Lang lebe der Akku
Vater-Sohn-Duo entwickelt smartes Ladesystem für E-Bikes

Reinhard Leitner (li.) und Sohn Dustin Braunauer haben mit dem "Bikechef" eine technische Lösung gefunden, um die Lebensdauer von E-Bike-Akkus zu erhöhen.  | Foto: RegionalMedien Steiermark
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  • Reinhard Leitner (li.) und Sohn Dustin Braunauer haben mit dem "Bikechef" eine technische Lösung gefunden, um die Lebensdauer von E-Bike-Akkus zu erhöhen.
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E-Bikes nach der Fahrt immer voll aufzuladen schadet dem Akku – das belegen zahlreiche Studien. Reinhard Leitner und sein Sohn Dustin Braunauer aus St. Stefan haben über zwei Jahre an einer Lösung getüftelt, um E-Bikes schonender zu laden und die Lebensdauer der Akkus zu erhöhen. Mit Erfolg, wie sie im Gespräch mit MeinBezirk.at berichteten.

ST. STEFAN. Eine große Leidenschaft und gleichzeitig eine große Tüftelei: Reinhard Leitner aus St. Stefan ob Leoben ist seit vielen Jahren begeisterter E-Bike-Fahrer. Was ihm jedoch von Beginn an Kopfzerbrechen bereitete, war das Laden des Akkus. "E-Bikes laden normalerweise immer knallhart voll. Das Problem ist aber, dass Lithium-Ionen-Akkus nicht lange halten, wenn man sie immer volllädt", erklärt der Softwareentwickler, der ein besonderes Interesse für Elektromobilität hegt. Die Akku-Thematik kenne wohl jede und jeder, auch von anderen Geräten, wie etwa Notebooks: "Neu hält der Akku noch bis zu acht Stunden, nach zwei Jahren nur noch ein bis zwei."  

Richtige Behandlung von Akkus

Mit der "richtigen Behandlung", wie Leitner es nennt, könnten Akkus aber auch zehn bis 15 Jahre halten, was nicht nur umweltschonender sei sondern auch Kosten spare. Wie? Das hänge mit dem richtigen Laden zusammen. "Der Lithium-Ionen-Akkus mag Extreme nicht", bringt Leitner die Problematik auf den Punkt. Ständiges Vollladen beziehungsweise Tiefentladen sei besonders schlecht für den Akku. Um die Lebensdauer zu erhöhen, sollte sich der Ladezustand die meiste Zeit über zwischen20 und 80 Prozent bewegen. 

"Ich habe mir früher eine eigene Zeitschaltuhr hingebaut und die meist auf zwei Stunden eingestellt. Wenn ich also mit 20 Prozent Restakku vom Radfahren heimgekommen bin, habe ich das E-Bike angesteckt und den Akku auf 60 bis 70 Prozent geladen. Für die meisten Fahrten reicht das ja aus, außer man hat etwas Größeres vor."
Reinhard Leitner, Selbstständiger Softwareentwickler und Erfinder von Bikechef

Die zündende Idee

Das Thema ließ ihn nicht los. Diese "doch ein bisserl aufwendige" Lösung konnte nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Wertvolle Unterstützung auf der Suche nach einer besseren Möglichkeit, die Lebensdauer von E-Bike-Akkus zu verlängern, erhielt Reinhard Leitner von seinem Sohn Dustin Braunauer, der zuletzt bei der AVL in Graz Batterien für Elektroautos entwickelte und konstruierte. "Irgendwann hat Dustin die Idee gehabt und gesagt, 'du Papa, können wir das nicht irgendwie über die Ladeleistung machen?' und das war dann eigentlich die Lösung. Also die endgültige Idee für die Umsetzbarkeit ist von ihm gekommen". 

Der Bikechef besteht aus drei Teilen: dem Stecker, einer App für das Handy und einem Server, über den alles zusammenläuft. | Foto: RegionalMedien Steiermark
  • Der Bikechef besteht aus drei Teilen: dem Stecker, einer App für das Handy und einem Server, über den alles zusammenläuft.
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"Lithium-Ionen-Akkus werden in der Regel mit einem speziellen zweistufigen Verfahren geladen, dem CCCV-Ladeverfahren", erläutert Braunauer und zeigt auf seinem Handy eine Ladekurve, die zuerst konstant steigt und bei rund 80 Prozent einen Knicks nach unten macht. Dieses Wissen machte sich das Vater-Sohn-Duo zunutze und entwickelte über die Dauer von rund zwei Jahren den sogenannten "Bikechef". Die intelligente Ladelösung für E-Bikes besteht aus drei Teilen: einem Stecker, an dem man das Ladegerät des E-Bikes ansteckt, einer App sowie einer Cloud – also einem Server, über den alles zusammenläuft. Alles was es darüber hinaus brauche, sei WLAN. 

Vollladen nur wenn nötig

In der App können Nutzerinnen und Nutzer zwischen einem selbst festgelegten "Standardladezustand" (zwischen 30 und 80 Prozent) und der Funktion "Vollladen" wählen. Der Stecker wiederum überwacht den Ladevorgang und kann über die Leistungsmessung erkennen, zu wie viel Prozent der Akku geladen ist, erklären Vater und Sohn. Hat der Akku den voreingestellten Zustand erreicht – beispielsweise 80 Prozent, wird nicht weiter geladen. Vollladen sei vor längeren Touren sinnvoll, erläutern die beiden. 

"Wenn ich am Vormittag im Büro sitze, draußen die Sonne scheint und ich weiß, dass ich am Nachmittag auf die Mugel fahren will, dann drücke ich auf Vollladen. Zuhause macht es Klack in meiner Garage, das E-Bike schaltet sich ein und lädt voll. Wenn ich nach Hause komme habe ich einen vollgeladenen Akku."
Reinhard Leitner, Erfinder von Bikechef

Sind einmal längere Touren mit dem E-Bike geplant, wird der Akku per Knopfdruck vollgeladen. | Foto: Panthermedia/AndreyPopov
  • Sind einmal längere Touren mit dem E-Bike geplant, wird der Akku per Knopfdruck vollgeladen.
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Risiko für Brände wird reduziert

Durch das schonende Laden könne die Lebensdauer der Akkus maßgeblich verlängert werden, versprechen die beiden Bikechef-Erfinder. Ein weiterer positiver Aspekt sei der, dass die Brandgefahr verringert werde. "Gerade vor der Winterpause ist es wichtig, das E-Bike weder mit tiefentladenem noch mit vollgeladenem Akku zu lagern", erläutert Dustin Braunauer, denn bei vollgeladenem Akku bestehe Brandgefahr. Bei 70 Prozent hätte man hingegen schon deutlich weniger Risiko, dass sich der Akku selbst entzünde. 

Derzeit wird das Produkt nur über einen Onlineshop vertrieben, Kooperationen mit lokalen Händlern sind jedoch angedacht. Besonders E-Bikerinnen und E-Bikern, die ihr Rad regelmäßig nutzen und viele Kilometer damit zurücklegen, empfehlen Reinhard Leitner und Dustin Braunauer sich Gedanken über das Laden zu machen. Mit dem Bikechef könnten sie sich innerhalb weniger Jahre zwei bis drei teure Akkus sparen, so das Versprechen. 

Weitere Informationen zum Bikechef erhältst du auf der Website!

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