Hohe Auszeichnung für Eisenerzer Kulturmanager

Foto: steiermark.at/Fischer
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GRAZ/EISENERZ. Zum 20. Mal im Weißen Saal der Grazer Burg die Josef Krainer-Heimatpreise verliehen. Die Preisträger des Jahres 2016, darunter auch ein Eisenerzer, wurden von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer gemeinsam mit Gerald Schöpfer, dem Vorsitzenden des Steirischen Gedenkwerkes sowie Franz Krainer geehrt. Damit wurden die diesjährigen Josef Krainer-Heimatpreise auf den Tag genau am 45. Todestag des langjährigen steirischen Landeshauptmannes überreicht.

Die Preise gingen in diesem Jahr an folgende verdiente Steirerinnen und Steirer: den Eisenerzer Kulturmanager Erich Mitterbäck (Kultur), „Mr. Nightrace″ Hans Grogl aus Schladming (Sport und Wirtschaft), den oststeirischen Ratschenbauer Franz Ederer (Volkskultur), die Judenburger Medizinerin und Mitbegründerin des Hospizvereins Steiermark Trautgundis Kaiba (Sozialaktivitäten), das steirisch-griechische Frauenkabarett-Ensemble „Kernölamazonen″ (Kultur), den Sprachwissenschafter und Begründer der Forschungsstelle „Österreichisches Deutsch″ Rudolf Muhr (Sprachwissenschaft) sowie den Grazer Universitätsprofesser und Pionier im Bereich von Hygienestandards in der Entwicklungszusammenarbeit Wolfdieter Sixl.

Werdegang: Erich Mitterbäck

Erich Mitterbäck wurde am 17. Jänner 1939 in Eisenerz geboren. Der gelernte Elektrotechniker und Gendarm war in seiner Jugendzeit auch erfolgreicher Skirennläufer, u.a. österreichischer Jugendmeister im Slalom. Der Skirennzirkus brachte ihn in verschiedene europäische Länder und das Kennenlernen fremder Kulturen und Denkweisen war eine Nebenerscheinung, die fortan sein ganzes Leben prägen sollte. Besonders auch in der späteren Funktion als Skischulleiter, etwa bei Schulskikursen mit den europäischen Schulen aus Brüssel in den 70er- und 80er-Jahren auf Schloss Kassegg (bei St. Gallen) entstanden Verbindungen in zahlreiche Nationen, die zu stark kulturell geprägten Austauschbeziehungen wurden. Gegenseitige Besuche und jeweilige Vorstellung der ursprünglichen musikalischen Erscheinungsformen waren bereits Vorboten für den kulturellen Lebensschwerpunkt Mitterbäcks im „Kulturkreis St. Gallen“. Der typische Karriereweg eines Kulturmanagers mag anders aussehen, doch gerade diese Andersartigkeit gepaart mit Hartnäckigkeit, Weitblick und dem Mut zu Neuem, der Mitterbäck auszeichnet, trägt reiche Früchte.

Nach St. Gallen im Gesäuse kam Erich Mitterbäck Anfang der 1960er-Jahre und gründete dort nach kurzer Zeit einen Männerchor, mit dem er bald nationale Erfolge erreichte. Beachtete Schallplatteneinspielungen und ein erster Preis beim österreichischen Bundesländersingen waren das Ergebnis der stets hoch gestellten Ansprüche an sich selbst. Mitterbäck war immer bestrebt, den Chor weiterzuentwickeln, Neues zu erarbeiten, Grenzen zu überwinden und dabei die sangesfreudige Bevölkerung am Neuen, Unbekannten teilhaben zu lassen. Trotz Widerstände aus den Chorreihen wurden auch Frauen eingebunden, die schließlich nicht nur die alljährlichen Adventsingen in der St. Gallener Pfarrkirche bereicherten. Insgesamt 25 Jahre lang leitete Mitterbäck den gemischten und Männerchor in St. Gallen. Immer wieder wurden Veranstaltungen, Konzerte und Projekte organisiert. U.a. motivierte Mitterbäck die Bewohner der Region, ihre Kinder ein klassisches Musikinstrument erlernen zu lassen – er selbst gab jahrelang Akkordeon-Unterricht – sodass sogar eine Zweigstelle der Musikschule Eisenerz in St. Gallen etabliert wurde. Die vielfältigen Tätigkeiten im Kulturbereich wurden 1989 dann mit der Gründung des „Kulturkreises Gallenstein“ unter eine Dachorganisation gestellt, die Mitterbäck gemeinsam mit seiner Frau Johanna und weiteren Gleichgesinnten gründete, und der er seither als ehrenamtlicher Obmann vorsteht.

