Landschaft erzählt Geschichte
Von der letzten Triftklause im Ennstal zum Naturjuwel Borsee

Am Borsee
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Vom steirischen Altenmarkt sind es nur ein paar Fahrminuten ins oberösterreichische Schönau an der Enns. Nach Überquerung der Ennsbrücke findet man eine gute Parkmöglichkeit in Bahnhofsnähe vor. Gemütlich geht es zunächst entlang des Schleifenbaches am Weg entlang, dann wird es etwas steiler hinauf zum Borsee. Nach einer guten Stunde Gehzeit und beeindrucken Tiefblicken zum 100 Meter tiefer liegenden Schleifenbach gelangt man durch eine romantische Schlucht zum Borsee und der letzten erhaltenen Klause, der Schleifenbachklause in der Region Nationalpark-Kalkalpen.
In der vom Nationalpark Kalkalpen herausgegebenen Zeitschrift „Aufwind“ vom Herbst 1996 ist die interessante Geschichte des Holztransportes und der Holzkohlengewinnung gut beschrieben:
„Erste Aufzeichnungen über den Bor- oder Göserlingsee und die Schleifenbachklause gab es schon um etwa 1550. Jedenfalls wurde zu dieser Zeit der Bau einer neuen Klause - die alte war nahe am Verfallen - geplant. In einem Schreiben der Innerberger Hauptgewerkschaft vom 24. September 1668 an Graf Maximilian Lamberg heißt es sinngemäß: „...Und was den Göserlingsee anbelangt, der nach Erbauung der neuen Klause ausgebrochen und seither etwas abgeronnen ist, ersuchen wir gehorsam, denselben noch diese Woche verbauen und soweit es möglich ist, vor weiterem Ausbruch und Abrinnen verwahren zu lassen...“ Auch die Holznutzung in diesem Gebiet, „in der Kreisten“, ist archivalisch seit dem Ende des Mittelalters nachgewiesen. Das Holz wurde auf kilometerlangen Holzriesen und mit Pferde- und Ochsenfuhrwerken zum Triftsee befördert und unterhalb der Klause gelagert. Kurz oberhalb der Mündung des Schleifenbaches in die Enns befand sich ein großer „Rechen“, wo die Stämme aufgefangen wurden. Sie wurden dort zu Holzkohle verkohlt. Auf Ennsflößen transportierte man diese anschließend nach Hieflau zu den Eisenschmelzöfen oder nach Kleinreifling zu den Hammerwerken.“
Wann genau der Triftbetrieb eingestellt und aufgelassen wurde, ist unbekannt. Ein Forstmeister soll um 1900 gesagt haben: „Der Forstbetrieb in der Kreisten ist unrentabel, das Revier sollte man absperren und den Schlüssel in die Enns werfen.“
In und um den durchschnittlich 2 Meter tiefen See ist seit dem Ende der Holztrift ein Lebensraum für Amphibien und Reptilien, Kleinkrebse und wasserliebenden Insekten entstanden. Am nördlichen Ende des Sees entstand eine Niedermoorfläche, im Bereich der Klause und entlang der südlichen Ufer haben sich ausgedehnte Schwimmblattbestände mit dem Schwimmenden Laichkraut und großflächigen Röhrichtbeständen ausgebildet.
So hat die ehemalige intensive Kohlholzwirtschaft in der Region um den Steirischen Erzberg schließlich heute zur Entstehung wertvoller ökologischer und landschaftsgeschichtlicher Lebensräume geführt.

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