Von den Wörschachern lässt man sich gerne "den Baum aufstellen"

Da heißt es "Anpacken". Das händische Aufstellen ist mancherorts nicht mehr üblich. | Foto: KK
2Bilder
  • Da heißt es "Anpacken". Das händische Aufstellen ist mancherorts nicht mehr üblich.
  • Foto: KK
  • hochgeladen von Petra Schuster

Jedes Jahr am 30. April wird in den Dörfern der Maibaum aufgestellt. Einst wurde diese Tradition als großes Fest im Dorf gefeiert. Zu diesem Anlass wurde das beste Gewand aus dem Kleiderschrank geholt, die Männer streiften sich die Lederhose über, Frauen zogen ihr Sonntagsdirndl an und machten sich hübsch. Auch heute kann man in manchen Gegenden noch das Weiterführen dieses Brauchtums erleben.

Manneskraft ist gefragt

In wenigen Fällen wird jedoch, so wie anno dazumal selbstverständlich, der Baum per Hand und mit vereinten Kräften aufgestellt. In Wörschach hat man diese Tradition erhalten. Jedes Jahr trifft man sich dort am letzten Tag des Aprils am Abend, um den schön geschmückten und vorbereiteten Maibaum in den Himmel ragen zu lassen. Ein ortsansässiger Verein hält diese Idee aufrecht und organisiert die Veranstaltung. Um alles Notwendige, das für diesen Brauch bereitzustellen ist, bemüht sich das Team des Gasthauses Weitgasser. So ein Maibaum, der hat besondere Merkmale, wie im Buch "Ennstaler Bräuche im Jahrlauf" detailliert beschrieben ist.

Der Charakter des Maibaums

Der Maibaum ist eine hohe Fichte, die von einem Bauern oder einer Waldgenossenschaft gespendet wird. Als Vorbereitung wird dieser Baum "geschepst" (das heißt, entrindet). Der Wipfel bleibt oben und wird mit bunten Bändern geschmückt. Darunter kommen ein großer gebundener Reisigkranz und zwei Stoffpuppen, die Bua und Dirndl darstellen. Der Behang des Baumes ist von Ort zu Ort verschieden. Mancherorts sind Puppen auf dem Baum zu finden, in Kleinsölk gibt es diese zum Beispiel nicht.

Symbol der Fruchtbarkeit

Der Maibaum steht für den Ausdruck des Sieges des Frühlings über den Winter. Er ist Anzeiger für die kommende Jahreszeit und weist auf Fruchtbarkeit und Lebensfreude hin. In früheren Zeiten wurde der Baum einige Tage bewacht. Die sogenannten "Umschneidpassen", Männer aus dem Nachbarort, sorgten für Anspannung, denn jede Sekunde von Unaufmerksamkeit wurde genutzt, um das Exemplar aus der Nachbarschaft umzuschneiden. Ein Höhepunkt des Maibaumaufstellens, der heutzutage kaum mehr gängig ist, war das Maibaumklettern. Burschen stellten sich der Aufgabe, Teile des Behangs vom Baum zu holen, zum Beispiel die Puppen, um sie ihrer Liebsten zu übergeben.

Da heißt es "Anpacken". Das händische Aufstellen ist mancherorts nicht mehr üblich. | Foto: KK
Der Baum wird von Stangen gestützt. Die Knochenarbeit wird dann mit "Zusammensitzen" belohnt. | Foto: KK
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.