Nicht ins Kloster, aber in die Brauerei

Foto: Freisinger/Armin Russold
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Es gibt mit Markus Baumann einen neuen Gösser Braumeister, wo steht der im Organigramm der Brau Union Österreich?
ANDREAS WERNER: Ich selbst bin verantwortlicher Braumeister für die Region Süd der Brau Union mit den Brauereien in Leoben-Göß, Graz-Puntigam, Schladming, Lienz und seit kurzem auch Villach. Ich habe mein Büro in Göß und kümmere mich sehr gerne um diese Brauerei, aber nicht ausschließlich. Damit dieser Arbeitsumfang für mich überhaupt schaffbar ist, ist in jeder Brauerei ein verantwortlicher Braumeister. In Göß ist das Markus Baumann, er ist verantwortlich für das Personal, die Kosten, die Qualität.

Andreas Werner aus der Weinregion Burgenland hat die Qualität des steirischen Bieres nachhaltig geprägt, ein Mann aus Deutschland ist Gösser Braumeister. Braucht das Bierland Steiermark Entwicklungshilfe?
MARKUS BAUMANN: Die Steiermark nicht, aber vielleicht der deutsche Braumeister (scherzhaft). Die Marke Gösser hat in meiner Heimat einen guten Ruf, das war mit ein Grund, dass ich mich für die Stelle des Braumeisters beworben habe, aber auch, um mich selbst weiterzuentwickeln.
WERNER: Das Gösser Bier ist ein Volksgetränk, es kann nie schaden, wenn man etwas Gutes noch besser macht.

Was hat die Entscheidung beeinflusst, den Beruf in der Welt des Bieres zu suchen?
BAUMANN: Am Gymnasium hat mein Religionslehrer gesagt, wenn er nochmals eine Ausbildung machen müsste, dann würde er Brauer lernen und ins Kloster gehen. Ins Kloster wollte ich nicht. Aber ich habe mich seit diesem Zeitpunkt für den Brauberuf interessiert. Max Sachs von der Rotholz Brauerei im Schwarzwald hat mir wertvolle Tipps für meine Ausbildung gegeben. Nicht zur Freude meiner Eltern: Sie haben die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und gemeint, ihr Sohn werde Säufer.

Was ist die Herausforderung, um ein gutes Bier zu brauen, das sich auch verkaufen lässt?
BAUMANN: Das Gras muss der Kuh schmecken, wir wollen eine gleichbleibende Qualität schaffen, obwohl die Rohstoffe von Jahr zu Jahr unterschiedlich sind. Es gilt die Mitarbeiter zu motivieren, ständig am Ball zu bleiben und sich zu verbessern. Am Beispiel der deutschen Fußballnationalmannschaft hat man bei der Weltmeisterschaft gesehen, was rauskommt, wenn man sich auf alten Erfolgen ausruht.

Ergibt ein guter Rohstoff auch ein gutes Bier?
WERNER: Ohne gute Zutaten wird das Endprodukt nicht gut. Die Zubereitung selbst ist eine andere Sache. Ich vergleiche eine Brauerei mit einer Küche. Da gibt es einen Herd, da gibt's Gefäße, Geräte, die Zutaten. Der eine kauft billig, der andere legt Wert auf Qualität. Gutes Malz zu kaufen ist Voraussetzung, um gutes Bier brauen zu können. Aber ich brauche ein gutes Rezept, Erfahrung und Können, sonst wird das nichts.

Ist es für die Brauerei Göß ein wichtiges Kriterium, heimische Rohstoffe zu verwenden?
WERNER: Die Marke Gösser muss sich zu österreichischen Rohstoffen verpflichten. Wir haben das Glück, dass guter Hopfen in der Steiermark erhältlich ist, in unserem Fall in Leutschach. Bei der Gerste ist es noch nicht so, aber das könnte sich bald ändern.

Wohin geht der Trend in der Bierlandschaft?
WERNER: In Europa wird insgesamt weniger Alkohol getrunken, verantwortungsvoller Alkoholkonsum ist heute wichtiger als je zuvor. Daher sind alkoholfreie Biere im Kommen und Biermischgetränke, wie Radler. Der Konsum von Stark- und Spezialbieren geht zurück, der Absatz von Märzen, als liebstes Bier der Österreicher, bleibt hingegen konstant.

Zum zweiten Mal findet das Leobener BrauStadtFest statt. Welches Bier wird heuer ausgeschenkt?
WERNER: Es ist das unfiltrierte Gösser Zwickl, es ist naturtrüb durch Hefe und Eiweiß mit etlichen Vitaminen, das gibt dem Bier einen Mehrwert. Das Zwickl ist gefällig, nicht so bitter, blumig im Geschmack und ist sicherlich auch für Damen eine bierige Alternative.

Was erwartet die Besucher dieses Festes noch?

WERNER: Zu Gast ist wieder die Skilegende Hans Knauß, er ist ja Gösser Bierbotschafter, es gibt eine professionelle Moderation durch Erich Fuchs vom ORF Steiermark. Wir werden gemeinsam mit dem Alpenverein einen Rekordversuch im Bierkistenklettern starten. Angeboten wird wieder ein Shuttlebus zu unserem Gösseum. Und es gibt Musik und kulinarische Schmankerln von den Braustadtwirten.

Eure Lieblingsbiersorten?
BAUMANN:
Das Freibier.
WERNER: Auch ich muss diese Antwort geben, sonst ist eine meiner Brauereien böse auf mich.

Was trinkt ein Braumeister nach getaner Arbeit?
WERNER:
Gegen den ersten großen Durst Wasser, dann zum Genuss ein Bier. In meinem Haus habe ich zahlreiche Spezialitäten der Brau Union vorrätig.
BAUMANN: Bier, Gösser Bier.

Gibt's eine abschließende Botschaft an die WOCHE-Leserinnen und Leser?

WERNER und BAUMANN: Kommt alle am Freitag, 3. August, zum Leobener BrauStadtFest und feiert mit uns den internationalen Tag des Bieres!

Interview: Wolfgang Gaube
Fotos: Freisinger/Armin Russold

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