Aus Afghanistan nach Liesing
Hilfe-Suchender wird Helfer
Aus dem 24-jährigen Afghanen Mostafa wurde ein überzeugter Liesinger. Mit sehr viel Herz und Seele.
LIESING. Mostafa, oder "Musti", wie ihn seine Freunde nennen, war ein glückliches Kind. Er wuchs in einer gut situierten Familie auf. Er spielte mit seinen Schwestern und half seinen Eltern, die gerade ein Haus bauen wollten. Nur eines stand seinem Glück im Wege. Er lebte in Afghanistan und gehört der Minderheit der Hazara an.
In den Wirren des Krieges kam sein Vater durch die Taliban ums Leben und er flüchtete mit seiner Mutter und seinen Schwestern zu einem Onkel in den Iran, wo diese heute noch leben. Er selbst machte sich auf Wusch seiner Mutter auf den Weg nach Österreich. Über seine Erlebnisse dabei spricht er ungern, aber man merkt ihm an, dass es kein leichter Weg war. "Die Reise hat lange gedauert und war beschwerlich" – mehr ist ihm darüber nicht zu entlocken.
Drei Monate verbrachte er im Flüchtlingslager Traiskirchen, bevor er in Salzburg eine vorübergehende Heimat fand und sofort eine Ausbildung zum Pflegeassistenten begann. "Ich habe mich zu Hause um meine Großeltern gekümmert. Sie gefüttert und auch auf die Körperpflege geachtet. Ich wollte schon immer im sozialen Bereich arbeiten", erzählt er in mittlerweile flüssigem Deutsch. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Schule schrieb er dutzende Berwerbungen, aber in Salzburg wollte ihn niemand beschäftigen. Nur die Volkshilfe Wien hat ihm eine Chance gegeben und diese Entscheidung nie bereut.
Als mobiler Pfleger unterwegs
Seit 2017 ist er nun bei der Volkshilfe im Bereich der mobilen Heimhilfe beschäftigt und sehr stolz darauf. "Ich habe nie auch nur einen Cent Mindestsicherung bezogen. Seit ich hier bin, stehe ich auf eigenen Beinen und ich bin dankbar, dass mir diese Möglichkeit gegeben wurde", berichtet er.
Seine Mentorin Eva Schmidt, die als pensionierte Deutsch-Lehrerin ehrenamtlich bei Agenda 21 und dem Sprachcafé in Liesing mitarbeitet, ist voll des Lobes für Musti. "Er ist ein ausgesprochen selbstloser und hilfsbereiter Mensch. Er unterstützt uns und seine Landsleute wo immer er nur kann, ohne eine Gegenleistung zu verlangen." Ob er nun anderen Familien bei den Amtswegen hilft, als Dolmetscher einspringt oder für ältere Menschen im Bezirk einkaufen geht – wo immer Hilfe nötig ist, springt er ein. "Ich bin sehr dankbar, dass es Menschen wie Eva gibt. Ich bin begeistert von den Österreichern. Viele sind sehr hilfsbereit", gibt er sich positiv – und über die anderen, die er auch kennengelernt hat, verliert er kein Wort.
Mittlerweile ist Mostafa ein begeisterter Liesinger: "Ich liebe den 23. Bezirk. Hier ist mein Herz jetzt zu Hause. Hier will ich nie wieder weg." Mit einer Ausnahme. Am Samstag, 16. November, hat er selbst einen Ausflug in den Schwarzenberg-Park im 17. Bezirk organisiert. Für seine Freunde, Kollegen und für alle, die einfach mit dabei sein wollen. Wer Mostafa persönlich kennenlernen will: Treffpunkt ist um 11.45 Uhr beim Sprachcafé in der Breitenfurter Straße 358.
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