Ein "Wendepunkt" für viele Obdachlose

Das Zehn-Jahres-Jubiläum von Wendepunkt wurde mit Suppen und Desserts gefeiert. Im Bild: Gaby Spitzer und Renate Schmidt.
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LEOBEN. „Vor zehn Jahren war nichts da, außer der Idee im Kopf. Es gab keinen Cent - und nun schaut, was daraus geworden ist.“ Mit Freudentränen in den Augen erinnerte sich Renate Schmidt bei der Jubiläumsfeier ihrer Tagesstätte „Wendepunkt“ für obdachlose Menschen in Leoben an die nüchternen Anfänge ihres Vereines, der nun bereits seit zehn Jahren erfolgreich und ohne öffentliche Gelder lebt. Nur durch Gönner und Mitarbeiter, die ihr Bestes geben, um Menschen am Rand der Gesellschaft ein lebenswürdiges Dasein zu ermöglichen und sie wieder in die Mitte zurückzuholen. „Ich habe damals bemerkt, dass es vielen Menschen schlecht geht, die nicht einmal etwas zu essen hatten, sich aber nicht getraut haben, darüber zu sprechen. Das war meine Motivation, die Tagesstätte zu gründen. Einen Platz zu schaffen, an dem sich Menschen zu Hause fühlen können and angenommen werden mit all ihren Ecken und Kanten“, berichtet Renate Schmidt weiter. Für sie sei ein Traum in Erfüllung gegangen, der noch lange weitergeträumt werden will.

Tausende Mahlzeiten gekocht

In den vergangenen zehn Jahren besuchten den „Wendepunkt“ in der Franz-Josef-Straße mehr als 60.000 Menschen, über 40.000 Essen wurden gekocht und ausgeteilt, zehntausende Gespräche geführt, hunderte Lebensgeschichten und Schicksale kennengelernt, unzählige Wohnungen gesucht und gefunden, Möbel und Hausrat organisiert, Anträge ausgefüllt, Krankenhausbesuche gemacht und auf dem letzten Weg begleitet. „Danke an alle, die uns in diesen Jahren unterstützt und geholfen haben, sei es finanziell, materiell, ideel oder auch praktisch, und diese Arbeit möglich gemacht haben“, so Schmidt, die mit Angelika Klammer und Gaby Spitzer sowie weiteren Mitarbeitern wertvolle Helfer an ihrer Seite hat.

"Ich schaff's nicht mehr"

Der häufigste Satz, der von Besuchern der Tagesstätte - täglich sind es bis zu 30 Personen - ausgesprochen wurde, war "Ich schaff's nicht mehr". "Mit unserer Hilfe hat es aber jeder geschafft", freut sich Schmidt. Und aus den hoffnungslosen Sätzen wurden Sätze der Dankbarkeit. "Danke für die unzähligen Male, wo du unsere Existenzangst genommen hast" oder "Danke, dass deine Hilfe dort ansetzt, wo andere am Ende sind", sind nur einige davon.

Helden des Alltags

Schmidt bezeichnet die hilfesuchenden Menschen als "Helden des Alltags", denn sie hätten jeden Tag einen Kampf um ein neues Leben zu führen. "Hier werden Menschen wieder beziehungsfähig, Resozialisierung ist bei uns kein Wort, es lebt", betont Schmidt, die die ersten zehn Jahre des "Wendepunktes" gerade einmal als "Anfang" sieht. Unter den Gästen der Jubiläumsfeier war auch Ekkehard Nagl, Kommandant der Polizeiinspektion Erzherzog Johann Straße. "Wir hatten in all den Jahren schon so viele der Obdachlosen abgeschrieben. Dank des Vereins haben sie sich aber wieder ins Leben eingliedern können", sagte Nagl.

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