Asylwerber als Lehrlinge
Climacraft Traboch: "Mo“ will gerne weiter lernen

<f>Marcus Köhl,</f> geschäftsführender Gesellschafter der Firma Climacraft, im Gespräch mit WOCHE-Redakteur Wolfgang Gaube. | Foto: Klaus Pressberger
3Bilder
  • <f>Marcus Köhl,</f> geschäftsführender Gesellschafter der Firma Climacraft, im Gespräch mit WOCHE-Redakteur Wolfgang Gaube.
  • Foto: Klaus Pressberger
  • hochgeladen von Wolfgang Gaube

Im Craftcenter Traboch sind drei Asylwerber als Lehrlinge beschäftigt. Ihre Zukunft ist aber ungewiss.

TRABOCH. Sollen Asylwerber, die sich in einer Lehre befinden, bei einem negativen Bescheid sofort abgeschoben werden? Die Frage um ein Bleiberecht für Asylwerber-Lehrlinge spaltet das Land. Einer, des sich wünscht, dass Asylwerber ihre Lehre abschließen können, ist Unternehmer Marcus Köhl, geschäftsführender Gesellschafter der Climacraft GmbH und Electrocraft GmbH in Traboch.
Aktuell sind in den beiden Gesellschaften drei Lehrlinge aus Afghanistan beschäftigt. Die Jugendlichen im Alter zwischen 18 und 21 Jahren erlernen den Beruf eines Kälte- und Klimaanlagentechnikers bzw. Elektrotechnikers. Köhl ist mit den Burschen voll und ganz zufrieden. Sie zeigen bei der Arbeit viel Einsatz und Ehrgeiz und haben auch in der Berufsschule gute Leistungen erbracht. Ob sie die Lehre abschließen können, ist jedoch ungewiss, denn bis auf einen (positiven!) Fall, ist über ihre Asylanträge noch nicht entschieden worden. Umso wichtiger ist es für Köhl, dass eine gesetzliche Regelung den Abschluss der Lehre ermöglicht.

Wertvolle Arbeitskräfte

"Selbst wenn ein negativer Bescheid erteilt wird, sind uns die Asylwerber in ihrer Lehrzeit wertvolle Arbeitskräfte gewesen. Und mit ihrer in Österreich erworbenen Ausbildung ist es möglich, dass sie einmal in ihrem Heimatland beruflich Fuß fassen. Mit dem Rüstzeug, das wir ihnen mitgeben, können sie beispielsweise elektrischen Strom anschließen, Wasserleitungen verlegen und verstehen auch etwas von Mülltrennung", sagt Köhl. Hinzu kommt ein wirtschaftlicher Aspekt. Die Lehrlinge zahlen Miete, Steuern und Sozialversicherung. Für sie fällt keine Grundversorgung an, sie bringen dem Staat Einnahmen.

Marcus Köhl: Die Burschen verdienen eine Chance, und die haben sie bei mir genützt!

Im Team angekommen

Warum beschäftigt Marcus Köhl eigentlich Asylwerber? "Es wird immer schwieriger, Lehrlinge zu bekommen. Inserate, Radiospots und Anfragen beim Arbeitsmarktservice haben wenig Erfolg gezeigt. Der Beruf eines Kälteanlagentechnikers ist anscheinend nicht gefragt. Darüber hinaus saugt die Voestalpine potenzielle Lehrlinge wie ein Schwamm auf", berichtet der Climacraft-Chef. Zufällig sei er auf Hannes Missethon und sein Projekt "Talente-Entwicklung" im Stockschloss Trofaiach gestoßen. Nach einem Lokalaugenschein hat er 2017 den ersten "Testpiloten" eingestellt: "Die Stimmung unter der Belegschaft war kritisch, auch ich selbst war mit Vorurteilen gegenüber Asylwerbern belastet. Aber Mohammed, mit Spitznamen "Mo", hat uns alle überzeugt, in Folge wurden weitere Lehrlinge aus Afghanistan aufgenommen."

Humanitärer Hintergrund

"Die Burschen sind fleißig, engagiert, sie sind gut bei uns im Climacraft-Team angekommen", tönt es aus der Belegschaft. Zudem sind sie dank ihrer Ausbildung im Stockschloss in der deutschen Sprache sattelfest und haben gute Umgangsformen. "Ich bin nicht der Mister Caritas", sagt Köhl, "aber die Burschen verdienen eine Chance, und die haben sie bei mir genützt!"
Neben dem wirtschaftlichen Aspekt sollte auch der humanitäre Hintergrund zum Tragen kommen. Laut dem Verein Asylkoordination seien Abschiebungen nach Afghanistan nicht zu verantworten: "Afghanistan ist für rückkehrende Personen derzeit nicht sicher. Im Land wird weiter gekämpft."

Über Climacraft
• Die Firma Climacraft GmbH, mit Sitz in Traboch, wurde 2006 vom Kälteanlagenbaumeister Marcus Köhl gegründet. Spezialisiert ist das Unternehmen auf den Verkauf und die Installation von maßgeschneiderten Klimaanlagen. Angeboten wird innovative und umweltfreundliche Klimatechnik für Privatkunden, Gewerbe und Industrie. Das Know-how reicht von Klimaanlagen über Lüftungssysteme bis hin zu Wärmepumpen.
• Heute zählt Climacraft zu den führenden Anbietern im Bereich Klimatechnik in Österreich.
• Im Jahr 2015 wurde das eigenständige Tochterunternehmen Electrocraft GmbH in Traboch gegründet, welches sich auf den Bereich Elektrotechnik im Privathaushalt und der Industrie spezialisiert hat.
• 2017 wurde der Firmenstandort von Leoben auf den Gewerbepark Stadlhof 1 in Traboch verlegt.



Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Ganz egal ob man mietet oder kauft, ob man neu baut oder saniert, die Profis aus der Region helfen beim Traum vom eigenen zu Hause. | Foto: Shutterstock
3

Bauen und Wohnen 2024
Im Bezirk Leoben haben wir zahlreiche Profis

Im Bezirk Leoben gibt es zahlreiche Spezialistinnen und Spezialisten auf allen Fachgebieten zum Thema Bauen und Wohnen. Wo diese zu finden sind, erfährst du in unserem aktuellen Magazin. BEZIRK LEOBEN. Es gab mal eine Zeit, da war das neue Sofa vielleicht nicht unbedingt bequem, aber egal, es war trendig und sah toll aus für die Besucherinnen und Besucher. Diese Zeit ist vorbei. Die Ansprüche haben sich inzwischen verändert. Letztlich gibt es kein schöneres Gefühl, als nach Hause zu kommen....

  • Stmk
  • Leoben
  • Manuela Kaluza

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.