Buchrezension: Peacemaker von Howard Gordon
Gideon Davis, der "Peacemaker", dem das Buch seinen Titel verdankt, soll in einem militärischen Konflikt zwischen den verfeindeten Parteien vermitteln. Gideon wird für den heiklen Job ausgewählt, weil ausgerechnet sein Bruder im Verdacht steht, die Seiten gewechselt zu haben und die Feinde der USA zu unterstützen. Die Beziehung der beiden Brüder ist seit vielen Jahren belastet, dennoch zögert Gideon nicht, den Auftrag anzunehmen. Wenn er versagt, wird sein Bruder liquidiert.
Der (Drehbuch-)Autor, Howard Gorden, ist kein Unbekannter, hat er doch bereits "Emmy" und "Golden Globe Award" abgeräumt und bei Serien wie "The X-Files" oder "24" mitgearbeitet. Man darf sich vom Thriller "Peacemaker" also durchaus mehr erwarten als von anderen Erstlingswerken.
Die Story ist spannend erzählt, wobei vor allem der Anfang, mit seiner nüchternen bis informativen Erzählart, gut umgesetzt wurde. Ab der Mitte muss Kollege Zufall leider viel zu oft als Retter in der Not herhalten. Es gibt mehrere Actionfeuerwerke und jede Menge US-Nationalstolz gepaart mit Selbstaufopferung.
Im 35. Kapitel driftet die Geschichte schließlich ins Absurde ab. Wer seine Protagonisten in derart ausweglose Situationen bringt, muss auch bereit sein, sie zu opfern, anderenfalls bleibt die Glaubwürdigkeit auf der Strecke. So auch hier. Möglicherweise reichte die Motivation nicht bis zum Schluss. Das würde auch erklären, warum die Dialoge gegen Ende gar so gestelzt klingen. Ein Beispiel: Frau X musste zusehen, wie ihre Freunde und Mitarbeiter hingerichtet wurden. Mittlerweile hat sie selbst eine Waffe an der Schläfe und dient als Geisel und Schutzschild. Einen Warnschuss hat der Geiselnehmer bereits auf sie abgefeuert und sie verletzt. Nun erhöht er den Druck, um endlich die entscheidende Antwort von ihr zu bekommen.
Und was antwortet ihm die schwer traumatisierte Frau (die mit dem glühend heißen Lauf der soeben auf sie abgefeuerten Knarre an der Schläfe)?
Sie entgegnet: "Das habe ich nicht gesagt. Sehen Sie, eine Hohlladung ist gewissermaßen das chirurgische Messer unter den Sprengsätzen. Die gesamte Wucht der Detonation geht in eine Richtung. Wenn die Sprengladungen nicht exakt... bla bla..."
Respekt vor so viel Mut zur Klugscheißerei während einer Nahtoderfahrung. Offenbar liest Frau X keine guten Thriller, denn ich erinnere mich an unzählige, in denen Leute für weit weniger ausschweifende Antworten abgeknallt wurden.
Ein Teil des Punkteabzugs geht auf das Konto des Übersetzers, der leider an mehreren Stellen schwächelt. Begriffe wie Kugeln, Kugellager oder Kabelbinder sind keineswegs so außergewöhnlich, dass man daran scheitern müsste. Natürlich kann man sich den Sinn zusammenreimen, aber falsche Bilder stören das Kopfkino und genau das bedient der Autor über weite Strecken wirklich gut.
Fazit: Ein solider Anfang, der allzu bereitwillig dem Zufall geopfert wird. Am Ende fließt besonders viel US-Heldenschmalz, aber das ist reine Geschmackssache.
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