Die Beschäftigung mit Kunst- und Kulturformen aller Art und besonders die soziokulturellen Ausprägungen einer Region, in diesem konkreten Fall einer peripher gelegenen ländlichen Region, regten Mitterbäck immer wieder an, Neues zu probieren und die Verbindungen zwischen Menschen und Kultur, zwischen Hochkultur und ländlicher Volkskultur zu schaffen, um möglichst vielen Menschen die Möglichkeit zu bieten, an künstlerisch-kulturellen Ausdrucksformen teilzuhaben. Soziale Fragen hatten dabei ebenso einen bedeutenden Platz wie die Beschäftigung mit der eigenen Geschichte. Themen wurden aufgegriffen und mit unterschiedlichsten Projekten umgesetzt. Andere Kulturen aus der ganzen Welt spielten im St. Gallener Kulturkreis auch immer eine große Rolle und so war es mehr als passend, das jährliche Kulturprogramm mit „Über’n Zaun schau’n“ zu benennen.
Um eine Professionalisierung für die Kulturarbeit zu erreichen, wurde ein ständig besetztes Büro am Marktplatz in St. Gallen eröffnet. Das hat auch maßgeblich zur Bewusstseinsbildung beigetragen, denn ab diesem Zeitpunkt rückten auch Regionalentwicklungsaufgaben in den Mittelpunkt des Interesses. Zu dieser Zeit absolvierte Mitterbäck an der Universität Linz einen Lehrgang für Kulturmanagement – den allerersten Österreichs. Kulturveranstaltungen einfach nur zum Selbstzweck waren für Mitterbäck nicht vorstellbar und so übernahm er die Verantwortung für das bereits einige Jahre bestehende Festival St. Gallen, das unter Leitung eines Wiener wenig identitätsstiftend für die Menschen vor Ort war. Selbst wenn viele Einheimische die klassischen Konzerte nicht besuchen, sind doch viele stolz darauf, Teil dieses jährlich seit nunmehr 30 Jahren stattfindenden Gesamterlebnisses zu sein.

Die letzten zwei Augustwochen sind alljährlich für das Festival St. Gallen und seine zeitgenössischen Komponisten reserviert. Es wurde stets weiterentwickelt und Mitterbäck und seine Mitstreiter scheuten sich nicht vor Großem: So bot es schon ein ganz spezielles Bild, wenn vier Bösendorfer Flügel im Turnsaal der Volksschule aufgebaut wurden, um hochkarätige Künstler dort auftreten zu lassen, ehe der imposante Rahmen in der renovierten Burg Gallenstein Anfang der 90er Jahre geschaffen wurde. Die Liste der Künstler, die das Festival bereicherten und bereichern, ist lang und eindrucksvoll, von HK Gruber über Kurt Schwertsik, Herbert Willi, Wolfram Berger, Markus Schirmer und Martha Argerich bis hin zum schon als „Hausensemble“ geführten Arnold-Schoenberg-Chor von Erwin Ortner klingen die Namen und Werke. Die Verbindung von außergewöhnlichen Künstlern und vielfältigsten Werken in der beeindruckenden Naturkulisse des Naturparks Eisenwurzen bietet dazu einen ganz besonderen Charme. Das Festival ist beliebter Treffpunkt für Künstler und Musikbegeisterte und bietet in den zwei Wochen ein hochkarätiges und abwechslungsreiches Programm: Open Airs, Konzerte in der Pfarrkirche, in der Burg – zeitgenössische Musik, Weltmusik, Orchester, Barock, Jazz und klassische Kammermusik spannen einen Bogen, der immer auch den Mut zu Neuem erkennen lassen will.

Im Festival und in seinem vielfältigen Tun spiegelt sich immer wieder ein Grundgedanke Erich Mitterbäcks wider, nämlich wie wichtig es ist, in einer Gegend, wo man sich wohlfühlt – wo man Bezüge zur Vergangenheit, zur Tradition hat – auch Neues als Impuls zuzulassen. Das kann auf vielfache Weise möglich sein, im musikalischen oder bildnerischen Bereich und vielem mehr. Diese Offenheit entscheidet nicht wenig über die Zukunft einer Region und auch kleine Impulse sind oft der Anstoß zu Innovationsbereitschaft und neuen Ideen, die Großartiges hervorbringen können. Auch betont er vielfach den Einfluss der Kultur in regionale Belange. In Mitterbäcks Ideologie ist die Kultur nicht nur als hübsches Anhängsel der Gesellschaft definiert, bei der als erstes gespart wird, sondern als zentrales, essentielles Element mit weitreichender Einflussnahme. Die meisten Menschen sehen und akzeptieren das als Kultur, was ihnen persönlich gefällt. Ein klarer Blick für weitere Kulturschätze bleibt dann oft verwehrt. Mitterbäck fungiert auch hier bereits Jahrzehnte lang als Botschafter für mehr Toleranz, Offenheit und Neugierde gegenüber neuer oder unbekannter Kultur und wird auch nicht müde, das weiterhin zu tun, wofür ihm allerhöchste Anerkennung gebührt. Diese Verwurzelung mit der Region und der gleichzeitige Blick weit über die „G’seis“-Berge hinaus ist eine Kombination, die Erich Mitterbäck ausgezeichnet versteht.

Gratulation vom Landeshauptmann

In seiner Ansprache gratulierte Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer den Preisträgern: „Josef Krainer senior wäre stolz, wenn er sehen könnte, wie gut die Steiermark heute aufgestellt ist. Die Preisträger stehen dabei stellvertretend für viele engagierte Steirerinnen und Steirer, die in allen Bereichen von der Wirtschaft, über die Kunst und Kultur bis zum Sozialen Großartiges leisten.“ Schützenhöfer erinnerte in seinen Worten auch daran, dass Josef Krainer senior schon sehr früh die große Bedeutung eines geeinten Europas für unser Land erkannt hat.

Der Josef Krainer-Heimatpreis wird seit 1996 in Würdigung besonderer Verdienste um die Vertiefung kultureller Identität in allen Dimensionen der Lebenswelt der steirischen Heimat durch den Vorstand des Gedenkwerkes vergeben.

Foto: steiermark.at/Fischer
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