Buchrezension: Die Verdammten von Brett McBean
Zumindest grammatikalisch beginnt die Endzeit schon bei der Überschrift. Beeindruckend, da sie nur aus drei simplen Worten besteht. Aber gut, da weiß der Käufer gleich, dass er für den Preis kein Lektorat erwarten darf. Ich vermute mal, es hätte "Kämpf oder stirb" heißen sollen.
Was für mich zum Zeitpunkt der (Vor-)Bestellung nicht ersichtlich war, ist, dass es sich um drei Geschichten / Teile handelt, die in einem Buch zusammengefasst wurden. Der Autor war mir nicht bekannt, der Klappentext klang spannend, also habe ich bestellt und nun endlich auch Zeit zum Lesen gefunden.
Im ersten Teil wird die Situation von einer Handvoll Leuten geschildert, die in einer riesigen Tiefgarage (mit mehreren Parkdecks) eingeschlossen werden, weil unvermutet Bäume durch den Boden brechen und Richtung Himmel schießen. Schrittweise verwandeln sich die Parkdecks in eine Dschungelumgebung mit Wasserfall und wilden Tieren. An sich eine originelle Idee für ein Endzeit-Szenario, das vom Autor durchschnittlich spannend erzählt wird. Die Umsetzung ist kein Knaller, lässt sich aber flüssig lesen und sorgt - von kleinen Patzern abgesehen - auf den ersten hundert Seiten für die richtige Atmosphäre beim Lesen.
Leider entfernt sich die Story im weiteren Verlauf immer mehr von besagter Atmosphäre. Stattdessen wird Brutalität und Perversion freier Lauf gelassen. In gewisser Weise fühlte ich mich beim Lesen an "Die Gaia-Hypothese" von Maxime Chattam erinnert, der seinen gelungenen Romanbeginn ebenfalls einer Gewaltorgie opfert, die mich als Leser ungläubig bis verstört zurückgelassen hat. Schade, dass offenbar auch "Die Verdammten" letztlich nur eine Ansammlung von Vergewaltigungen, Sex mit Leichenteilen, Fäkalorgien und Erbrochenem ist.
Die rätselhafte Naturkatastrophe vom Klappentext verkommt völlig zur Nebensache, während der Autor die Seiten so dick mit seinen Fäkalfantasien beschmiert, dass man die Sch... förmlich riechen kann. Erschwerend kommt hinzu, dass für die handelnden Personen ihr völlig absurdes Verhalten offenbar ebenso normal ist wie für den Autor. *** Achtung Spoiler*** So genießt! eine Frau das Gefühl des BH-Stoffs an ihren Brustwarzen, deren Tochter gerade neben ihr in Stücke gehackt und vergewaltigt wurde (sowohl im Ganzen als auch in Teilen). *** Offenbar ist es das Talent des Autors, mit möglichst viel Brutalität und Ekel zu provozieren. Ich räume ein, das kann er. Ich hatte allerdings auf eine spannende Endzeit-Geschichte gehofft und wurde maßlos enttäuscht.
Fazit: Hätte der Klappentext auch nur im Ansatz erahnen lassen, was da auf mich zukommt, hätte ich die Finger von dem Buch gelassen. Die erste der drei Storys habe ich gelesen, den Rest erspare ich mir.
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