Die Sehnsucht nach Kaffee in der Tasse

Die Leobenerin Nicole Voraberger und ihr heute 16-jähriger Sohn Noah wohnen im texanischen Houston, kommen aber regelmäßig in Nicoles Heimat. | Foto: KK
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  • Die Leobenerin Nicole Voraberger und ihr heute 16-jähriger Sohn Noah wohnen im texanischen Houston, kommen aber regelmäßig in Nicoles Heimat.
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„Mit Arbeit kann man hier in Amerika viel erreichen. Man muss aber wirklich ehrgeizig sein, sonst läuft man Gefahr, unterzugehen. Das soziale Netz ist hier nicht so vorhanden wie in Österreich“, sagt Nicole Voraberger. Und sie muss es wissen. Vor 28 Jahren, 1989, ging sie nach der HAK-Matura, die sie in Bruck absolvierte, nach Houston in Texas. „Ich wollte eigentlich Völkerkunde in Wien studieren, als mir eine Bekannte, die zu der Zeit als Aupair-Mädchen in Houston arbeitete, erzählte, dass ein dortiges Ehepaar ebenfalls ein Aupair-Mädchen für ein Jahr suchen würde. Ich habe nicht lange nachgedacht und mich entschieden, das zu machen. Mitte Juni habe ich maturiert, am Ende des Monats bin ich nach Houston geflogen. Ich war damals nicht ganz 20 Jahre alt“, erzählt die heute 48-Jährige.

Green Card

Ein Jahr von Leoben weg, das war ihr Plan. „Natürlich wollte ich auch mein Englisch verbessern, ein Jahr in Houston sollte das hinkriegen“, lacht sie. Anfangs war noch eine kurze Zeit ihre Bekannte Erika dort sowie zwei weitere junge Frauen aus Trofaiach und Oberaich. „Die sind nach Ablauf ihres Aupair-Jahres aber wieder heim nach Österreich. Ich habe im Dezember 1989 meinen ersten Mann kennengelernt, einige Monate später haben wir geheiratet und ich bekam dadurch die Green Card, die mir den Aufenthalt ermöglichte.“ Die erste Zeit war hart. „Wir hatten kein Geld, aber wir sind beide zurück in die Schule und haben es irgendwie geschafft. Ich habe zwei Jahre lang Computer Aided Drafting studiert und dann für einen Architekten gearbeitet“, so die ehemalige Leobenerin.

Noah ist oft in Österreich

Neun Jahre später scheiterte die Ehe, 2001 kam Sohn Noah aus einer neuen Beziehung zur Welt. „Ich habe Noah mehr oder minder alleine großgezogen. Nach einer weiteren gescheiterten Ehe bin ich jetzt Single und glücklich.“ Eine große Hilfe war ihr und Noah ein deutsches Ehepaar, das in jenem Haus wohnt, das Nicole Voraberger vermietet. „Diese Menschen sind wie Großeltern für Noah, der perfekt Deutsch spricht. Noah ist übrigens oft in Leoben bei seiner richtigen Oma, meiner Mama. Er hat etwa den Sommer 2016 bei ihr verbracht.“

Bachelor und Master

Von 1993 bis 2015 arbeitete die Auslandssteirerin bei einer Firma, in der sie sich „raufarbeiten“ konnte, wie sie erzählt. „Ich bin wieder auf’s College gegangen, habe Business Administration studiert und mein Bachelor Degree gemacht. Nachdem ich bei der Firma aufhörte, weil ich etwas Neues machen wollte, habe ich noch meinen Master dazugemacht (MBA) und war ein Jahr lang halbtags bei einem Land Developer - Firma, die Grundstücke kauft, diese bearbeitet und weiterverkauft - tätig. Seit Ende 2016 arbeite ich nun als Rechnungsprüferin bei einer Kreditfirma.“

Haus und Eigentumswohnung

Nicole Voraberger wohnt in einem Haus. „Mir gehören auch ein Miethaus sowie eine Eigentumswohnung in der Stadt, ein sogenanntes Condo. Noah lebt unter der Woche im Condo, da er zur Highschool in der Stadt geht. Mein Arbeitsplatz ist rund zehn Minuten vom Condo entfernt, aber fast eine Stunde vom Haus, deswegen bleibe ich unter der Woche auch gerne mal im Condo“, sagt Voraberger.

Lust auf eine heiße Leberkäsesemmel

„Ich habe nie geplant, hier zu bleiben. Jetzt ist Houston meine Heimat und ich liebe es hier. Natürlich habe ich oft Heimweh, ich fliege alle zwei Jahre nach Österreich oder Verwandte kommen mich hier besuchen, wie etwa heuer meine Großcousine aus Leoben-Hinterberg. Im Großen und Ganzen ist es aber gut hier. Ich habe einen guten Job, der es mir erlaubt, mein Leben zu genießen und mein Hobby Reisen voll auszukosten.“ Was ihr manchmal aber wirklich fehlt, sind typisch österreichische Leberkäsesemmeln und ein gemütlicher Kaffeehausbesuch ohne Kaffee im Pappbecher.

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