Momento – Wien Leopoldstadt
Auf den Spuren der NS-Opfer
Neue Online-Plattform "Momento – Wien Leopoldstadt" zeigt letzte Wohnorte, Archiv-Dokumente und Fotos.
LEOPOLDSTADT. Vor dem "Anschluss" an Nazi-Deutschland hatte der 2. Bezirk den höchsten jüdischen Bevölkerungsanteil in ganz Wien. In der Leopoldstadt wurden 31.000 Juden während des NS-Regimes ermordet. „Zwei Drittel jener, die aus Wien deportiert wurden, lebten zuletzt in der Leopoldstadt“, so Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger.
Die Gesichter hinter diesen Zahlen macht das Projekt des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) sichtbar. Seit 2016 ist die "Momento Wien" in der Inneren Stadt kostenlos nutzbar. Nun wurde die kostenlose Online-Plattform für Tablets und Smartphones optimiert und auf die Leopoldstadt erweitert.
Geboten werden Informationen zu den NS-Opfern: Die letzten Wohnadressen, Archivdokumente sowie Fotos der Ermordeten und der einstigen Gebäude sind unter www.memento.wien abrufbar.
Interaktives Erforschen
„Es war uns ein Anliegen, den Personen ein Bild zu geben“, sagt Wolfgang Schellenbach, Historiker und Projektleiter. Mit Momento kann man auf interaktive Art und Weise mehr über die Geschichte seiner Umgebung und über die Schicksale der Verfolgten erfahren.
Möchte man die Vergangenheit der Leopoldstadt erkunden, braucht man lediglich ein mobiles Gerät mit Internet und einen Personen- oder Straßennamen, den man auf der Website eingibt.
Neben Materialien aus dem DÖW enthält die Plattform auch jene anderer Archive, wie dem Institut Theresienstädter Initiative in Prag oder dem Staatsarchiv in Brüssel. So können die Spuren geflüchteter Juden bis ins Ausland verfolgt werden.
Erweiterung geplant
Gefördert wird das gesamte Projekt vom Bundeskanzleramt, von Wien Kultur und dem Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus. "Memento Wien – Leopoldstadt" wurde durch die Bezirksvorstehung Leopoldstadt (Kulturabteilung der Stadt Wien – MA 7) finanziert.
"Ich bin davon überzeugt, dass viele Bezirksbewohner das Tool nützen werden, um mehr über die Geschichte ihrer direkten Umgebung zu erfahren“, so Uschi Lichtenegger.
Die Website wird kontinuierlich erweitert und durch neue Informationen und Materialien ergänzt. Ab März 2019 soll Momento auch die NS-Opfer politischer Verfolgung nicht jüdischer Herkunft beinhalten. "Ziel ist ein lebendiges Archiv, das Einzelschicksale in der unmittelbaren Umgebung aufzeigt", so Schellenbach.
Bereits kommenden November will man das Projekt auf weitere Bezirke ausdehnen. Man befürchtet allerdings, dass eine stadtweite Datenbank aus finanziellen Gründen nicht zustandekommen wird.
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