Sommertheater Perchtoldsdorf: "Scharfzüngig, lustig und total 'stylish'"
Von Oscar Wilde zu Elfriede Jelinek: In "Ernst ist das Leben" lösen sich die Grenzen von richtig und falsch auf.
LIESING. Der Regisseur Michael Sturminger hat diesmal tief in die Theater-Trickkiste gegriffen: Oscar Wildes klassische Komödie "Ernst ist das Leben (Bunbury)" ist bei den diesjährigen Sommerspielen Perchtoldsdorf in der Bearbeitung von Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek zu sehen.
Das Ensemble für die Aufführungen hat Sturminger ausschließlich mit Frauen besetzt. Raphaela Möst, Elzemarieke de Vos, Michou Friesz, Maria Hofstätter, Marie-Christine Friedrich, Miriam Fussenegger und Maresi Riegner sind dabei. Wir haben dem Regisseur Michael Sturminger einige Fragen zu der außergewöhnlichen Inszenierung gestellt.
Welche Themen beschäftigen Sie in der Inszenierung?
MICHAEL STURMINGER: Oscar Wilde war einer der intelligentesten Europäer überhaupt: scharfzüngig, lustig und total "stylish". Er war für London und damit in gewisser Weise für die ganze westliche Welt stilprägend. Er hatte einen unglaublichen Humor, hinter dem große Klugheit und auch Traurigkeit steckten. Oscar Wilde brachte Themen ins Gespräch, die heute immer noch nicht außer Frage stehen. Er war mit jeder Faser seiner Existenz ein Denker des liberalen Individualismus, den viele heute in Europa eigentlich lesen müssten, um zu verstehen, wie sehr man mit den derzeit aufkommenden rechten Tendenzen auf dem vollkommen falschen Dampfer ist.
Für wen ist das Stück gedacht?
STURMINGER: In "Ernst ist das Leben" kann jeder auf spielerische Art ablesen, was Oscar Wilde ausdrücken wollte, nämlich dass man den Menschen, die ja so vielfältig sind, das Recht einräumen muss, für sich selbst zu entscheiden, wie und wo und mit wem sie ihr Leben verbringen wollen.
Warum haben Sie sich für diese Inszenierung entschieden?
STURMINGER: Wir haben ein Ensemble, das nur aus Frauen besteht. Wir haben also heterosexuelle und homosexuelle Frauen und Männer auf der Bühne, und alle werden von Frauen dargestellt, wodurch sich die Grenzen zwischen den unterschiedlichen sexuellen Orientierungen auflösen. Es gibt in den Beziehungen kein richtig und kein falsch mehr. Und das hat in einem Stück, in dem es darum geht, dass jede Form von Beziehung, also wirklich alles, möglich sein kann, eine geradezu erstaunliche Wirkung.
Zur Sache
Noch bis 28. Juli ist "Ernst ist das Leben" auf der Burg Perchtoldsdorf zu sehen. Alle Infos dazu und Tickets gibt es auf www.sommerspiele-perchtoldsdorf.at
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