Unterwegs im Kriminalmuseum in der Leopoldstadt

Der Historiker Georg Hamann vor einem Würgegalgen, der sich einst im Innenhof des Wiener Landesgerichts befand.
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  • hochgeladen von Maria-Theresia Klenner

LEOPOLDSTADT. Georg Hamann dämpft die Zigarette aus und zieht die Türe des Kriminalmuseums auf. "Das Museum befindet sich im ehemaligen Gemeindehaus des jüdischen Ghettos, das sich bis 1670 hier befand. Es ist wie durch ein Wunder in den Kriegen nicht zerbombt worden und verfügt über einen großartigen Pawlatschenhof." So historisch wertvoll die erhaltene Architektur des Gebäudes in der Große Sperl Gasse 24 auch ist - für den Besuch des Kriminalmuseums sollte man gute Nerven mitbringen. Obwohl das Museum vom Historiker Harald Seyrl als Dokumentation des Wiener Polizei- und Justizwesens eingerichtet wurde, kommen auch Liebhaber des wohligen Gruselns auf ihre Kosten – was mit einem Blick auf Exponate wie den mumifizierten Kopf des Raubmörders Franz Zaglauer von Zahlheim oder das Skelett der hingerichteten Mörderin Theresia Kandl nicht weiter verwundert.

"Gegenstände, die ein Geschehen illustrieren, sind interessanter als die Tat selbst", weiß Museumsleiter Seyrl bei der Begrüßung und bittet in den ersten Raum, der Einblick in den Strafvollzug des Mittelalters samt Hexenverfolgung und Schranne bietet. Auf einer großen Tafel findet der Besucher die  Beschreibung eines ungeklärten Mordfalles, der laut Seyrl ein Meilenstein in der Polizeigeschichte markierte. "Hier beim Gemeindehaus wurde eine zerstückelte Frauenleiche gefunden. Diese wurde zusammengesetzt und zur Identifizierung hier im gemeindehaus ausgestellt", erzählt der Museumsleiter. "Es war das erste Mal, das die Polizei an die Öffentlichkeit zur Aufklärung eines Verbrechens herangetreten ist."

Skelett und mumifizierter Kopf

Über ein paar Treppen geht es weiter in einen tiefer gelegenen, langen Raum mit Vitrinen, in denen sich Tatmesser, die bei Mordopfern gefunden wurden, befinden. Vorbei an Instrumenten für die peinliche Befragung  gelangt man an ein Gemälde, das den Mord an Abbé Blank durch Severin von Jaroszynski darstellt. "Dieser Mordfall war sehr spektakulär", erklärt Hamann. "Jaroszynski lebte weit über seine Verhältnisse und ermordete 1827 seinen ehemaligen Lehrer Blank, nachdem ihm dieser seine Wertpapiere gezeigt hatte. Er wurde allerdings im Haus des Abbé gesehen, da er erst bei der falschen Tür klopfte. Schon kurz nach der Tat wurde er im Salon seiner Geliebten, der berühmten Sängerin Therese Krones, verhaftet. Jaroszynski wurde hingerichtet und Therese Krones verschwand aufgrund des Skandals für einige zeit aus dem Gesellschaftsleben der Stadt."

Ebenso für Aufsehen sorgte die "schönste Mörderin Wiens", Theresia Kandl. "Sie ging als Greißlerin von Hungelbrunn in die Geschichte ein", erzählt Georg Hamann im nächsten Raum vor einem großen Gemälde, das Theresia beim Entleeren einer Butte in der Piaristengasse zeigt. Entleert wird übrigens die Leiche ihres älteren Ehemannes Matthias, den die "Schöne Resi" zuvor mit einer Axt erschlagen hat. "Kandl starb am 16. März 1809 durch den Strang. Ihre Hinrichtung glich einem riesigen Volksfest." Besonders schaurig: Der Leichnam der jungen Mörderin wurde ausgegraben und ihr Skelett befindet sich in einem Schaukasten im Museum. Noch eine Spur gruseliger als Kandls Skelett ist allerding der mumifizierte Kopf des Raubmördern Franz Zaglauer von Zahlheim, der sich unter einem Glassturz befindet und noch über Zähne und volles, blondes Haar verfügt.

Morde und Attentate

Genug des Schauers führt Hamann durch kleinere Räume, die an die Revolution 1848 und das Attentatsversuch auf Kaiser Franz Josef im Jahr 1853 erinnern. In einem Glaskasten sind die blutigen Handschuhe des Flügeladjutanten Graf O´Donnell ausgestellt, der das Attentat verhinderte. Einige Zimmer voller Zeitungsausschnitte und Zeichnungen weiter bleibt der Historiker vor einem Gemälde stehen, das den Hochstapler Francesconi, der unter falschem Namen in einem Innenstadthotel abstieg und sich regelmäßig leere Blätter als Geldpakete zustellen ließ, zeigt. "Francesconi erhielt seine Pakete vom Geldbriefträger Johann Guga, der einmal den unüberlegten Satz `Ich habe noch so viele Geldbriefe auszutragen´ zu Francesconi sagte. Daraufhin wurde er von dem Hochstapler erdrosselt, doch der Strick riss. Daraufhin wollte er ihn erschießen, was auch nicht geklappt hat und letztendlich stach Francesconi auf den Briefträger ein. Dieser Mord zählte zu den spektakulärsten im 19. Jahrhundert", erzählt Hamann und führt über Steinstufen in den Keller.

Hier im Untergeschoß befinden sich neben der Pornografieabteilung die richtig grausigen Polizeifotos von spektakulären Morden bis in die Neunzigerjahre. Der 1981 erschossene SPÖ-Stadtrat Heinz Nittel ist in Form der Jacke des Attentäters ebenso im Keller des Museums vertreten wie die butbefleckte Kleidung der Opfer von Jack Unterweger. In einer kleinen Kammer befindet sich das wohl gruseligste Ausstellungsstück: "Dieser Würgegalgen befand sich im Innenhof des Landesgerichts", erklärt Hamann und macht sich auf den Weg zurück ins Obergeschoß. Vorbei an Zeitungsartikeln, Totenmasken und Plakaten mit verstümmelten Körpern kann im historischen Pawlatschenhof durchgeatmet werden. Die Erkenntnis, die nach diesem Rundgang gewonnen werden kann, lässt einen ebenso erschauern wie die dokumentierten Greueltaten: Die gefährlichste Bestie ist und bleibt der Mensch.

Zur Sache

Das Kriminalmuseum befindet sich in der Große Sperlgasse 24 im 2. Bezirk und hat von Mittwoch bis Sonntag sowie an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Kontakt: 0664/300 56 77 oder office@kriminalmuseum.at, Infos: www.kriminalmuseum.at

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