Die Geschichte der Leopoldstädter Gemeindebauten
In der aktuellen Sonderausstellung im Leopoldstädter Bezirksmuseum dreht sich alles um die Geschichte der Gemeindebauten. Die Ausstellung ist noch bis Mittwoch, 28. Juni zu sehen.
LEOPOLDSTADT. In der Leopoldstadt sind einige der bekanntesten Gemeindebauten Wiens zu finden. Bauwerke, wie der Lassallehof oder der Georg-Emmerling-Hof sind stadtbekannt, nicht nur wegen ihrer markanten Bauweise, sondern auch aufgrund ihrer Geschichte.
„Vor dem Ersten Weltkrieg herrschte akuter Wohnungsmangel in Wien, auf 20 Quadratmetern lebten zehn Menschen. Um etwas Geld zu bekommen, wurden sogar Betten, die gerade frei waren, für eine Nacht weitervermietet“, so Museumsleiter Georg Friedler.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war die Stadt Wien zum Handeln gezwungen, denn es gab zu viele Familien und zu wenig Wohnungen.
Die Lösung: Von der Stadt Wien errichtete Wohnungen #+sollen zu leistbaren Mieten bereitgestellt werden.
Finanziert wurde der Bau vor allem durch die sogenannte „Luxussteuer“. Eindrucksvolle Gebäude, wie zum Beispiel das in der Marinelligasse, entstanden. „Gemeindebauten, die noch aus der Zwischenkriegszeit stammen, zeigen, was das sogenannte "Rote Wien" damals alles für die Bürger tat. Es gab nicht nur Wohnräume, sondern auch Waschküchen, Kindergärten, Freizeitangebote und vieles mehr“, so Georg Fiedler. Das Besondere an den Gemeindebauten ist auch, dass die Wohnungen nicht von der Straße aus erreichbar sind, sondern durch den Innenhof. „Der Zweck dieser Bauweise ist, dass es im Innenhof eine Begegnungszone gibt. Das soziale Leben wird dadurch gefördert.“
Nach dem Zweiten Weltkrieg
„Der Wohnungsbau durch die Stadt Wien endete mit dem Aufkommen des Austrofaschismus und wurde bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs nicht wiederaufgenommen. Erst als der Krieg vorbei war, entstanden wieder Gemeindebauten, aber diesmal auf eine ganz andere Art und Weise“, so Friedler.
Die Luxussteuer, durch die in der Zwischenkriegszeit aufwendige Bauten finanziert wurden, konnte aufgrund zu großer Kontroversen nicht wiedereingeführt werden. Aus diesem Grund wurde beim Bau der neuen Wiener Gemeindewohnungen gespart. „Es wurden wirklich nur noch Wohnungen gebaut, nichts drum herum. Statt prunkvoller Gebäude entstanden einfache Häuser“, so der Museumsleiter.
Bis 2004 wurden in Wien weiter Gemeindebauten errichtet. Seit 2014 wurde aufgrund der hohen Mietpreise wieder mit Bauprojekten der Stadt Wien begonnen.
Die Ausstellung zu den Gemeindebauten ist noch bis Mittwoch, 28. Juni, im Bezirksmuseum in der Karmelitergasse 9 zu sehen. Öffnungszeiten: Sonntag von 10 bis 13 Uhr und Mittwoch von 16 bis 18.30 Uhr. Eintritt frei.
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