegespräch wird von Profis eingeschätzt, welche Therapie notwendig und zielführend ist, denn „nur weil jemand traumatische Erlebnisse hatte, bedeutet es nicht, dass der Mensch auch traumatisiert ist“, erklärt Kirsten Arbeiter, Psychotherapeutin und Koordinatorin des Therapieteams von „Zebra“.
„Wir haben es mit unterschiedlichsten Problemstellungen zu tun. Hauptsächlich wenden sich Frauen, die sich natürlich vor allem auch um ihre Kinder sorgen, an uns. Die Erlebnisse der vergangenen Wochen bringen sehr viele Ängste mit sich, die Auswirkungen haben – Schlaflosigkeit, Albträume, Appetitlosigkeit. Bei all diesen Symptomen versuchen wir mit Rat und Tat individuell zu helfen.”
Kirsten Arbeiter, Psychotherapeutin und Koordinatorin des Therapieteams
Ukrainerinnen und Ukrainer, die ihr Heimatland unter traumatischen Bedingungen verlassen haben, bräuchten jetzt laut der Psychotherapeutin vor allem Ruhe, Klarheit und Ordnung. Ein sicherer Wohnort, der Schulzugang für die ukrainischen Kinder, eine finanzielle Grundversorgung sowie eine Beschäftigungsmöglichkeit, wenn sich die Geflüchteten dafür in der Lage fühlen, fungieren als wertvoller Beitrag für die psychische Lage der Ukrainerinnen und Ukrainer.
„Mit diesen Maßnahmen können wir den Menschen helfen, die Erlebnisse zu verarbeiten“, so Kirsten Arbeiter. Einige Betroffene benötigen zusätzlich die Unterstützung von Psychologinnen und Psychologen, um ihre akute Belastung therapeutisch zu verarbeiten. Auf diese Art und Weise könne der Entwicklung schwerer Traumafolgestörungen vorgebeugt werden.
Mehr als 7.200 freie Quartiersplätze
Von einem stabilen und ruhigen Ablauf im Ankunftszentrum in Graz berichtete Christopher Pieberl als Vertreter des Krisenstabes in der Sozialabteilung. Insgesamt 6.962 Ukrainerinnen und Ukrainer wurden demnach in der Steiermark erfasst, davon die Mehrheit im Grazer Ankunftszentrum. Bisher wurden mehr als 7.200 freie Quartiersplätze im Flüchtlingsreferat des Landes gemeldet.
Nichtsdestotrotz möchte der Großteil der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer wieder in ihr Heimatland zurückkehren, wenn es die Kriegssituation erlaubt. „Der Mensch ist hier an einem sicheren Ort, aber die Seele ist noch dort, in der Heimat“, so Alexandra Köck.
Informationen zur Ukrainehilfe
- Neben dem steiermarkweiten Präsenzangebot hat Zebra auch ein Infoblatt aufgelegt, das mehrsprachig den richtigen Umgang mit Kindern, die schlimme Erfahrungen machen mussten, erklärt.
- Ab sofort gibt es Informationen und Serviceberichte rund um die Flüchtlingssituation in Österreich für Österreicher:innen sowie Ukrainer:innen in beiden Landessprachen auf MiyRayon.at (zu Deutsch: MeinBezirk.at).
- Ein Informationsblatt für Vertriebene aus der Ukraine bietet das BFA auf Deutsch und Ukrainisch an. Weitere Infos des BFA zum Download findet man hier.
- Informationen zu Unterstützungsmöglichkeiten in der Steiermark sind unter www.ukrainehilfe.steiermark.at zu finden.
- Meldungen über freie Quartiere in der Steiermark können per E-Mail an grundversorgung@stmk.gv.at gerichtet werden.
- Das Land Steiermark sucht Gasteltern für minderjährige Flüchtlinge. Meldungen bitte per E-Mail an kinderundjugendhilfe@stmk.gv.at.
- Die Hotline des Landes Steiermark zur Ukrainehilfe unter der Telefonnummer +43 800 201010 steht an sieben Tagen in der Woche zur Verfügung.
- Die Notfallnummer des österreichischen Innenministeriums (auf Deutsch und Ukrainisch) ist unter +43 1 2676 870 9460 von 8 bis 20 Uhr erreichbar.
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