Doris Albrecht-Rothen: Vom Theater in den Friseursalon
Doris Albrecht-Rothen verschlug es vom Friseursalon ins Theater – und wieder zurück.
LEOPOLDSTADT. So schließt sich der Kreis: Doris Albrecht-Rothen hat eine Lehre zur Friseurin absolviert und führt jetzt gemeinsam mit ihrem Mann Werner Rothen ein Haarstudio mit zugehörigem Café in der Praterstraße.
Dazwischen liegt allerdings eine Karriere in einem völlig anderen Bereich: Mit 20 beschloss Doris Albrecht-Rothen, damals noch Doris Nitsch, Schauspielerin zu werden. "Als Gesellin habe ich mir gedacht, dass ich mir auch noch etwas anderes ansehen möchte." Am Konservatorium der Stadt Wien wurde sie prompt aufgenommen und lernte unter Elfriede Ott. Im Anschluss war Albrecht-Rothen beim Theater der Jugend, den Salzburger Festspielen und auch in Deutschland engagiert. Ab 1999 folgte eine Fixanstellung im Theater an der Josefstadt unter Helmuth Lohner. "Durch Elfriede Ott habe ich die wienerischen Rollen von Anfang an mitbekommen und deshalb auch gerne und viel Nestroy gespielt", erzählt sie. Aber auch in den Komödien in den Kammerspielen war Albrecht-Rothen häufig zu sehen. "Es war eine schöne Zeit, und ich hatte das Glück, noch mit Größen wie Fritz Muliar, Elfriede Ott oder Ossy Kolmann auf der Bühne zu stehen."
Liebe und Neustart
Werner Rothen gab ihrem Leben dann eine neue Richtung: "Ich habe ihn in seinem Friseurcafé in Margareten kennengelernt. Ich habe dort immer Kaffee getrunken, weil der Kindergarten meines Sohnes gleich dahinter war." Werner Rothens Kinder besuchten den gleichen Kindergarten. Aus dem Kennenlernen wurde schnell eine Beziehung und eine Patchworkfamilie, die von einem weiteren, gemeinsamen Kind komplettiert wurde.
Aus dem Theater aus- und in den Friseurbetrieb einzusteigen, war für Doris Albrecht-Rothen eine logische Entscheidung: "Ich habe die Ausbildung, und der Theaterbetrieb ist nicht familienfreundlich. Du arbeitest, wenn die Familie daheim ist, und kommst heim, wenn alle schlafen."
Von den Brettern, die die Welt bedeuten, auf den Boden der Realität zu wechseln, war für sie auch nicht schwer: "Ich habe einen Lebensabschnitt abgehakt und mich voll auf den nächsten konzentriert." Der im Theater gelebte Arbeitsethos hilft aber auch in der Selbstständigkeit: "Du bist immer pünktlich, denn die Vorstellung wird für dich nicht verschoben. Und nie krank; stehst auch mit Fieber auf der Bühne."
Perspektivwechsel
Einiges ist aber natürlich anders: "Wenn ich etwa daran denke, was im Theater auf Leben und Tod wichtig ist, etwa, ob man gut ausgeleuchtet ist. Wir leiten einen Betrieb und haben Verantwortung für unsere zwölf Mitarbeiter, da gibt es andere Prioritäten." Prioritäten, die sie auch weitergeben will: "Unsere Kinder helfen bereits mit und sehen vor allem, welche Arbeitseinstellung wir für die Selbstständigkeit mitbringen. Ich glaube, dass ihnen das im Leben einmal helfen wird."
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