Zum Gedenken an NS-Opfer
Initiative verlegt neue Steine der Erinnerung für Opfer des Naziregimes aus Liesing.
LIESING. Die Mitglieder des Vereines "Steine 23" wollen verhindern, dass die Verbrechen aus der Zeit des Nationalsozialismus in Vergessenheit geraten. Dazu verlegen sie an den ehemaligen Wohnorten der Opfer vergoldete Pflastersteine mit biografischen Details.
"Wichtig ist uns, nicht nur der aus rassistischen und antisemitischen Gründen verfolgten Opfer zu gedenken, sondern auch derer, die aus politischen Gründen verfolgt wurden", erzählt Waltraut Kovacic vom Verein Steine 23. "Davon hat es gerade in den Liesinger Fabriken viele gegeben. Der kommunistische Widerstand war hier sehr stark. Teilweise wurden Menschen für das Verteilen von Flugblättern ermordet." Insgesamt gibt es in Wien sieben Vereine, die solche Erinnerungsarbeit betreiben.
Deportiert und umgebracht
Am Samstag, den 5. November, wurden die neuesten Steine eingeweiht. Gedacht wurde drei Frauen, die aufgrund ihres jüdischen Glaubens deportiert und umgebracht wurden.
Johanna Weiss aus der Jaschkagasse 1 wurde am 15. Oktober 1941 nach Lodz deportiert und dort getötet. Rosa Kominik und Adele Kohn wurden am 15. Mai 1942 nach Theresienstadt verschleppt. Nur wenig später hat man beide in Lublin ermordet. Für sie wurden in der Schlossgartenstraße 14 Steine der Erinnerung angelegt. "Der Fall von Rosa Kominik ist besonders tragisch", erzählt Kovacic. "Sie war eine mittellose Schneiderin, die für ein Pelzmodengeschäft in der Mariahilfer Straße gearbeitet hat. Weil sie kein Geld hatte, wurde ihr Ausreiseantrag nicht bewilligt." Auch im Jahr 2017 wird der Verein Steine verlegen. Doch auch größere Aktionen sind in Planung. "Wir haben 47 Namen von Menschen, die in städtischen jüdischen Altersheimen in Mauer gewohnt haben. Sie wurden in der Euthanasie-Anstalt Hartheim ermordet. Wir wollen im Park am Haus des Lebens am Maurer Berg eine Gedenktafel errichten, um daran zu erinnern", sagt Kovacic. Der Bezirk Liesing unterstützt das Projekt.
Erinnerungskultur stärken
Um die Erinnerungskultur in Liesing zu stärken, plant die Initiative eine Vertiefung der Zusammenarbeit mit den Schulen im Bezirk. "Mit der Anton-Krieger-Gasse haben wir bereits eine sehr gute Zusammenarbeit", so Kovacic. "Wir wollen sehen, dass wir weitere Kontakte dieser Art bekommen."
Im Jahr 2018 soll ein Schwerpunkt auf die Liesinger Synagoge gelegt werden. "Sie wurde 1938 abgefackelt", sagt Kovacic. "Heute ist dort eine Orthopädiefirma, die das Anbringen einer Gedenktafel verweigert. Nur am Nebengrundstück durften wir eine anbringen. Sie ist aber schlecht sichtbar. Das wollen wir ändern."
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